(Speakers Corner Beitrag von Oliver)
Immer wieder wird das Internet zensiert. Mal sind es Seiten die wahrscheinlich niemand möchte – sei es braune Suppe oder etwa gefälschte Bankseiten – mal aber auch „konsensfähige“ Seiten, sei es aus Inkompetenz oder z.B. aus angeblichen Copyrightgründen.
Anlässlich der Olympischen Spiele in China ist jetzt das Thema Netzzensur wieder mal aktuell geworden. Zwar sind einigermaßen informierte Zeitgenossen nicht wirklich von dem Umstand überrascht, dass in China nicht alle Internetseiten erreichbar sind, jedoch bietet diese Thema anscheinend mal wieder die Gelegenheit auf dem Wirtschaftskonkurrenten China herumzuhacken.
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Leider wird nur zu gerne übersehen, dass auch andere Länder wie zum Beispiel Iran, USA oder Niedersachsen gerne mit der Zensurkeule schwingen, wenn es mal wieder ein aktuelles Thema zum profilieren gibt. Da fallen einem spontan Bombenbauanleitungen, YouPorn oder anderes un-„christlich-demokratisches“ ein.
Das Problem an jeglicher Form der Zensur ist aber von mehreren Seiten zu betrachten:
- Fängt man einmal mit der Zensur an, weitet sie sich immer mehr aus. Sind es anfangs noch abstoßende Sachen könnte es ja zum Beispiel bald die Seite „der Linken“ oder der „wirren Bürgerinitiative“ treffen, wenn die anderen Parteien sich entschließen die als „zu gefährlich/falsch/unwichtig“ einzustufen.
- Es fällt einem demokratischen Land das selbst zensiert schwer, sogenannte Schurkenstaaten zu mehr Bürgerrechten zu drängen, da man nicht mehr vom höheren moralischen Standpunkt argumentieren kann. Genau diesen Effekt kann man zum Beispiel bei China schon beobachten.
- Es ist nur schwer möglich einzelne Seiten zu sperren ohne dass andere (ganz normale Seiten) vielleicht in Mitleidenschaft gezogen werden
- Wirklich sperren lassen sich „böse“ Seiten eh nicht zuverlässig, wäre das möglich müssten wir ja keine Angst vor irgendwelchen Bankseiten-Fälschern haben.
Dazu kommt noch, dass die meisten Formen der Netzzensur mit einfachsten Mitteln zu umgehen sind. Insbesondere die sogenannte „Great Firewall of China“ ist eher mit einem Maschendrahtzaun vergleichbar als mit einem ernsthaften Hindernis.
Um dieses Wissen zu verbreiten hat der ChaosComputerClub jetzt eine Internetseite erstellt, auf der von der chinesischen oder einer anderen Zensur Betroffenen einfach umzusetzende Umgehungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.
Diese Seite ist unter chinesewall.ccc.de zu finden.
Disclaimer: Ich habe selbst bei der Entwicklung der Seite und des FreedomSticks mitgearbeitet.