meinen Eindruck über den neuen Kleinwagen habe ich schon zu schildern versucht, viel spannender -denn letztlich bleibt ein Auto eben ein Fortbewegungsmittel für mich, das zu funktionieren hat und gut ist- finde ich jedoch die Orga und die Möglichkeiten, wie eine Firma wie Alfa das Internet für sich nutzt. Und wir sprechen jetzt nicht von der Schema-F Seite, die jede Autofirma besitzt. Auch nicht von den weitestgehend standardisierten Microsites, die man sich gerne überall gönnt, sobald ein neues Modell herauskommt. Mag sein, dass zB die Audi R8-Seite wirklich nicht schlecht ist. Reden wir lieber mehr von Interaktion, weniger von One Way Messaging, wie toll ein Auto sein soll. Dreh- und Angelpunkt ist hierbei die Einführung eines neuen Modells am Beispiel des Mitos und wie das Alfa umgesetzt hat im Netz. Im fortlaufenden Betrieb, also im Alltag, kommen andere Möglichkeiten zum Tragen, die sich deutlich von einer Markteinführung unterscheiden. Doch das Letztere blenden wir hierbei gedanklich aus.
Zunächst einmal hat man mit der Community zusammen nach einem Namen gesucht. Den fand man auch: „Furiosa“. MiTo ist es am Ende aber geworden. Warum? Didi (Dietmar Klement aus Schweiz, Betreiber von Alfa News) hat mich dahingehend aufgeklärt. Den Alfa-Chefes gefiel der Name nicht. Punkt:) Finde ich seitens Alfa ziemlich inkonsequent. Keine Ahnung, ob Alfa nun das erste Unternehmen ist, das sowas überhaupt probiert hat.
Dann wäre noch der zweite, sichtbare Hinweis: Ein MiTo-Blog. Das ein ungewöhnliches Design bietet. Der Rest ist aber so wie wir es alle gewohnt sind. Nach einer Durchsicht der Artikel würde ich das Blog nicht in meinen RSS-Reader packen, es fehlt für meinen Geschmack zu viel, um das Werden eines PKWs zu vermitteln und die Leser dauerhaft zu fesseln, insofern man kein Alfa-Fan ist. Aus Sicht der Macher (Produktmanager, Marketiers, Ingenieure, Testfahrer und und und) könnte man da viel mehr reinpacken. Insgesamt aber muss man betonen, dass Alfa das erste Unternehmen zu sein scheint, das zur Markteinführung eines Autos auch ein Blog nutzt und damit wenigstens etwas mehr Nähe via Netz zum Kunden zeigt. Was aber die Etablierung echter Feedback-Wege angeht (Einbindung von Mitarbeitern, die Fragen beantworten, die per Kommentaren aufkommen), kann ich nix zu sagen. Auf den ersten Blick habe ich von außen keine Hinweise entdeckt.
Kommen wir zum Kernpunkt: Nun hat uns Blogger Alfa ja zum Vorführ-Event nach Italien eingeladen. Manche mögen sagen, dass ist schon einmal mehr als normal. Normal ist, dass man die Presse einlädt und gut ist. Nicht normal ist es, dass man nun auch Blogger einlädt. Soweit so gut. Allerdings hat es Alfa ziemlich verbasselt, dem Blogger seine typische Arbeitsumgebung zur Verfügung zu stellen: Internet Access und Streaming-Möglichkeiten. Am eigentlichen Testtag befanden wir uns auf einer Rennstrecke. No WLAN. Nix. In den Autos gabs keine Cams. PC-Stationen auch nicht. Ist nicht sehr smart, denn… wie vermittelt man über einen Multiplikator die Eindrücke rund ums Auto?
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Indem man die Blogger live ihre Leser miterleben lässt, was passiert. Und es gab genügend Möglichkeiten bzw. Testfahrten, um einen Haufen Eindrücke per Text, Ton und Bild zu vermitteln. Eine Twitterwall für Deutschland, Schweiz, Spanien, Israel und Italien (entspricht den einzelnen Blogger-Nationen, die anwesend waren) wäre ziemlich obergeil gewesen. Gekoppelt mit Mogulus (Videostreaming). Cams mit Ton an der Rennstrecke. Im Auto. „Wie, schau mal, der Basic gurkt sich aber einen ab. Haste den Schwitzen gesehen? Hey, Basic, gib mal endlich Gas“. Während der Testübungen standen uns gestandene Rennprofis bei. Deren Sprüche waren schon sehr geil: „Hey, nix bremsä wie auf Supermarkt, das war Oma“, „schnellär, progressive Gas, schnelläääär, progresssive Gas geb“. Die Reifen quietschen, der Motor jault, die Pylonen fliegen reihenweise weg, der Rennprofi hält sich verzweifelt die Augen zu, der Mann an der Telemetrie lacht sich nen Ast:))
In der Summe könnte man ganz wunderbar synchrone und asynchrone Stilmittel des modernen Webs nutzen, um den MiTo förmlich erfühlen zu können. Wir reden vom Außenstehenden. Und betrachten den Blogger als Realtime-Multiplikator. Und behandeln ihn demnach auch so. Mach und nutz das, was du gewohnt bist. Wobei man die ganze Arbeit ja nicht nur durch die Blogger erledigen lassen muss. Es wäre ohne Weiteres denkbar, dass die Ingenieure und Designer parallel im Netz hängen und Fragen seitens der Leser beantworten hätten können.
Es gab einen Haufen Möglichkeiten, die man aber nicht genutzt hat. Blogger wie Presseleute zu behandeln, ergibt für mich wenig Sinn, da wir weitaus mehr „realtime“ sind. Wir wurden ständig um die Strecke gejagt, Spaß pur ist das, ja klar, aber multiplikatorisch gesehen kein Bringer in meinen Augen. Und ohne Netzzugang und ohne organistorisch entgegenkommenden Maßnahmen ist man wie ein Fisch im Trockenen. Immerhin reden wir nicht von einem Barcamp, wo man froh sein kann, wenn man ins Netz kommt und Streaming in High Definiton Qualität eine Luxusvariante darstellt. Wenn das Event vorbei ist, der Gummigeruch verflogen ist, bleibt nur noch ein Bruchteil der vermittelbaren Eindrücke übrig. Schade das ist.
Nochmals: Auf einer Rennstrecke verfügt man über eine kontrollierbare Umgebung (gegenüber einer Testfahrt durch die Pampa), die exzellente Möglichkeiten bietet, den Spaß rund ums Auto zu übertragen. Kleine, sportliche Wettbewerbe ließen sich oW als „Spiele ohne Grenzen“ ins Netz übertragen, um nicht nur den Bloggern vor Ort Laune zu machen. Wie gern hätte ich den Spaniern gezeigt, dass sie nicht immer gewinnen können;) Und es geht nicht nur darum, wie man dem Blogger das Bloggen, Twittern, Flickern und Streamen einfacher macht. Es geht ebenso darum, dass man die Mitarbeiter genauso einbindet und zusammen ein Netzerlebnis schafft, das sich gewaschen hat.
Wie auf einer old school Konferenz: Alles ist abgeschottet, hoffentlich erzählen die Teilnehmer später anderen was. Ein new school Konferenz ist komplett anders: Schon während der Konferenz können Interessierte von außen reinschauen und gar mitmachen.
Konzeptionell gesehen könnte man Vorführungen von neuen Modellen oW nach einer gewissen Lernphase soweit in den Griff bekommen und schematisieren, dass man eben nicht mehr jeden Kunden über extrem teure TV-Werbekampagnen in den Autoladen bekommen muss, um sich wenigstens das Auto mal anzsuchauen. Das aber nur am Rande. Autokonzerne brauchen eben etwas länger.
So gesehen war das Alfa-Event ein leichter Einstieg ins interaktive Netz „machen wir mal etwas, weil das Netz schon irgendwie wichtiger geworden ist“. Von einer echten und dauerhaften realtime Etablierung der Möglichkeiten rund ums Netz ist man aber noch weit weg. Gerade was die Einführung neuer Modelle angeht. Andere Autokonzerne stehen da auch nicht besser da, eher gar schlechter.
Ok, Alfa, nice try, next time be more progressive, more gas and smoother driving to say it in the words by one of the racing pros:)