im Artikel über die Entwicklungsaussichten der Presse im Netz fehlten mir ja wie gesagt einige Daten. Nach ein bisserl Suchen bin ich auf den Geschäftsbericht der manager magazin Verlagsgesellschaft mbH gestoßen, der Infos zum Geschäftsjahr 2006 bietet. Sucht auf e-bundesanzeiger.de nach Manager Magazin.
Schauen wir uns die Daten an. Eine Frage war für mich, wie sehr die journalistisch tätigen Verlage von der Werbung leben. Dazu brauchen wir die Umsätze aus dem Zeitschriftenverkauf, die Werbeeinahmen und die Kosten. Haben wir.
Brutto-Werbeumsätze (inkl. der Konkurrenz)
Manager Magazin 16,9 Mio Euro
Wirtschaftswoche 72,9 Mio Euro
Capital: 39,4 Mio Euro
Impulse: 9,9 Mio Euro
Vertiebserlöse aus Heftverkauf (~HeftpreisxAuflage)
Manager Magazin: 6,6 Mio Euro
Wirtschaftswoche: 32,5 Mio Euro
Capital: 18,8 Mio Euro
Impulse: 9,7 Mio Euro
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Anteil Umsatz aus Werbung zu Gesamtumsatz (Werbung+Vertriebserlöse)
Manager Magazin: 72%
Wirtschaftswoche: 69%
Capital: 68%
Impulse: 51%
Zu den Kosten der Konkurrenz lässt sich natürlich der GB des Manager Magazins nicht aus, daher betrachten wir nur ein Unternehmen. Die Kosten:
MM beschäftigte anno 2006 49 Personen, davon waren 46 im redaktionellen Bereich tätig, 3 in der Verwaltung. Hinzukommen 4 vier Honorarempfänger „als so genannte Pauschalisten, die als Redakteure oder Korrespondenten arbeiten„. Die Personalkosten belaufen sich auf 5,5 Mio Euro. Unter sonstigen Betriebsaufwendungen sind wohl vaD alle Kosten zu subsummieren, die mit der Herstellung und dem Vertrieb des Manager Magazins anfallen. Die belaufen sich auf 10,3 Mio Euro. Sprich, Personalkosten machen rund 35% aus, 65% fallen mit der Herstellung zusammen (inkl. natürlich Miete usw.). Stark anzunehmen, dass die Herstellungskosten externalisiert sind, sonst würden wohl weitere Angestellte beschäftigt sein, außer den 49 Genannten. So gesehen dürften die Personalkosten etwas mehr ins Gewicht fallen, wenn man das Magazin inhouse produzieren würde, da Gewinnzuschläge des Dienstleisters wegfallen (wie sich Spezialisierungseffekte der Druckanbieter auf die Kostenstrukturen auswirken, weiß ich natürlich nicht). Aber das nur am Rande.
Halten wir also fest:
Wenn das Manager Magazin beim bestehenden Output keine Werbeeinnahmen (-16,0 Mio Euro) erzielen würde, müsste man mit lediglich 6,6 Mio Euro auf der Einnahmenseite auskommen. Das würde gerade für die Abdeckung der Personalkosten reichen, nicht mehr aber für den Druck und Vertrieb. Da die Gesamtkosten mit rund 16 Mio Euro zu Buche schlagen.
Insofern verstehe ich zumindest nun wesentlich besser, warum Umwälzungen bei den Werbebudgets (zwischen den Kanälen Print, TV, Radio, Online, dazu natürlich noch Plakatwerbung) seitens der Verlage mit Argusaugen beobachtet werden. Und da das Internet die größten Steigerungen in den letzten Jahren verzeichnet, was die Umschichtung der Werbebudgets in diesen Kanal angeht, sind die Sorgen nur zu verständlich. Würde zB das Manager Magazin 10% seiner Werbeeinnahmen verlieren, wäre das Betriebsergebnis anno 2006 von 4.488.174 Euro auf 2.798.174 Euro gesunken, also um ~38%.
Zu den Werbeausgaben ziehen wir den Geschäftsbericht heran:
Die für Medienunternehmen wichtigen Werbeaufwendungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr insgesamt (Print, Fernsehen, Rundfunk, Plakat und Online; alle Angaben auf Basis der „Nielsen Media Research“) um 1,3 Mrd € auf 20,7 Mrd € erhöht. … Die mit + 65,5 % (+ 0,3 Mrd. €) stärkste Zuwachsrate hat Online zu verzeichnen. Es folgen die Publikumszeitschriften (+ 7,4 %, + 0,3 Mrd. €), die Tageszeitungen (+ 6,3 %, + 0,3 Mrd. €) und das Fernsehen (+ 3,3 %, + 0,3 Mrd. €). Auch die Rundfunkwerbung (+ 4,5 %, + 0,1 Mrd €), die Fachzeitschriften (+ 9,2 %) und die Plakatwerbung (+ 5,8 %) steigen spürbar, aber auf deutlich geringerem absoluten Niveau. … Beim Marktanteil bleiben die klassischen Medien insgesamt mit 96,7 % hinter dem Vorjahreswert (97,9 %) zurück, während der Anteil des Online-Werbemarkts durch sein überproportionales Wachstum auf 3,3 % (2005: 2,1 %) zugenommen hat.
Bedenkt man, dass der Konsument das Internet ungefähr genauso intensiv wie den TV-Kanal nutzt (der in D den größten Anteil am Werbekuchen hält), kann man sich oW ausmalen, wohin der Switch der Werbeausgaben zeigen wird. Und was das für die Print-Leute bedeutet.
Auf der anderen Seite kennen wir nun die reinen Personalkosten des Manager Magazins (5,5 Mio Euro anno 2006). Würde man theoretisch nur noch im Netz publizieren, aber die gleiche Personalstärke beibehalten, würden schon einmal die rund 10 Mio Herstell- und Vertriebskosten wegfallen. Hinzukommen würden stattdessen Kosten für die IT-Infrastruktur inkl. Lizenzen, Wartung, Design, etcpp (eben alles, was mit dem Hosting einer Onlineseite zu tun hat). Die dürften -darf ich schätzen- nicht mehr als 1-2 Mio Euro betragen. Auf der Habenseite benötigt das Manager Magazin damit lediglich ~7 Mio Euro. Übersetzen wird das schnell und nur sehr grob in Traffic und Google-AdSense Einheiten, um eine Orientierung zu haben. Wenn MM nur auf Google Adsense setzt, bedeutet das pro 1.000 Page Impressions und einer 1% Klickrate bei 10 Eurocent Durchschnittseinnahme eine Einnahme von 1 Euro via Werbung (=~TKP). Um auf 7 Mio Euro zu kommen, müsste der Onlineauftritt des Manager Magazins pro Jahr 7 Mrd PIs erzeugen, also pro Monat rund 583 Mio PIs. Das entspricht übrigens fast dem PI-Aufkommen von Spon pro Monat (529 Mio);) Was hat laut IVW das Manager Magazin online tatsächlich geschafft? Letzten Monat waren es 17.844.652 Page Impressions. Ok, ein TKP von 1 Euro war eine fiese Annahme. Trauen wir dem Manager Magazin, weil es ein Business Magazin ist, einen edlen, durchschnittlichen TKP von 20 Euro zu. Damit müsste MM nur noch 1/20 der 583 Mio PIs erzeugen. Das entspricht 29 Mio PIs. Ola… da wären die aber schon nah dran an den geforderten und gedachten 7 Mio Euro Einnahmen in PI-Einheiten gesprochen. Sooo schlimm ist es also gar nicht mal. Wie gesagt, das sind alles sehr grobe Zahlen, aber sie dienen als Orientiertung, um ein Gefühl für die Situation zu entwickeln, was es heißt, print und online zu produzieren.
Hat jemand Daten zu den Einnahmen von Spiegel Online? Und was natürlich auch noch sehr interessant zu betrachten wäre: Wie verhält sich der Kostenverlauf Print vs Online. Das kann man vereinfachen, indem man zunächst den für den Output notwendigen Mannaufwand in beiden Bereichen als gleich hoch annimmt (man hält die Fixkostenanteile fest). Dann kommt es nur noch drauf an, wieviel Mehrausgaben für 10% mehr an Traffic und 10% mehr an Printverkäufen über variable Kostenanteile anfallen (wir erinnern uns: Manager Magazin lässt drucken, bezahlt also recht flexibel je nach Auflagenhöhe statt selbst für die Maschinen unabhängig des Outputs mittelfristig fixe Summen ausgeben zu müssen). Ich verwette meinen Hintern, dass Online wesentlich besser abschneidet. Rein kostentechnisch gesehen wäre also ein Onlinenews-Redaktion einer Print-Redaktion vorzuziehen, da ein besserer Kostenverlauf eine höhere Rendite verspricht. Nur, das ist nicht ganz korrekt. Denn wie verhalten sich die Einnahmen? Steigen die online genauso schnell wie im Print? Aber das beim nächsten Mal. Kostentechnisch ist das aber im Modell kein Rätsel: Nimmt man an, dass die IT-Infrastrukturkosten mind. um das Doppelte niedriger als die Herstellungs- und Verteilungskosten im Print-Bereich sind, kommt es tatsächlich in the long run nur noch auf die „Einnahmesensitivität“ an.
Dein Zahlenspiel ist etwas verwirrend und m.M nach auch nicht korrekt,
da Du, wenn ich richtig gelesen habe vergessen hast bei einem reinen Online Betrieb des MMagazins die Werbeausgaben mit einzuberechnen.
Oder kommen die 580 bzw. 29 Mio PI`s von alleine?
In 2007 ist es mit den Printanzeigen nicht ganz so ‚gut‘ für die Publikumspresse gelaufen: Die Anzeigenumsätze der Publikumspresse (Brutto) nahmen in 2007 um 1,8 % ab (Nielsen Media research).
Und das Manager Magazin hat nach Anzeigenseiten gegenüber dem Vorjahr 6,1 % eingebüßt eingebüßt und im 1. Halbjahr 2008 noch einmal 7,3 % gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres (Quelle: PZ-Online).
Ich versuche die Frage immer umzudrehen: Was will der Kunde und wofür ist er bereit, wieviel zu zahlen und erst dann kann / muss ich mir überlegen, ob ich damit Geld auch verdienen kann. Das Manager Magazin (als Service Portfolio) kratzt nicht einmal an den Möglichkeiten, die das Internet und Mobile bietet um Kunden Mehrwert zu bieten, vor lauter vorauseilender Vorsicht, das dies die Auflage und das Anzeigenaufkommen des Monatsmagazines gegebenenfalls negativ beeinflussen könnte …
@Muck, was wäre denn realistisch Deines Erachtens? Eine Ahnung?
@Hugo, geht das – die neuen Zahlen zum MM- 1:1 mit einer Verringerung der Werbeeinnahmen einher?
Nein. Nicht 1:1 weil die Zeitschriften (fast) regelmäßig mit jeder neuen Preisliste auch die Preise (brutto) erhöhen, was sich dann netto durchsetzen steht auf einem anderen Blatt. Berücksichtigt man die Preisentwicklung / Kostensteigerungen in Herstellung und Verlag ist das was bleibt, über alle ausgewerteten Titel seit 2.000 rückläufig.
Nielsen berechnet den Wert nach dem Brutto-Anzeigenpreisen der Verlage (Anzeigenseiten x Bruttopreis). Die entsprechenden Nielsen Angaben (nur für Januar bis Mai 08 verfügbar) weisen ein Minus von 1,1 % im Bruttowert aus (bereinigt um Veränderungen und vergleichbar mit 2007/1-5, sogar ein Minus 2,2 %).
Die Nielsen Auswertung beruht auf der Auswertung von ca. 775 Titel von mehr als 3.000 Publikumszeitschriften (laut VDZ) Anzeigenseiten X Preisliste (brutto).
Was aber auch angemerkt werden muss ist, dass ein Großteil der bei Nielson ausgewerteten Werbung von den Medien selbst kommt. Ich habe darüber berichtet:
Für das Jahr 2007 weist Nielsen einen (Brutto)-Anzeigenumsatz von 1.822, 48 Mio. Euro für Publikumszeitschriften aus
inklusive
– 600,2 Mio. Euro Werbung für Publikumszeitschriften
– 145,2 Mio. Euro Werbung für TV-Programm
– 97,8 Mio. Euro Werbung für Sonstige Medien / Verlage
insgesamt also 843,2 Mio. Werbung für Medien oder 46,4 % des gesamten (erfassten) Werbeaufkommens in Publikumszeitschriften.
Die gute Botschaft daran ist, dass die Medien an den Nutzen von Werbung im Publikumszeitschriften glauben …
Die Sache mit den Ausgaben ist mit Sicherheit anders zu bewerten. So sind zu den „Nicht-Personalkosten“ ja auch Kosten für Reisen, Unterkünfte, Agenturnachrichten usw., die mit Sicherheit einen nicht unerheblichen Anteil ausmachen.
[…] Robert Basic analysiert die Entwicklungsaussichten der (Wirtschafts-)Medien im Netz. […]
Muck (#1) und shore (#5) haben sicher Recht: Mit den Personalkosten allein und einem Aufschlag für die IT ist es nicht getan. Die „sonstigen Betriebsaufwendungen“ enthalten etliche Posten, die auch ein reines Online-Magazin stemmen müsste. Wie hoch deren Anteil einzuschätzen ist, kann ich nicht sagen. Es dürfte aber nicht so viel sein, dass der Kern Deiner Argumentation wegbrechen würde.
Im Ergebnis bleibt, dass das Manager Magazin im Internet eine interessante Perspektive hätte und dazu noch nicht einmal Personal entlassen müsste!
vielleicht bekomme ich auch das noch heraus, bin mir sicher, dass es Pauschalanteile gibt, die man über Benchmarks bekommen kann. Möglicherweise hat ein Lehrstuhl diese Daten. Dass es womöglich mehr als 7 Mio sind, macht den Bock nicht ganz so fett mehr.
Was aber den Vergleich Print vs Online angeht, kann man auch das außen vor lassen (also Reisekosten etc), wenn man vom gleichen Output ausgeht. Alle Kostenanteile (Personalstärke, Reisekosten, Material, …), die gleichartig sind, fliegen bei einer Vergleichsrechnung heraus. Man betrachtet das, was wirklich anders ist. So zB gibt es Online keine Portokosten für den Versand einer Zeitschrift. Dafür aber SEO-/Internetwerbeausgaben. Usw…
Wie oben gesagt, bei den Verbänden oder die Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes (letzte – Juni 2008 – erschienene Ausgabe 2006) zu Rate ziehen.
danke:)
Die zahlen für SPON findet man meiner Meinung nach unter „SPIEGEL ONLINE GmbH“ auch beim e-Bundesanzeiger.
Ich denke ansonsten hebt sich bei den Kosten zwischen web und print vieles auf. Vorher Coverdesigner – jetzt Webdesigner. Print/Vertriebler – Web/SEO usw.
Würde ansonsten auch sagen, das es Online günstiger ist und mehr positive Synergien erzeugt. Es ist ein wenig wie beim Discounter, ich gehe halt selbst ans Regel und nehme genau das was ich brauche und das hat für das Unternehmen einfache gewisse Kostenvorteile.
Und ich glaube auch die econimies of scale greifen auch beim Hosting schneller als beim Drucken.
Artikel im Web haben zudem mehr Zeit sich zu armotisieren, sie benötigen nicht die eine Auflage, sondern sind meist auch noch nach 3 Jahren abrufbar im Web und somit potentielle Umsatzquelle, oder?
Seh ich das richtig, dass Du mit deiner Rechnung nur beim Break-Even rauskommst? Dann hat das MM immer noch das Problem, 4,4 Mio Ergebnis aus der „Vor-Imaginaer-Internet“-Aera zu erwirtschaften. Also noch einmal ein bisschen mehr als 50 % mehr an Besuchern anzulocken.
nope, habe modellhaft Gesamtkosten betrachtet, nicht nur Abdeckung der Fixkosten
Ok, ich hab uebersehen dass Du davon ausgehst, dass sie mit ihrer Online-Ausgabe noch immer so viel Umsatz durch Vertriebserloese machen wie vorher als Magazin. Sie muessen also ihre Zugriffszahlen um ca. 50% erhoehen und gleichzeitig nicht zu knapp „Eintritt“ verlangen. Ich wuerde sagen, dass ist eine Herausforderung!
[…] haben wir bisher rausgefunden: – in “Eyeballs II und die Presse” haben wir uns den Geschäftsbericht des Manager Magazins angeschaut. Mittels dem wir […]
Um Unternehmen mit den Visits und PIs zu vergleich könnt ihr den Meedia-Analyzer benutzen.
Link: http://meedia.de/menu/tools/meedia-analyzer/uebersicht/
[…] der Artikelserie „Eyeballs“ (Eyeballs III und die Presse: Spiegel Online, Eyeballs II und die Presse: Manager Magazin und Eyeball-Markt tödlich für Presse?) habe ich versucht zu analysieren, was das Problem der […]