Georg schreibt: Die SMS-ifizierung schadet auch dieser Site, weil ich dadurch weniger blogge. Habe das auch hin und wiede von anderen vernommen. So wie ich das bisher sehe, kann das auf einen twitternden Blogger mehrere Auswirkungen (was ein großes Wort für so einen kleinen Dienst wie Twitter) haben:
1. Man bloggt gar nicht mehr, weil man viel schneller und einfach kommunizieren kann, sich aber dennoch nicht zu weit vom Bloggen entfernt fühlen muss. Es ist wie ein gleitender Übergang. So weit weg ist Twitter von einem Blog nicht, wie man zunächst denken mag. Im Gegensatz zu herkömmlichen Chat-Systemen wird der Beitrag archiviert und bekommt einen Permalink verpasst. Wie bei einem Blog! Lacht nicht, Permalinks wurden erst etwas später erfunden (-> Links wurden nicht erfunden, sondern die Blogsysteme wurden so angepasst, dass ein Artikel eine eigene URL bekam), nachdem das Bloggen als solches schon relativ bekannt war in den USA. Zu Beginn gab es pro Blog-Artikel keinen eigene URL! Eine kleine, sehr unscheinbare Errungenschaft, die vehement zur Vernetzung der Blogosphäre beigetragen hatte! Würde man wie bei einem Chat-System ältere Beiträge einfach verfallen lassen, fiele die Möglichkeit zur asynchronen Kommunikation (zusätzlich zur synchronen) flach und damit würde der Reiz von Twitter als bleibender Chat stark abfallen.
Was trägt noch dazu bei, dass man das Blog links liegen lässt? Ist denn ein Blog nicht viel flexibler und bietet es nicht weitreichendere Möglichkeiten an? Ja und nein. Wenn man Blogs als dialogische Vernetzungssoftware versteht, kommt man schnell zum Punkt der sozialen Beziehungen. Gegenüber einem Blog bietet Twitter den Vorteil, dass man explizit „Freundschaften“ deklarieren kann, was beim Verhältnis Blogger-zu-Kommentierenden-zu-Lesern wachsweich ist. Bei Twitter followe ich anderen = explizite Leser. Bei Twitter kommentiere ich via @reply, dazu muss ich nicht unbedingt Follower sein. Mit Hilfe der Reply-Funktion hat Twitter das soziale Gefüge meiner Meinung nach stark gefördert! So kann ich auch nahezu jederzeit sämtliche Kommentare des Twitter-Users einsehen (wenn man seine Tweets = Twitter-Beiträge nicht vor der Öffentlichkeit versteckt hat), was so beim Bloggen einfach nicht drin ist!
2. Man bloggt einfach weniger. Klar, auch das ist eine mögliche Auswirkung. Es muss nicht gleich 0 oder 1 sein. Nicht selten hört man, dass das einfache, schnelle Übermitteln von Infos mit Twitter erfolgt, statt wie früher per Blog. Lange, ausführliche Beiträge von twitternden Bloggern also nur noch auf Blogs und kurze Beiträge nur noch auf Twitter? Zu früh vorherzusehen das ist, die Zukunft unklar ist.
3.Man bloggt wie bisher, hat aber mit Twitter eine weitere Ölquelle aufgetan, interessante Linkverweise zu entdecken, die nicht auf einem Voting-Mechanismus einer anonymen Masse wie bei Digg.com beruht, sondern auf den Leuten, denen man freiwillig auf Twitter lauscht.
Btw, es kann gut sein, dass Twitter selbst gekilled wird, wenn sich momentane Bestrebungen konkretisieren, ein dezentrales Twitter-Protokoll auf die Beine zu stellen. Siehe auch dazu Georg Holzer.