was zeichnet ein Social Network aus und warum gibt es so viele? Eigentlich recht einfach. Ein Social Network zeichnet sich durch ein Userprofil aus, das mit anderen Usern vernetzt wird. Wie geht das? Durch zwei Wege: User laden ihre Kontakte frisch auf die Seite ein und sie suchen sich neue bzw. bekannte Kontakte auf der Seite zusammen, die dort bereits registriert sind. Beide Wege wirken sich vertriebsbegünstigend aus, der erste Weg wirkt direkt, der zweite Weg wirkt indirekt. Der User übernimmt den Vetrieb, ist doch fantastisch, ein Traum.
Mehr noch. Durch das Wachstum des eigenen Netzwerks nimmt die Interaktionshäufigkeit zu (1st degree = 10 Kontakte, 2nd degree = 1.000 Kontakte, 3rd degree… = na?), der User verlagert mehr und mehr Zeit fast schon gezwungenermaßen auf das SN. Und wo hängen dann die Buddies ab? Eben, in der neuen Lieblingslocation. Die man zunehmend da hinlocken wird. Momentan extrem bei wer-kennt-wen zu beobachten. Bis es zu einem Social Place für Viele wird. StudiVZ. Doch es gibt ja nicht nur ein Social Network, es gibt viele Social Networks, für alle möglichen Zwecke, mal fokussierter (Dopplr), mal weniger fokussiert (MySpace). Und was muss man dort machen? Eben, erneut seine Buddies einladen und neue/bestehende Buddies auf dem SN zusammenfinden, bis man ein für sich zufriedenstellendes Netz aufgebaut hat, damit sich das Social Place einigermaßen wohlig anfühlt.
Und? Nun, man kann sich jetzt schon vorstellen, dass das spätestens beim 10. noch so tollen SN irgendwann ermüdend wird, diesen Netzwerkaufbau jedes Mal aufs Neue vorzunehmen. Das langt aber nicht. Wir dürfen ja nicht die Interaktionen auf den 10 SNs vergessen. In jedem hast du 10 direkte Kontakte, 1.000 Freunde deiner Freunde, 100.000 Freunde der Freunde deiner Freunde. Und sagen wir mal, du interagierst (egal in welche Richtung) explizit mit 0.01% dieser noch so entfernten Buddies 3. Grades. Das wären täglich rund 110 Aktionen (Gästebuch, interne Mail, neue Freundschaftsanfrage, Invitation zu einer neuen Applikation -OpenSocial lässt grüßen- Fotos markieren, gruscheln, taggen, bewerten, etcpp). Selbst wenn jede Aktion nur 1 Minute in Anspruch nimmt im Schnitt, wären das fast zwei Stunden pro Tag. Zwar bieten SNs bewußt oder unbewußt unterschiedlich komplexe Interaktionsmöglichkeiten an, damit der User auch mal im Vorbeigehen was machen kann, ohne gleich das Brain anstrengen zu müssen. Und auch nicht immer interagieren muss, sondern auch entspannt duchsurfen kann. Aber, Zeit ist Zeit. Und die zwei Stunden sind übrigens nix Besonderes, viele Friendster-User verbrachten im Schnitt zwei Stunden alleine auf dieser Plattform damals. Das dürfte bei Facebook und MySpace heute nicht groß anders sein.
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Nur, 10x 2 Stunden geht nicht. Und jedes Mal ein neues Netzwerk durch Einladen und Entdecken aufbauen auch nicht. Sprich: Der Vorteil, dass User eines SNs die Seite vermarkten, die Vetriebsfunktion übernehmen und auch noch sehr ähnlich gelagerte Zeiteinheiten (was die Arten der Interaktion angeht) investieren, wird schwinden. Mit jedem User, der in einer gewissen Anzahl von SNs aktiv ist bzw. war. Und die SNs buhlen um all diese User. Doch, ein gutes SN knabbert am verfügbaren Zeitkontingent des Users. Auch zu Lasten anderer SNs.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Sobald ich ein Cafe betrete, werde ich aufgefordert, andere User einzuladen. Wenn ich wieder rausgehe, kann ich meine Freunde nicht mitnehmen, die bleiben als Geiseln, damit ich wiederkomme, ja oft und lange wiederkomme. Funktionieren Cafes nach dem Prinzip der Geiselhaft und kostenlosen Vertriebsarbeit für den Inhaber? Social Networks schon. Aber zunächst ein Schwenk zur jüngsten Story von Robert Scoble. Ein kleiner Stein, der eine anrollende Lawine ausgelöst hat möglicherweise.
Habt Ihr die Story mit Robert Scoble mitbekommen? Der wurde von Facebook gekickt, als er ein Script eingesetzt hat, dass Kontakte Richtung Plaxo ausgelesen hatte. Ohne die ganze Story im Detail erzählen zu wollen, das Ende vom Lied ist, dass sich Facebook, Plaxo und Google der sog. Data Portability Group angeschlossen haben. Mission Statement:
As users, our identity, photos, videos and other forms of personal data should be discoverable by, and shared between our chosen tools or vendors. We need a DHCP for Identity. A distributed File System for data. The technologies already exist, we simply need a complete reference design to put the pieces together.
So, was hat Mr. Naseweis Robert B. schon einige Male erzählt? Die Social Networking Anbieter, auch die Großen, werden sich so oder so Gedanken machen müssen, wie man die persönlichen Netzwerke und Interaktionsmöglichkeiten der User zwischen den SNs nicht abschottet, sondern öffnet. Sonst läuft es darauf hinaus, dass die User ermüden, keinen Bock mehr haben, wegbleiben, abwinken. Zunehmend vor der Datenhorterei der SNs zurückschrecken. Man möchte sich letztlich mit seinen Buddies wo auch immer und wann auch immer in das Cafe setzen können, ohne komplexe Formulare ausfüllen zu müssen. Anrufen, Treffpunkt, Uhrzeit, fertig.
Es ging bei SNs nie darum, dass man sich vernetzt, sondern dass man stets einen Teil seines alltäglichen, sozialen Zusammenlebens Stück für Stück auch in ein Social Network überträgt. Denn, Social Networks bilden -so Stand der heutigen Technik- sehr grob das soziale Verhalten von Menschen digitalisiert ab. SNs sind digitale Treffpunkte. Es spielt dabei keine Rolle, welchen eigentlichen Zweck sie haben, ob Schwimmbad, Disco, Bar, Kino, Restaurant, Wohnzimmer, Cafe, Einkaufsmeile, Tankstelle, Bushaltestelle, Dorfkirche, Tanzschuppen, what ever. Man will hingehen, ohne olle, sehr grobe Türsteherprozesse immer und immer wieder durchzugehen. Ohne jedes Mal aufs Neue sagen zu wollen, wer meine Buddies sind. Man hat als SN-Anbieter ohne es wohl zu wollen, ohne es zu ahnen (da die meisten SN-Anbieter CopyCats sind und imho kein Verständnis haben, was sie da tun), eine Tür aufgestoßen und die User nutzen diesen Durchgang, übertragen dabei ihre Erfahrungen aus dem RL auf das SN. „Lass mich einfach rein, lass mich einfach raus, meine Freunde sind keine Geiseln“. Das ist die unausgesprochene Message. Wollen also neue „Cafes“ = Orte = Social Places Erfolg haben, werden sie lernen müssen, was es heißt, reales Sozialisierungs- und Ausgehverhalten zu befriedigen. Sonst werden sie gegen die jetzigen SNs keine Chance haben. Komisch, echte Cafe-Inhaber haben die Tür nie zugesperrt, sie steht offen in beide Richtungen. Und sie haben gelernt, dennoch Erfolg zu haben. Open the Doors, Mister Social Networker:)) Tja, wer hat gesagt, dass Virtualisierung des menschlichen Zusammenseins eine Sache von guten Codern und smarten Marketiers ist? Ein SN existiert nicht allein, es ist in sich selbst in einer vernetzten Umgebung eingebettet. Und damit kann es nicht selbstbestimmend auf Basis der eigenen Aktionen agieren. Jedes SN prägt in der Summe die Erfahrungen der User. Das muss man berücksichtigen, wenn man ein SN plant ode betreibt. Und wie gesagt,es ist ratsam, sich die gesamte Entwicklung anzuschauen, nicht nur die der Konkurrenten.