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Mr. Wissenschaftler, tear down this walls

Marc zur Open Access-Initiative und den Problemen, eingefahrene Strukturen (die teils auch kommerziell, nicht nur reputationstechnisch getrieben sind) aufzubrechen, Der weite Weg von der Einstellungs- zur Verhaltensänderung » Hürden auf dem Weg zu Open Access:

Open-Access – also der freie, unentgeltliche Online-Zugriff auf wissenschaftliche Publikationen – ist ein faszinierendes Konzept. Allein die Beharrungskräfte des wissenschaftlichen Publikationssystems und die Trägheit jedes einzelnen Wissenschaftlers stehen einem durchgreifenden Erfolg entgegen.1 Aber hier gilt wie anderswo: Pioniergeist wird selten belohnt.

Denn das schlagkräftigste und perfideste Argument gegen Open Access sind die bestehenden Strukturen. Und diese Strukturen belohnen derzeit eben eine „konservative“ Publikationsstrategie, die gewinnmaximierend auf die etablierten Journals setzt.

Schmerzlich zu sehen, dass akademisches Wissen immer noch gebunkert und reguliert verteilt wird. Auf Viralmythen merkt man schnell, dass es auch an technischen Unzulänglichkeiten mangelt, eine offene, vernetzte Struktur überhaupt nutzen zu können („Standards für offene Standards“:).

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

10 Kommentare

  • Das Interesse der Wissenschaftler an Open-Access ist nicht so gering weil konservative Publikationsstrategien belohnt werden. Von seinem Arbeistplatz aus hat jeder Wissenschaftler in den Unis und staatlichen und halbstaatlichen Forschungsinstituten online Zugang zu den relevanten Zeitschriften in seinem Fachbereich. Er merkt diesen closed-Shop nicht. Daher ist die Motivation, dies zu ändern nicht vorhanden.

  • @Tim:

    Du hast natürlich recht, daß die Situation für die meisten Wissenschaftler in den Unis recht komfortabel ist und hier der individuelle Leidensdruck meist recht gering. Und ja, auch dieser Umstand spielt mit rein und schmälert die Motivation hier etwas in Richtung Open Access zu ändern.

    Allerdings ist meine These, daß eben konservative Publikationsstrategien belohnt werden, dennoch zutreffend. 😉

    Und abgesehen davon ist es längst auch so, daß selbst die Bibliotheken der großen Unis immer mehr Zeitschriftenabos kündigen müssen und mit Sicherheit die allermeisten Wissenschaftler schon die Erfahrung gemacht haben, daß sie auf bestimmte Artikel dann eben doch keinen unentgeltlichen Zugriff haben.
    Kleines aktuelles Beispiel aus der Praxis: wer sich als Wissenschaftler der TU München (immerhin Exzellenzuni) von zuhause mit seinen Zugangsdaten ins Uninetz einloggt und dann bspw. im Nature-Archiv stöbern will, bleibt auch außen vor. Selbst da hat man sich aus Kostengründen nur für Lizenzen entschieden, die eben ausschließlich einen Zugriff von ausgewählten Rechnern gestatten.

  • Von zuhause. Ich kenne nur die Situation in der biomedizinischen Forschung. Da arbeitet niemand von zuhause. Das Belohnungssystem ist vollkommen. Alle Ressourcen und Bewertungen laufen nach impact-factor. Ob individuell oder institutsbezogen. Da Zeit in ein open-access Journal zu stecken, mit geringen impact factor? Dazu: Das Renomee des Journals zeigt sich nicht nur bei der Publikation. Der Wissenschaftler hat auch selten die Wahl. Forschungsgeldgeber aus der Pharma- und Biotechindustrie bestimmen mkt, wo etwas veröffentlicht wird. Und helfen im Zweifel mit ihren Konakten, dass ein nicht so optimales Paper trotzdem wenigstens in bezahlten supplements landet. Und irgendwann will man zu den reviewern gehören – da ist ein lautstarkes Eintreten gegen das Publishing-System nicht hilfreich.

  • Schon interessant.

    Und dabei ist das Web doch angeblich genau dazu entwickelt worden – um Wissenschaftlern eine Möglichkeit zu geben, Wissen auszutauschen.

    Oder waren damit nur die…sagen wir mal die Wissenschaftler der Bereiche „Verhaltensforschung“ und „Fortpflanzung“…gemeint?

  • @Tim:
    Ich selbst bin Sozialwissenschaftler und dort kommt es durchaus häufiger vor, daß man auch am heimischen Schreibtisch arbeitet. Mit meinem Beispiel bezog ich mich allerdings auf die Chemie – mein Mitbewohner schreibt gerade noch seine Doktorarbeit und sitzt dazu teilweise auch zuhause… und an Wochenenden sind die Unitüren auch meist geschlossen. 😉

    Ansonsten hast Du mit deinen Anmerkungen ja zu 100% recht. Genau diese Denkmuster – daß man Zeit, Ressourcen und Karrierechancen nicht leichtfertig riskiert, sondern auf das „sichere Pferd“ der etablierten Journals setzt – verhindern, daß OA erfolgreicher wird und breitere Akzeptanz findet. In meinem Artikel (den Robert oben verlinkt hat) habe ich genau diesen Mechanismus (das Schielen auf den Impact Faktor etc.) skizziert.

    @ Stefan:
    Ja, das Internet ist ein Instrument, um Informationen auszutauschen. Und es wird ja gerade in der Wissenschaft auch genutzt. Es ist mit Sicherheit nicht so, daß der Austausch gegenüber der Phase vor 20-30 Jahren geringer geworden wäre, aber er hinkt doch den Möglichkeiten hinterher, die heute bereits vorliegen.

  • Trotzdem glaube ich, dass es die in sich geschlossenen Elfenbeintürme an den Unis immer noch gibt. Open Source ist – so glaube ich persönlich – bei manchen alten Profs noch nicht ganz angekommen, oder besser gesagt angenommen worden… leider.

    Zwei Linzer haben dazu ein interessantes Buch zum Thema „Freie Netze – Freies Wissen“ geschrieben, das man natürlich auch downloaden kann. Hier eine Beschreibung: http://ooe.orf.at/magazin/treffpunkt/kultur/stories/216937/

    Lesenwert, wie ich finde!

  • Eine Firma wird an ihren Produkten gemessen. Wir Uni-Wissenschaftler haben als Produkt unsere Absolventen für den Bereich der Lehre und Publikationen für den Bereich der Forschung. Eine Publikation ist nun mal mehr wert, wenn sie in einem hochangesehenen Journal veröffentlicht wird. Deshalb schielt man nicht auf den Impact Factor, sondern man beachtet ihn. Warum also sollte man eine OA-Plattform nutzen?
    Was man aber tun kann: Den richtigen Verlag auswählen. Im Bereich Chemie, in dem ich arbeite, hat das mal jemand am MPI für Polymerforschung untersucht und einen interessanten Zusammenhang entdeckt: Der Impact Factor ist umgekehrt proportional zum Abo-Preis. Konsequenz für mich: Bei den großen Gesellschaften, z.B. American Chemical Society, publizieren. Die sind für die Büchereien bezahlbar und keine Gelddruckmaschinen a la Elsevier.
    Für Open Access ist es noch nicht soweit.

  • @Oswald:

    Deine Darstellung (daß man sich eben am Impact Faktor orientiert, weil er eben auch den „Wert“ einer Publikation mitbestimmt) bestätigt doch nur die Feststellung, daß die bestehenden Verhältnisse die Fortschreibung der bisherigen Praxis belohnen und somit den status quo zementieren. Oder?

    Und wann ist es soweit für Open Access? 😉