schöne Umschreibung, was Twitter im Grunde genommen ist. Und eine Twitter-Userin meint im Videobeitrag (was zugleich den Haken an der Sache aufzeigt):
if you are not self reflective or self aware in that way, twitter is gonna never making any sense you have to really put a lot of effort into converting what you are thinking and doing into 140 characters
Ab zum Video (im Bild:Twitter-Macher Evan Williams, der auch Blogger.com gegründet und später an Google verkauft hatte)
via futur:plom
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Peter Glaser schreibt passenderweise zu diesem Thema:
Zentral und erstaunlich ist diese rätselhaft tiefgehende Lust, sich zu entblößen. Einer informatischen Nacktheit zu frönen, die genauso ungezwungen daherkommt wie FKK. Inzwischen gibt es Dienste wie Twitter, Radar.net oder Jaiku, die statt gelegentlicher Updates der Selbstdarstellung einen endlosen Fluss kleiner Nachrichten strömen lassen – anstelle eines Agenturtickers mit Weltnachrichten laufen per SMS oder IM Meldungsschnipsel von Freunden ein, Stimmungsmomente. Der zunehmende kulturelle Exhibitionismus findet immer umfassendere Mittel der Darstellung. Zugleich soll einen das Gemeinschaftsgefühl einer virtuellen WG immer und überallhin begleiten – alle Freunde sind immerzu da.
Ich denke, er liegt damit nicht grundsätzlich falsch. Warum das so ist, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass wir jeglichen Kanal erobern, der dem Menschen zur Verfügung gestellt wird, solange wir ihn zum gemeinsamen austauschen, zum miteinander reden nutzen können. Glasers Überspitzung ob der Nacktheit verstehe ich allerdings als journalistisch getriebene Übertreibung. Dazu auch lesenswert die Gedanken von Christian Heller in Post-Privacy als Utopie
Streiche: afford
Setze: effort
oh ja, danke, zu schell „abgetippt“ bei zuhören… peinlich:))
afford… heißt das was überhaupt??
Leo sagt ja: http://dict.leo.org/ende?search=afford&relink=on
schwer english sprach:) danke;)
Also dann gehöre ich wohl eher nicht zu den Menschen, die genügend Selbstreflexion besitzen um Twitter zu verstehen… und wofür braucht man das jetzt? 🙂
Ich denke, Glaser trifft den Nagel auf den Kopf: die Entblößung eines ursprünglich mal intimen Privatlebens ist kein „Austausch“, kein „miteinander Reden“.
Mir kommt es eher so vor, als ob im Park ein Typ aus dem Gebüsch springt, sein Gemächt zeigt und davonläuft. Das ist ja auch kein Dialog.
Zwei Gedanken dazu:
– Mal eine LIste machen von dem, was früher intim war und heute öffentlich geschieht (Kaffee trinken, Fotoalben, Telefonieren, Befindlichkeit, Musik hören, Küssen+Zärtlichkeiten (das ist allerdings schon eine Weile her, als das in unseren Breiten noch intim war…), Essen, Freunde etc.)
– Umberto Eco hat schon recht mit dem Gedanken, dass im globalen Dorf kein Apotheker, Bürgermeister o.ä. mehr vorhanden ist, der die Dorftrottel (wie früher in der Dorfkneipe) davon abhält, sich vollständig zu entblöden, in nicht wieder gutzumachende Peinlichkeiten und Situationen zu geraten.
Sind wir nicht alle mehr oder weniger extrovertierte geeks?!
Regelmässig fassen sich ’normale‘ Menschen nach einem einführenden Twitter-Kurzreferat meinerseits an die Birne. =)
@Robert: Thx für den Link 🙂 Ich glaub, wir erleben einfach gerade eine unglaubliche Explosion des Sozialen; die sich, auf der Grundlage neuer Technologie und Kulturtechnik, nach ebenso neuen Strukturen vollzieht — und uns als Menschen vielleicht auch in unseren Identitäten und unserer Definition vom Ich und dem Anderen und der Trennung zwischen diesen beiden Seiten verändert.
@betonblogger: Tatsächlich verändert sich die Form des Kommunizierens. Was du als Mangel von Dialog schilderst, ist tatsächlich ein Kommunizieren ohne konkreten Addressaten. Das Erstaunliche ist aber, dass in der neuen Explosion des Sozialen diese Kommunikation ohne ursprüngliche Zielrichtung dennoch Empfänger finden kann, die aus welchen sonderlichen Gründen auch immer das Gesagte oder den Sagenden interessant finden mögen. Der Long Tail der Kommunikation. Twitter ist ein gutes Beispiel. Ich schreibe meist an niemanden konkret, wenn ich damit kommuniziere, und doch kann sich jeder meiner Follower angesprochen fühlen und antworten — wenn er will. Da kommt eine große Freiheit und Unverfänglichkeit in die Kommunikationsanordnung, die den Austausch eher fördert als ihn behindert.
Hmmmmm, ja, hast ja recht, nach Watzlawick kommuniziert man ja auch, wenn man gar nichts sagt… Aber die Kategorie der Qualität sollte man nicht unterschlagen, ein guter Vortrag oder ein gutes, wenn auch vielleicht belangloses Gespräch im Café ist / hat halt doch eine andere Qualität als das „Kommunizieren ohne konkreten Adressaten“ (auch wenn das verdammt nach alter Welt und Adorno klingt).
Ich würde es auch nicht ganz so euphorisch und dramatisch sehen, von wegen „Explosion des Sozialen“. Man könnte es auch als neue, der Mode unterworfene Betätigungsform und Aktivität eines sehr sehr kleinen Auschnittes einer relativ homogenen Gruppe in relativ gut entwickelten Industriegesellschaften verstehen, m.a.W.: eigentlich tut fast niemand das, von dem wir hier reden (Bloggen, Twitter, Facebook etc.).
Eine „Explosion des Sozialen“ sieht wohl anders aus (and will not be televised;-).
[…] Mitglieder ungleich näher, vermittelt zudem “synchronisiertes” Miterleben (siehe ambient intimacy). Denn üblicherweise wirkt ein Social Network wie viele andere Websites recht asynchron, um […]
[…] Btw, warum Twitter für die bestehenden Nutzer so interessant ist, wird im Artikel “Ambient Intimacy” beschrieben. Im dort gezeigten Video kann man sich anhören, was die User zu sagen haben […]
[…] Ambient Intimacy ist eine Umschreibung dessen, was Twitter ausmacht. Clive Thompson hat für die NYTimes einen prima Artikel verfasst, der exakt auf dieses Thema eingeht und neben Twitter auch Facebook betrachtet. Nur nennt er das nicht Ambient Intimacy, sondern Ambient Awareness: Brave New World of Digital Intimacy […]
naja – gandhi & jobs haben gemeinsam, dass sie beide mal in indien waren, und gut. beide haben ihre jobs gemacht, doch habe ich gandhi nie mit nem apfel gesehen.