ich kann schon mittlerweile nicht mehr nachkommen mit den neuen Social Networks, die jeden Tag weltweit aufploppen. Mittlerweile ist das Wort schon dermaßen ausgelutscht, dass es schon wieder nervt fast:)
Ist nicht so, dass ich es schlimm finde, wenn man sein Glück mit einem Social Network statt wie früher mit einem Forum oder einem auf PHP Nuke basierenden Communityportal probiert, indem man sich auf ein Thema fokussiert. Heute kann man ja fast schon komplette Communitysites bauen, ohne auch nur ein bisserl selbst was zu programmieren, indem man auf externe Services via APIs oder aber Widgets zurückgreift. Aber das nur am Rande.
Worum es mir geht: wenn man ein Social Network aufzieht und sich auf eine bestimme Usergruppe konzentriert, muss es doch machbar sein, dass man neben den Standardsets an Funktionen (nein, ich werde sie nicht aufzählen) eigene Module ergänzt. Diese Module sollten soweit eigenständig sein, dass sie das gesamte Konstrukt von den Schema-F Social Networks abheben. Und damit nicht mehr den Gähnreflex auslösen.
Neue Stellenangebote
Online-Manager / Onlinemarketing-Manager / Social-Media-Manager (m/w/d) UNIGLAS GmbH & Co. KG in Montabaur |
||
Content- & Social Media Manager:in (m/w/d) fischerAppelt in Hamburg |
||
Content Creator Social Media (m/w/d) Erlebnisbauernhof Gertrudenhof GmbH in Hürth |
Dazu sollte man sich aber klarmachen, was man eigentlich dem User bieten möchte und was er an Funktionen benötigt, um sich untereinander auszutauschen. In einem SN für Developer werde ich im Gegensatz zu einem SN für Fotografen wohl kaum eine Bilderfunktion benötige. Umgekehrt brauchen Fotografen wohl kaum eine Funktion zum Verwalten von Klassenbibliotheken. Realität: man baut heute Social Networks nahezu gleichartig, völlig unabhängig der Bedürfnisse der Zielgruppe und hofft.
Nehmen wir mal Datingportale auf Social Networking Basis: Friendster.com. Ich kann das Teil kopieren und sagen „so, hier habt ihr die brand new Möglichkeit, über sechs Ecken das geilste chick in town kennenzulernen, bleeding edge Social Networking, poah“. Friss oder Stirb? Nur, weil ich das Datingportal mit Social Networking Featuren aufpumpe, heisst das noch lange nicht, dass die User auf Six Degrees Funktionen abfahren und das alleine die Site zum Abheben bringt.
Klar kann man jetzt Mashups dazuklatschen, wie das allseits beliebte Google Maps, um anzuzeigen, wo die geilen chicks (wie heißt eigentlich das männliche Wort für chick?) in meiner Nähe wohnen. Statt wie früher eine simple PLZ basierende Suche einzubauen. Ist halt visueller mit Google Maps. Toll. Klar kann ich Tagging nutzen, um über Stichworte wie „joggen“ Gleichgesinnte zusammenzubringen. Ist das jetzt der Bringer? Social Networking + Google Maps + Tagging? Wir würfeln Neues zusammen und schauen, dass ein Wunder passiert?
Natürlich kann ich darauf setzen, ausgefeilte Profile ausfüllen zu lassen, damit man nach pseudowissenschaftlichen Analysen passende Pärchen zusammenbringt. Ist das nun der Knaller? Bisschen Web 2.0 Styles und alles supi?
Vielleicht denkt man ne Ecke weiter und arbeitet mit kleinen Innovationen? Wie wärs mit Moods? Stimmungen also. Jeder ist mal anders drauf, mal gut, mal schlecht, mal so lala. Jubiiblog hat so einen Ansatz, aber imho nie zu Ende gedacht. Man schreibt irgendwas und vergibt dem eine Stimmung. Auf der Startseite findet sich eine Mood-O-Meter. Ein Klick auf dem Balken führt mich zum Posting. Wie wärs mit einem kleinen Überraschungselement? Statt den User sich durchklicken zu lassen und als Designer der Plattform Blog mäßig zu denken (ein Blog ist ein Blog, alle Artikel gehören dem Blogger, also müssen da auch seine erscheinen… wieso, wo steht das geschrieben, dass dem so sein muss?), verlässt man die eingefahrenen Gleise und kehrt das Konzept um.
Usecase: Der traurige Blogger geht morgens auf sein olles Depri-Blog und findet nicht mehr seine Blog-Artikel vor, stattdessen wunschgemäß (!) Einträge von anderen Usern. Direkt auf seinem Blog in seinem Layout. In seinem gefühlten Revier, mitten in seiner Intimsphäre. Und zwar welche Einträge? Die Einträge, die einen komplementären Mood aufweisen. Also? Traurige User will annahmegemäß aufgemuntert werden und wünscht sich lustige Beiträge. Also bekommt er diese geliefert. Er mag das nicht? Er steht nicht drauf, wenn er traurig ist? Also nicht vorgeben, sondern ihn vorgeben lassen. Er will sich lieber noch mehr runterziehen lassen und wünscht sich echte Depri-Beiträge. Gut, lass ihn das voreinstellen. Ändern, wie er Bock hat. So kann er/sie viel einfacher mit anderen in Kontakt treten, man hat einen Aufhänger, man überrascht den User mit Inhalten, Stimmungen und anderen Usern. Durch das Mischen der Beiträge auf fremden Blogs kommt ein vom System geförderter, wesentlich stärkerer Austausch der User uU zustande. Der vorher im alten, eingefahrenen System nur bisschen möglich war, indem man als User selbst das olle Klicken auf den Moodmeter angeboten hatte, so wie auf Jubiiblog eben. Morgens aufs Blog im „Social Network Sucht ne Chick“ gehen und sich wie ein kleines Kind auf neue Gesichter und Inhalte freuen. Vorstellbar? Bauchgefühl sagt ja, Kopfgefühl sagt „austesten im kleinen Userkreis“, bevor man das Feature allen zu Verfügung stellt.
Was bringt es noch? User denken strategisch, also werden sie checken, dass man damit traurige Chicks aufmuntern und darüber elegant und ohne aufdringlich zu sein, kennenlernen kann. Eventuell ist das Chick nicht so angetan vom Typen, aber sie findet ihn für ihre Freundin so süß, weil die auf lustige Gedichte in rosa Farbe steht. Gleich mal passenden Button einbauen, um Bekanntschaften weiterzuleiten. So erhöht man das Aktivitätsniveau der User (warum man bloggen soll, würde ich nicht dem User überlassen, ich würde ihm gute Argumente liefern, da er idR faul ist. Faul ist er aber nur, wenn er seinen Arsch nicht bewegen muss, solange die Karotte zu niedrig hängt), die Stickyness steigt, man bringt Fun in das ganze, dröge „be my friend“ hinein, man differenziert sich von anderen Datingportalen zumindestens in diesem Bereich. Karotten geben, Karotten braucht man, man kann sie niedrig, man kann sie hoch aufhängen. Man kann sie größer oder kleiner gestalten. Man kann sie sogar verstecken. Belohnen, interagieren, belohnen, repeat until happy:)
Dieses gedankliche Modell soll lediglich aufzeigen, dass man je nach Usergruppe Modelle weiterdenken soll, um sich von den reinen Copycats abzuheben, aber auch angepasste Funktionen einzuführen, die den Interessen des Users auf der Plattform einen Kanal bieten. Social Networks sollten die Interaktion der User untereinander fördern. Und sich nicht auf das reine Sammeln von Kontakten und dem Austausch von Private Messages beschränken. Alles, was man dazu tun muss, ist lediglich etwas spinnen, an die Usermotivation zu denken, an Fun, an Kommunikation, wie diese stattfinden kann und durch welche simplen Mechanismen man das fördern kann.
think different!!!!
Anders denken, heißt alles in Frage zu stellen. Wer sagt denn, dass ein SN unbedint eine Funktion beinhalten muss, die man weitläufig als Six Degrees kennt. Ich lade den Kumpel ein, adde ihn als Friend und sehe dann seine Kontake, die man 2nd, 3rd etc Degree nennt. Dann gebe ich noch an, dass mich Kontakte vierten Grades nicht mehr anmailen können und Kontakte ab dem dritten Grad keinen Einblick in meine Chick-Gallerie haben. Warum? Was soll das Six Degrees schon groß bedeuten? Dass ich tatsächlich 1 Mio Freunde habe im Netzwerk? Jeder weiß, dass das völliger Schwachsinn ist und dennoch kopiert man es bis zum Exzess. Lieber sollte man das negieren und sich fragen, wie man davon ausgehend den Six Degrees Ansatz verfeinern bzw völlig umkrempeln könnte. So muss man aber zunächst verstehen, was denn die User daran interessiert und was das Prinzip dahinter ist. Eventuell komme ich über diesen gedanklichen Weg auf die Idee, das gesamte System Six Degrees auf personeller Basis über Bord zu werfe. Indem ich die Dimension Personenbezug einmülle und durch Orte als räumliche Dimension bspw. ersetze. Wie aber können Orte und Six Degrees zusammenpassen? Was ist ein Ort zweiten Grades? Brauchen die User in diesem System einen räumlichen Bezug? Oder ich mülle die Raumdimension ein und setze auf Interessensgebiete, die ich miteinander in einem Six Degrees Schema verbinde. Was ist ein Themengebiet zweiten Grades? Brauchen die User Themenbezüge? Spinnen, negieren, mischen, neu denken, durchdenken.
Ich weiß, es ist kein leichtes Spiel, systemisch zu denken und soweit die Erkenntnisse zu verdichten, um den Developer zu beauftragen, das Gedachte in eine Funktion zu gießen. Aber das Kopieren von Konzepten ohne Dinge zu hinterfragen ist völlig bescheuert imho. Wohlgemerkt: In Gebieten, die langsam aber sicher ausgetreten sind. So braucht niemand mehr den x-ten Aufguss eines Friendster.com in den USA. Klar kann man mangelnde Kreativität durch Marketing ersetzen. Nur ist das uU eine teure und riskante Angelegenheit. Lieber die User begeistern, anders sein.
Beispiel für neu gedachte, vormals ausgelutschte Pfade?
Etsy.com = kuscheln mal anders
Flickr.com = Fotocommunity mal anders
Woot.com = E-Commerce auf den Kopf gestellt