prinzipiell kann man sich fragen, wie lange die User noch Suchmaschinen im stetig wachsenden Netz noch brauchen? Wachsen heißt ja eigentlich, dass immer mehr Informationen hinzukommen. Also liegt es doch nahe, dass man Suchmaschinen benötigt, die diese Informationen finden und in ihren Datenbanken ablegen, mit Keywords passend zur Information assoziieren und über einen eigenen Sortiermechanismus bei einer Suchanfrage ausspucken. Richtig? Eigentlich ja. Eigentlich. Denken wir doch mal weiter.
Momentan setzen wir Suchmaschinen mit Google gleich. Speziell in Deutschland, aber auch vermehrt in vielen anderen Ländern, mal mehr, mal weniger. Also sprechen wir hier von Google stellvertretend für alle gängigen Suchmaschinen wie Yahoo oder auch Microsoft, den beiden stärksten Konkurrenten von Google.
Schauen wir uns die eigentlichen Konkurrenten von Google an, um zu beurteilen, ob Google eines Tages nur ein Randfaktor im Netz sein wird. Denken wir vorab an das reale Leben: wenn ich mich in einer Stadt auf die eine oder andere Weise ohne Zuhilfenahme des Internets zurechtfinden will, wie gehe ich da vor? Den Weg zur Schule habe ich nach mehreren Tagen intus. Ich erfahre von Dritten, wo ich einkaufen gehen kann. Als Student weiß ich recht schnell, wo es die besten Cafes gibt. Als Mutter kenne ich bald die besten Läden zum günstigen Einkaufen. Und so weiter. Wozu brauche ich das Netz? Zu garnichts, das Leben funktioniert exzellent auch ohne das Netz, um sich in einer Stadt prima zurechtzufinden. Warum ist das so? Weil wir von den anderen lernen, wo wir etwas finden. Um es mal ganz grob zu sagen. Heute helfen uns neben der „Mundpropaganda“ Zeitungen, Flyer, das Radio und manchmal auch das lokale Fernsehen. Es ist ein gewachsenes Miteinander über Jahrhunderte. Eingespielte Mechanismen. Ihr merkt schon, worauf ich hinaus möchte?
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH in Delitzsch |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Halloren Schokoladenfabrik AG in Delitzsch |
Das Web als solches ist an sich blutjung. Nicht einmal 20 Jahre ist das moderne Internet alt. Google rund 10 Jahre, bisschen jünger als die ersten Suchmaschinen, wie wir sie kennen. Eine Stadt kann in manchen Fällen 1.000 Jahre alt sein. Eine Gesellschaft Jahrtausende. Viel Zeit, um das tägliche Miteinander zu erlernen und über Traditionen und Gebräuche den nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Im Netz? Das momentane Schema im Netz, etwas Neues zu finden, wird durch den Gedanken an Suchmaschinen dominiert. „Frag Google, das wird dir helfen“, heißt es. Aber im Grunde genommen basiert es lediglich auf dem, was wir Menschen seit jeher ins Netz gestellt haben. Und es besser als alle anderen Suchmaschinen verstanden hat, Informationen aufzufinden und dem User gegenüber als Nutzen zu verkaufen. Obwohl wir doch von Anfang an vernetzt gearbeitet haben. Via Links. Das frühe Netz basierte auf Webseiten. Google ist website-concentric aufgebaut und betrachtet die Beziehungen der Informationen ausgehend von einer Webseite zu einer anderen Webseite (uU auf der gleiche Domain). Das heutige Netz bewegt sich aber immer weiter weg von diesem website-concentric Ansatz. Wir erstellen in Social Networks Profile. Wir bloggen auf Blog-Plattformen. Wir nutzen Widgets und Mashups immer stärker. Mittels Netvibes bilden wir unser eigenes Netz ab, so wie wir es wollen. Nicht wie Google es finden und anbieten will.
Was also, wenn diese Assoziation durch andere Möglichkeiten im Netz immer stärker aufgweicht wird? Ich denke, dass alle Netzaktiven, die iwS sehr intensiv das Netz täglich stundenlang nutzen, heute wesentlich seltener Suchmaschinen wie Google nutzen. Ich darf mich als Beispiel eines aktiven Bloggers nehmen: bei der Recherche zum Barcamp Frankfurt habe ich Google kein einziges Mal verwendet. Ich habe mich auf die Tags „barcamp“, „barcamp frankfurt“ und „barcampfrankfurt“ via Technorati konzentriert. Dann bin ich durch die einzelnen Blog-Artikel und habe mir dort die Linkverweise zu anderen Barcamp-Artikeln angeschaut. Ich habe mir Plattformen wie Flickr und Sevenload angeschaut. Eigene und fremde Trackbacks wie auch Referrerstatistiken. Google? Wozu? Brauche ich nicht mal ansatzweise.
User auf Plattformen wie Xing, Last.fm, MySpace, Facebook, del.icio.us, Bloglines, Qype, Geizkragen und vielen anderen orientieren sich schon längst von dort aus. Google? Fehlanzeige. Und der größte Killer der Suchmaschinen ist die Wikipedia, so wie jedes andere Wiki, mit qualitativ hochwertigen Inhalten. Menschen verbinden sich unter Zuhilfenahme dieser Tools und informieren sich untereinander immer schneller, immer besser und immer ausführlicher über jedwede Art von Information. Blogs, Social Networks, Social Shopping-Plattformen, Wikis wie auch die Foren sind die größten, disruptiven Entwicklungen, die Google im Kern bedrohen. Und sie wachsen dramatisch schnell. Die User lernen den Nutzen dieser Plattformen kennen, sie tragen diese Erfahrungen über Jahre und Jahrzehnte weiter.
Eine nicht allzu entfernte Vorstellung: wenn ein interessanter Anteil von Menschen die Wikipedia egal an welchem Ort und zu welcher Uhrzeit auch immer aufrufen kann, eventuell sogar über einen einfachen Befehl mittels einem Befehl, der im Gehirn formuliert wird, wozu brauche ich dann eigentlich noch Google? Oder ich kann im Laden umgehend eine Preissuchmaschine abfragen. Im Sehzentrum wird mir der günstigste Preis zu dem Produkt eingeblendet, das ich gerade fokussiere. Extreme Vorstellung, aber es macht klar, dass ich eine Suchmaschine in Zukunft immer weniger benötige.
Und das größte Dilemma von Google: es brandet sich als Suchmaschine. Aus diesem Branding kommt Google nicht mehr heraus. Und schlimmer noch, seine Kernkompetenz hat Google als Suchmaschine aufgebaut. Die anderen Dienste sind bei Weitem nicht mehr so erfolgreich wie der Suchservice selbst. Je dominanter Google als Suchmaschine wird, desto schwächer werden sie. Es mag sein, dass Google am Ende lediglich ein Datenspeicher sein wird, der die Informationen von all den o.g. Diensten speichern und vorhalten wird. Möglicherweise in Konkurrenz zu Amazons S3. Ein gutes Geschäft, aber nicht mehr so dramatisch interessant wie die heutige Kombination aus Suchmaschine und Werbung. Oder sie werden es schaffen und sich als Unternehmen diversifizieren. Doch zahlreiche Unternehmen sind an diesen Umbrüchen fast gescheitert. So hat zB IBM mit Ach und Krach die Wende vom ehemals weltweit größten Hersteller von Hardware hin zu einem Beratungsunternehmen geschafft. Ich verstehe den CEO, Eric Schmidt, sehr gut, der immer und immer wieder betont, wie wichtig es für Google ist, sich weiter zu entwickeln.
Meine Annahme? In nicht einmal 10 Jahren wird Google Compuserve sein, was dessen Bedeutung als Suchmaschine angeht.
ein laut gedachter Gedanke