anlässlich des Beitrags Ist eBay reif zum Abschuss, ob eBay den Sex verliert und damit Konkurrenten ein bessere Chance haben, sich neben eBay zu platzieren, ging ein Kommentar von Markus Burgdorf ein, Gründer von amprice. Ich fand den so interessant, dass ich ihn hier eigens posten möchte:
Ich schicke voraus, dass ich der Gründer von amprice bin. Ich möchte allerdings keine Werbung machen, sondern mich zu den Kommentaren hier äußern:
Das große Problem beim Aufbau eines neuen Auktionshauses oder Marktplatzes ist tatsächlich die Wechselwirkung von Anbietern und Käufern. Wer heute anfängt, braucht Anbieter. Doch die haben aufgrund der vielen Erfahrungen mit Eintagsfliegen keine Lust und Zeit, in eine kommende Alternative Zeit zu investieren. Dadurch wächst das Angebot sehr langsam und die mühsam erreichten Besucher gehen gleich wieder, „weil es ja nichts gibt“. Diese Aussage hörten wir auch mit 100.000 Angeboten noch oft.
Dazu kommt, dass man es den Leuten immer schwerer machen muss, überhaupt Mitglied zu werden. Ein Neustart hat heute nur noch eine Chance, wenn er deutlich sicherer ist und mehr Hürden aufbaut. Das wiederum verlangsamt das Wachstum immens. Und das langsame Wachstum dauert vielen Anbietern zu lange, denn sie wollen und müssen möglichst viel und schnell verkaufen.
Aus diesem Teufelskreis kommt man nur mit Kapital heraus. Nun kann man neben jedes Angebot Werbung platzieren und daran verdienen, so dass man selbst Werbung machen kann. Aber das kann es – zumindest unserer Meinung nach – nicht sein. Denn dann hat der Verkäufer die Hauptfunktion, Werbeflächen zu schaffen. Bei uns soll der Verkäufer verkaufen können, deshalb verzichten wir auf Werbung in den Angeboten.
In Deutschland heute Kapital für einen Online-Marktplatz zu bekommen, ist sehr sehr schwierig und langwierig. Wir haben selbst bei vielen Kapitalgebern präsentiert und die Erfahrung gemacht, dass diesen das Risiko zu groß ist.
Viele Auktionshaus-Betreiber sind mit getürkten Zahlen unterwegs, das macht es für die ehrlichen Anbieter sehr schwer. Wer mag schon in eine Firma investieren, wenn diese „nur“ auf Platz 9 von 1800 steht? Keiner. Oft wurde uns vorgeworfen, dass wir halt nicht so gut seien, wie XXX, denn die hätten ja deutlich mehr Angebote. Inzwischen lachen wir bitter über die Zahlenfälscher, denn wenn man sich die Entwicklung bei asearch.de über Monate ansieht, dann weiß man, wie das läuft. Einer steigt auf, die anderen ziehen am nächsten Tag nach. Fakt ist nur, dass durch solche Aktionen die Glaubwürdigkeit aller leidet.
Was man dabei aber auch merkt, ist dass Investment-Manager sich immer wieder täuschen lassen, weil sie nicht genau hinsehen. Trafficzahlen von Alexa als Maßstab für den Erfolg zu nehmen, ist lächerlich.
Selbst wenn man mit Eigenmitteln schon auf den 5. Platz vorgestoßen ist und sein Konzept einen Marktplatz der neuen Generation – weit von ebay und den anderen Wettbewerbern entfernt – vorsieht, reicht das noch lange nicht aus.
Vor dem Start – mit Business-Plan bewaffnet – sagte man uns, wir sollten erstmal starten, dann würde man sehen. Die Entwicklungskosten von fast 1 Mio. Euro für die neue Plattform hatten wir nicht, deshalb starteten wir mit einer umgearbeiteten Out-of-the-Box-Lösung, die nur 10.000 Angebote verkraftete. Inzwischen haben wir fast 500.000 Angebote und tausende Stunden in das Feintuning der Software investiert. Das ärgert mich gewaltig, denn in der gleichen Zeit hätten wir auch unsere eigene Lösung programmieren können. Das ging nur nicht mehr, weil wir ja bereits am Markt waren und das Geld für ein zweites Entwicklerteam fehlte.
Wir sind neben eBay der einzige Marktplatz mit eigenem Lister-Tool, Afterbuy- und etope-Anbindung. Bei uns gibt es eine Real-Auktion, die sich in der Schlußphase bei jedem Gebot verlängert und so eine andere Spannung aufbaut.
Wir haben die Ideen für einen Marktplatz der nächsten Generation, können das aus eigener Kraft nur nicht umsetzen. Denn eins unterschätzen alle, die einen Marktplatz aufbauen: Die Ertragssituation ist in der Startphase mehr als unbefriedigend.
Wir wachsen jeden Monat um 10 bis 15 Prozent, allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda, das ist noch deutlich zu wenig. Aber wir arbeiten weiter dran.
Markus Burgdorf