siehe dazu Bericht in der Basler Zeitung, u.a. heißt es dort nebst dem Aufzählen der Rekordergebnisse und der Fokussierung auf digitiale Medienkanäle: Vor Beginn der Hauptversammlung hatte der Deutsche Journalisten-Verband vor dem Verlagssitz protestiert. Unter dem Motto «Qualität gibt es nicht zum Nulltarif» forderte die Gewerkschaft eine bessere Vergütung für freie Journalisten. Freien Mitarbeitern werde die Existenzgrundlage genommen, während das Unternehmen immer neue Erfolgszahlen vermeldete, erklärte der DJV. Die Gewerkschaft kritisiert insbesondere die umfangreichen Nutzungsrechte, die sich der Verlag an den Beiträgen freier Journalisten sicherte.
Hm.. wenn Angebot und Nachfrage in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen, muss man dann einem Verlag vorwerfen, Marktpreise zu Ungunsten des Angebots in Anspruch zu nehmen oder leidet die Quali wirklich darunter? Wenn das Zweitere der Fall ist, wäre das angesichts des Drucks aus dem Netz ziemlich dumm auf lange Sicht.
Mich erinnert die Situation ein bisschen an Ackermann und die Deutsche Bank. Rekordgewinne und Arbeitsplatzverlust für viele oder zumindest schlechtere Arbeitsbedingungen passen einfach nicht zusammen. Da ich aber selbst DJV-Mitglied bin, bin ich natürlich auch ein bisschen voreingenommen.
Aber die Tatsache, dass ich einen Beitrag einmal vergütet bekomme und dann kann er immer wieder genutzt werden, erscheint mir doch ein bisschen unfair. Wie würde wohl ein Musiker reagieren? Einmal einen Hit „vergütet“ bekommen – anschließend alle Nutzungsrechte verlieren. Wenn der Titel dann mehr als einmal im Radio gespielt wird, dann hätte er eben Pech gehabt. Klingt doch merkwürdig, oder?
Und natürlich leidet langfristig die Qualität. Wenn ich an einem richtig guten Beitrag nur einmal verdiene (dann nur noch der Verlag) – eine aufwendige Recherche bspw. mache ich dann doch gar nicht mehr.
Mir ist diese Contentisierung des Journalismus sehr unsympathisch. Ist ein bischen verengt, tagesaktuelle Texte einfach nur als Ware zu sehen. Ich glaub, es gibt eine gewisse positive Korrelation der Qualität des Journalismus einer Gesellschaft zur grundsätzlichen Zivilisiertheit, Toleranz und Agilität derselben.
Wenn nun die Preise für tagesaktuelle Texte sinken, schädigt das möglicherweise mittelfristig bis langfristig wirklich die Qualität. In dem Umfeld können dann keine Leute mit einem tiefen journalistischen Verständnis mehr reifen. Und so etwas gibt es, denk ich. Und ist auch wichtig.
Das ist kein ausgeglichener Markt. Autoren und Journalisten gibt es fast unendlich viele – auch weil es an Zugangsqualifikationen fehlt, was aber halt nun so ist. Die Verlage als Monopolnachfrager von bezahlter journalistischer Leistung können die Anbieter ausspielen, da es an der einheitlichen Organisation fehlt. Nur ein Teil der freien ist im DJV und gerade bei den freien Journalisten tummeln sich Nebenerwerbsschreiber, die Lohndumping betreiben, weil sie ja nicht alleine vom Schreiben leben müssen.
Und am Ende steht noch der Konsument/Leser, der nur selten für Qualität auch den entspechenden Preis zahlen will.
Dass die Verlage Aktiengesellschften sind, die nur auf die Rendite schauen ist ein relativ neues Phänomen. Früher haben Verleger auch Zeitungen oder Zeitschriften herausgegeben, um einen bestimmten journalistischen oder kulturellen Anspruch zu fördern. Die wurden dann durch andere Angebote quersubventioniert. Auch bei Buchverlagen war das immer Gang und Gäbe. Dieses Shareholder-Value Denken macht aus Journalisten Schreibsklaven.