Adical ist wohl jedem bekannt, also keine Beschreibung dazu mehr (lediglich: Werbenetzwerk für Blogs). Ich lese gerade diese drei kritischen Beiträge:
– Marco Kitzmann über Trafficdaten der an Adical teilnehmenden Blogs
– Fixmbr lässt sich über Trafficdaten, Einnahmemöglichkeiten, Datenschutzthemen und Idealismus aus
– Blogbar zweifelt ebenfalls die Trafficdaten an
Die Fokussierung auf Traffic ist mehr als müßig.
Zunächst aber was Prinzipielles: Jetzt werden viele sagen, dass ich das aus Sicht eines Bloggers sage, aber gefehlt, es ist aus Sicht meiner Erfahrungen: mir ist es tausend Mal lieber, dass ich auf Blogs Werbung sehe, als auf den eh schon mit Werbung zugleisterten Seiten wie Spon, Foucs, Handelsblatt etcpp. Im Unterschied zu den klassischen Seiten setzen sich die meisten Blogger mit Werbung sehr bewußt und aktiv auseinander. Bei Spon und Co. macht man nahezu für jeden Werbekunden die Beine breit, völlig egal, ob man das Unternehmen und dessen Angebote nun gut oder schlecht findet. Adical steuert genau dahin, dass man eben nicht jeden Hinz und Kuntz auf die Blogs loslässt und der Blogger selbst muss auch noch abnicken. Hallo? Lassen wir also mal die Kirche im Dorf, wenn wir von einer blinden Kommerzialisierung reden, das als Message durch dreizwei der o.g. Artikel erschallt.
Jetzt aber zum Traffic und Einnahmemöglichkeiten: ich weiß ja nicht, ob die drei o.g. Blogger irgendwie in Saus und Braus leben und als lucky people keinen Bezug mehr zur Kohle haben, doch ich finde den Ansatz von Adical absolut begrüßenswert: es bietet eine erfrischende Alternative zu den bisherigen Friss-oder-Stirb Werbeplacements im Netz. Und ob man damit nun 10, 100, 1000 oder gar 10000 Euro als teilnehmendes Blog verdienen mag, ist ein gewaltiger Unterschied zu 0 Euro. Wenn also für einen 100 Euro wenig sind, möge er gerne rausgehen und Erde fressen, um die Realität auszukosten. Wieviele kennt Ihr, die glücklich wären, wenn sie 100 Euro mehr in der Tasche hätten? Ich kenne viele, sehr viele Blogger. Ich habe insofern null Verständnis für verwöhnte Großtstadtbubis, die den Unterschied zwischen Null und Was Verdienen nicht mehr kennen, weil in ihrer Welt scheinbar andere Realitäten gelten. Zumal, nicht jeder ist in der glücklichen Lage, sein Blog vernünftig monetarisieren zu können. Wenn das also ein Dritter übernehmen kann, wunderbar! Wenn es nicht klappt, so what, its business. Nur die Starken, Glücklichen und Fleißigen überleben.
Ich selbst hege gegenüber dem Geschäftssinn eines Johnny Haeusler Bedenken, doch ist er hervorragende Identifikationsfigur und genießt hohes Ansehen. Bleibt es also an Sascha Lobo dran hängen, zusammen mit diesem exzellenten Branding Kohle rauszuholen (btw, Johnny ist kreativ und wenn er das umsetzen kann, was ein angepasstes Werbekonzept für Blogs angeht, wird es spannend. Ich kanns ja selbst nachvollziehen, mache ich mir schon länger den Kopp, wie Werbung auf Blogs aussehen sollte). Ich kenne Saschas Fähigkeiten nicht, wird er also unter Beweis stellen müssen. Ich für meinen Teil kann das Projekt nur gutheißen und gebe allen anderen Bloggern den guten Rat, das Projekt zu unterstützen und weniger darauf zu hören, was vermeintliche Werbeexperten zu sagen haben. Nachher kann man immer noch über den Misserfolg tratschen, wenn der Fall (hoffentlich nicht) eingetreten ist.
Updates via Kommentarhinweisen:
– Werbung kann Inhalt beeinflussen: wer sich verbiegt, nur um Werbekunden zu gefallen, der hat mit Verlaub verschissen. Das sollte jedem klar sein. Es gilt: Die Unternehmen werden mit den Bloggern aber auch bloggenden Werbeträgern noch viele Kämpfe austragen müssen. Für mich gilt die Regel: „ihr kommt auf unser Terrain, nicht wir zu euch. Unsere Regeln. Unser Spiel. Spielt mit oder bleibt weg“. Die Angleichung des Verständnisses, was Werbung sein sollte und wie nicht, ist ein laaaaaaanger Weg, no rosa Brille also:)
– Blogleser sind nicht werbeaffin: gegenüber klassischer, one way „ich bin saugeil“-Werbung 100%. Blogger und Blogleser sind in meinem Weltbild mündige Konsumenten, die gerne bei Bedarf hinter die Kulissen schauen und nicht bei jedem saubillig-Spruch den Schnäppchen-Orgasmus bekommen. Ich für meinen Teil würde es sogar sehr schätzen, wenn die Adical-Blogs ihren Werbepartner und dessen Angebot näher beleuchten als irgendein Pressemensch oder Profi-Tester.