Blogs schreiben über [StudiVZ, stellvertretend für ein fokussiertes Thema XYZ], Heise irgendwann später, dann Spon mit Sex-Stalker im Studentennetz auch. Diese Verbindung scheint sich langsam zu etablieren im Fall StudiVZ. Mal sehen, wie es in Zukunft bei anderen Themen ausschauen wird. Was mich btw überrascht, wie lange die Großen brauchen, um Topics aufzugreifen, für die sich Leser interessieren könnten. Immerhin könnte man Blogs wie kleine Erdbeben-Frühwarnsysteme im übertragenen Sinne verstehen und betrachten. Statt also lange suchen zu müssen, was wohl wen wie interessiert, reich auch ein erweiterter Blick auf die Blogs, um Issues zu finden. Ist ja an sich nix Neues, aber unter den Presseschreiberlingen noch lange nicht etabliert.
Gestern in den Blogs, heute die großen Medien, übermorgen die nachzügelnden Lokal- und Fachmedien (Spon:“Unter den Studenten regt sich inzwischen Unmut. Die obersten Studierendenvertreter der Humboldt-Universität zu Berlin zum Beispiel warnen in einer offiziellen Pressemitteilung vor StudiVZ – wegen „Sexismus, entgleister Rhetorik und gravierender Datenschutzmängel„) ?
Bei Sp0n habe ich auch immer den Eindruck, als gehe man mit Quellenangaben recht sparsam um, im Gegensatz zu Heise, die da schon offener sind. Oder bin ich der einzige, der so denkt?
Andererseits zeigt es auch, dass einige Blogs durchaus einen gewissen Einfluss haben, was viele ja immer noch bestreiten.
Es war früher noch schlimmer mit der Spon-Linkpolitik. Andererseits ist auch die Frage, wieviele der Blogger einen direkten Link aus einem SPIEGEL ONLINE-Artikel überhaupt für wünschenswert halten. Wenn man nicht gerade einen leistungsfähigen Root-Server hat, kann die Last, die eine Verlinkung von einer dermaßen reichweitenstarken Site erzeugt, das Blog schnell abschießen.
Ich vermute, wenn man die Blogs nicht kennt, ist man vorsichtig, diese als Quellen zu nutzen. Und nicht jeder liest wie Du 6000 rss-feeds 😉 und kann die Quellen einschätzen.
Da wartet man lieber ab, ob die durchs Dorf getriebene Sau noch fetter wird oder sich als Papiertiger entpuppt. Unter Umständen recherchieren Heise und SpOn ja tatsächlich auch etwas gegen.
Oder sowas wie die PM einer Berliner Uni zum VZ ist der Auslöser, dann doch darüber zu schreiben. Und das kostet einen Tag. Auch wenn man das dem Ergebnis nicht anssieht, weil es wie eine Zusammenfassung dr Blogbar aussieht.
@Jeriko One: Ein Zeitungsartikel ist keine wissenschaftliche Abhandlung. Und womöglich kommt sonst raus, dass man alles aus einer Quelle abgepinnt und paraphrasiert hat. Muss ja nicht jeder wissen – nicht der Leser und auch nicht der Chef. Denn die Quellen sind ja Dein Kapital.
😉
@marcc, eigentlich sind es etwas weniger Feeds, ~100, so ein Junkie bin ich dann doch nicht.
Dass SpOn mittlerweile Themen aus Blog aufgreift ist so neu, nun nicht. Aber es wird immer häufiger, was ich nicht gerade schlecht finde.
So werden die Meinungen der Blogger weithinaus in die „normale“ Medienwelt tansportiert. Mit Quellenangaben hat mans zwar nicht so, aber Verweise sind ja auch schon was.
Hat mal jemand einen Link zu dieser offiziellen Pressemitteilung der obersten Studierendenvertreter der Humboldt-Universität zu Berlin? Ich hab da nichts gefunden…
musst Du Spon fragen.. Spon und Links .. höhö
ich würde sagen, dass sich die blog-journalisten dann anderer sprache bedienen müssen. sätze wie „studivz ist erledigt“ oder „die werden untergehen“ klingen für mich eher nach einem gotschaspiel als nach gründlicher recherche und investigativem journalismus. ehrlich gesagt fände ich es jetzt sehr gefährlich, blogs als frühwarnsystem zu betrachten. das wäre dann ja so alsob man einem blinden, der über ein minenfeld gehen muß, sagen würde, du, verlaß sich darauf, was ich dir von weitem zurufen werden, dann kommst du schon durch. john searle
jo, klar müssen die Journalisten ihre Texte sprachlich schön weichspülen, das ist ja deren Job immerhin. Allerdings verstehe ich den gedanklichen Spung von Sprache zu „gründlicher Recherche“ (meinst Du damit wirklich Journalisten oder wen?) zu Frühwarnsystem nicht.
[…] Das Thema hat Robert auf http://www.basicthinking.de heute aufgegriffen. Ich hab auch die letzten Tage, gerade was das Thema StudiVZ angeht, gemerkt, dass die Blogs meist wesentlich früher über Informationen verfügen als die klassichen Medien und z.B. der Spiegel gerne Themen aus Blogs aufgreift bzw. die Informationen verwendet. Blogs gewinnen immer mehr an Bedeutung! Warum gibt es eigentlich keine “Blog-Zeitung”? Die interessantesten Themen aus verschiedenen Blogs zusammengefasst. Ich wäre ein treuer Leser […]
ich meine z.b. donalfonso, sagen wir mal im interview bei johnny im fritzradio.
achso, ich will natürlich auch nicht spielverderber sein. bin nur ein geist, der stehts verneint, …
Da kannst Du Dich noch so durch die Blogs winseln, Albert – die Sprache kann den Journalisten gar nicht saftig genug sein. Klare Botschaften und klasse Hintergründe ist die Mixtur, die Medien zum Einstig bringr, nicht lahmes Gewäsch und Zaudern.
Was ich bemerkenswert finde, ist weniger die Verzögerung, die SPON bei Bedarf auf faktisch 0 setzen könnte, sondern vielmehr, dass sie es bewusst in Abstand bringen. Ich habe bei denen den Eindruck, dass sie erst mal schauen, wie das Thema in den Blogs reift, und dann ziehen sie es durch. Für einen Blogger ist das zwar lahm, aber für Medien immer noch recht schnell.
„Klare Botschaften und klasse Hintergründe“ sind halt selten. Oft hat man nur lasche Quellen weil keiner was gesagt haben will und dann schreibt man halt „viele“ anstelle von „alle“ etc. Vielleicht gewöhnt man sich an diesen Stil des nicht Absoluten und ist dann erschrocken, wenn es mal knallhart mit Fakten kommt.
zweifelsohne, das medium blog könnte eine revolution bedeuten. man höre dan gillmor, z.b. beim elektrischen reporter im interview. (was für ein projekt, hat er eigentlich in den sand gesetzt?)
man stelle sich doch eine medienwelt vor, in der man nicht von der medialen produktion der wirklichkeit abhängig ist, ein weiterer schritt der emanzipation in der vielleicht dann annähernd eine direkte demokratie möglich wäre. z.b.
blogger befinden sich zur zeit in einer paradoxen position. einerseits verteidigen sie sich gegenüber dem klassischen journalismus, auf der anderen seite berufen sie sich auf diesen, als wäre gott ein journalist.
Robert: SpOn hat am 15.11. das Thema zuerst gebracht, dann heise.
Meistens dürfte es andersrum sein, und das erklärt auch gut, wie so eine Themenkarriere läuft. Die Blogs sind ihrer im Vergleich noch geringen Leserschaft wegen sehr speziell, dann kommt heise, größere, aber thematisch enger interessierte Leserschaft, dann setzt SpOn auf, das sich an alle richtet (und dann kommen die Printredakteure, die alle SpOn lesen). Das hat mit Schnelligkeit nichts zu tun, sondern mit der Frage, ab wann ein Thema relevant ist für das jeweilige Publikum. Und da muß einfach für einen SpOn-Artikel erst Einiges passieren. Die etwas längere Recherchezeit, weil Aussagen der anderen Seite eingeholt werden (und natürlich recherchiert eine Marke wie SpOn nach, was in Blogs geschrieben wird), kommt dann noch dazu.
Daß SpOn diesmal vor heise kam, könnte damit zusammenhängen, daß im Fall studiVZ die Themen Studenten (Unispiegel-Leser) und Internet (Netzwelt-Leser) zusammenkommen – und „was mit Nazis“ war auch noch dabei.
Man muß immer daran denken, daß nur uns sowas auffällt, weil wir den Kram schon ein, zwei Wochen lang in Blogs lesen, bevor er bei SpOn kommt. Diese Verzögerung ist aber in den meisten Fällen auch gar kein Problem.
[…] In letzter Zeit gab es ja häufiger negative Geschichten die sich über die Blogosphäre hinaus verbreiteten. Wenn Unternehmen dann auch noch an solche “Spezialisten” (damit meine ich natürlich nicht Nico ) geraten und sich von diesen in Krisenzeiten beraten lassen, kann das schnell nach hinten losgehen (siehe Walmart Story, #2 und #3). […]