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DFL verfolgt Behinderte, Ausländer, Kinder, Väter und Mütter?

hatte doch vor kurzem über ein Video berichtet, das YouTube wegen einem Einwand seitens der Deutschen Fußball Liga (DFL) entfernen ließ. Thomas Knüwer/Handelsblatt ist der merkwürdigen Sachen nachgegangen und hat den Sprecher des DFL, Bender, ans Telefon bekommen. Dieser Herr faselte dann was von kriminellen Handyvideos, die man YouTube gemeldet habe:

Nach insgesamt drei Telefonaten konnte Bender aufklären. Fanfaktor hat nämlich Videos aus der Fankurve, gedreht mit dem Handy, in Youtube gestellt. „Fast kriminell“ nennt Bender das. Rechtlich gesehen hat er Recht: Die Bilder zeigen nicht nur Fans, sondern auch Spielszenen. Auf den Eintrittskarten dürfte im Kleingedruckten (das die meisten nicht lesen wollen, Schwachsichtige nicht lesen können) Bildaufnahmen untersagt sein.

Der besagte kriminelle Schwerverbrecher und Staatsfeind No.1, Björn (Fanfaktor Blog), äusserte sich wie folgt in den Kommentaren:

Das Corpus Delicti war eine völlig verwackelte Aufnahme vom Fanblock ohne Ton, für einige Sekunden waren auch noch die jubelnden Spieler zu sehen. Aufgenommen mit einer normalen Digicam 3,2 MegaPixel. Professionelle Aufnahmen sehen anders aus. Und wenn Herr Bender ein derart amateurhaftes Video, das nichtmal eine aktive Spielszene zeigt, „fast kriminell“ nennt, der zuständige Mitarbeiter für Lizenzfragen das Telefongespräch mit Äúßerungen beginnt die ich im Interesse der DFL nicht zitieren werde, dann frage ich mich, wie stark die Drucksituation ist, der die DFL seitens der Rechteinhaber ausgesetzt ist. Ich muss allerdings fairerweise konstatieren, daß er sich irgendwann beruhigt hat und versöhnlich wurde: Man wolle keinen Konflikt mit den Fans, man wolle die Sache nicht weiter verfolgen. Die Interessen der Rechteinhaber müsse man vertreten, zumal diese ja Betrieb, Mannschaften und Stars finanzieren und das sie ja auch im Interesse der Zuschauerseite.

Manchmal wünscht man sich, dass wirtschaftlich denkenden Menschen das Denken schlichtweg verboten wird. Ich wüsste nicht, wer mehr vor Kurzsichtigkeit strotzt: Die Rechteinhaber oder der DFL? Hoffentlich kommt ein geschickter Fanclub auf die Idee, den DFL ins Messer laufen zu lassen. Das dürfte mit etwas Fantasie nicht schwer sein, eine symbolisch und medial wirksame Falle auszulegen, in die solche Intelligenzbestien eh hineintappsen würden. Um zu zeigen, dass die Freiheit und das Teilhaben an Ereignissen ein wertvolleres Gut ist, ja sogar die Kunden nicht von vornherein wie Verbrecher behandelt werden, sobald sie auch nur ansatzweise mit einer Handycam herumschwenken, als die lumpigen Euros, die in 20 Jahren niemanden mehr interessieren werden.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

6 Kommentare

  • Ich befürchte ein generelles Problem. Je länger „die“ Schlingen wie Rechteverwertung enger ziehen, desto kiebiger wird das Volk auf sein Portemonnaie schauen und ggf. selbst die Hand aufhalten, wenn es die Gelegenheit dazu bekommt.

    Denn irgendwann merken auch die dummen Unterlinge, die sich aus Mangel an anderen Vergnügungen (wie finanzielle Unabhängigkeit dank Millionenvergütung) dem Konsumspaß hingeben müssen, dass die Oberschicht mit deren Dummheit ihren Reichtum rechtfertigt.

  • Auf den ersten Blick sollte es ja für die DFL kein Problem sein, wenn die Blog Aktivisten kostenlos Werbung zu ihren Events machen.

    Vermutlich läuft das über die Schiene „wehret den Anfängen“. Das insgesamt schlechte Image der Hacker, Blogger, etc. mag eine Rolle spielen.

  • Für mich schieben die alle nur Panik zu wenig vom großen Onlinevideokuchen abzukriegen, der ja derzeit in aller Munde ist. Dass das in Deutschland für gewöhnlich in operative Hektik bei geistiger Windstille ausartet ist ja nichts neues. Das einzige was mich bisher in diesem Zusammenhang positiv überrascht hat, war die Reaktion des ZDF, dass man „die neuen Möglichkeiten für die Inhalte des ZDF nutzen möchte“ (sinngemäß).

    Das gerade die ÖR das kapieren, will ich aber noch nicht recht glauben 😉

  • ich denke die befinden sich in einer situation, wo sie zwischen den interessen der rechteinhaber und denen des „normalen stadiongängers“ stehen.

    im endeffekt beisst man eben nicht die hand, die einen füttert. also lässt man durch copyrightcontrol pauschal alles löschen.

    ich mag mich über die geschichte auch gar nicht mehr ärgern, soviel absurdität hinsichtlich der frage „was verletzt lizenzrechte und was nicht“ ist m.E. einfach nur traurig.

  • „Manchmal wünscht man sich, dass wirtschaftlich denkenden Menschen das Denken schlichtweg verboten wird.“
    Muss da etwas verboten werden? Ganz ehrlich? 😀
    Auch wenn ich jetzt BWL studiere… irgendwie bin ich immer in der Hoffnung verankert, mich doch noch wieder der Informatik zurückbewegen zu können oder zumindest nicht zu diesen Gurken zu werden XD

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