dass Lyssa Chefin der Onlineredaktion bei der WAZ geworden ist, hat sich wohl herumgesprochen mittlerweile. Dass sie sich zusammen mit einigen anderen Bloggern zu einem Strategiemeeting getroffen hat wahrscheinlich auch (Bamblog, Indiskretion Ehrensache und beim Möchtegern-Nichtblogger Felix).
Wenn ich das soweit verstanden habe, soll die WAZ dem Zeitgeist angepasst werden: Verraten sei jedoch, dass das Projekt sehr ambitioniert wirkt und explizit oder implizit sämtliche Stichworte gefallen sind, die man dem Begriff Web 2.0 zuordnet: Blogs, Communities, Flickr, MySpace, etc.. Jan deutet auf dem Bamblog an, dass man wohl Digg/OhmyNews ähnliche Konzepte verfolgt: …welche Autoren und/oder Texte beliebt sind und z.B. dann auf Einstiegsseiten gelistet werden. Dieses System muss einerseits transparent sein, um für Autoren und Leser nachvollziehbar zu bleiben, sollte andererseits aber auch robust gegenüber Versuchen sein, es zu manipulieren (bspw. um einen einzelnen Autoren ‘hochzuhieven’) – und schließlich sollte es berücksichtigen, dass bestimmte Themen von vorneherein größere Chancen auf Aufmerksamkeit (=Klickzahlen; =Kommentare) haben, ohne dass damit schon eine Aussage über die Relevanz oder Qualität getroffen sein muss
Also summa summarum nix Konkretes. Lassen wir uns überraschen. Einfach wird das nicht, Retorten-Babies zur Welt zu bringen. Denn – ich mag mich auch gerne täuschen – scheint es auf eine reine Copycat-Konzeption hinauszulaufen. Schade, aber andererseits verständlich. Die allermeisten von uns sind nicht in der Lage, auf sowa wie Digg oder Flickr zu kommen. Und steuern kann man das auch nicht. So muss man eben auf junge und bewährte Dinge setzen. Welche das sein werden, klingt oben schon in den wenigen Infobröckchen durch. Coypcats müsen aber nicht schlecht sein: Readers Edition von Netzeitung hat mir sowohl von der Aufmachung als auch den Inhalten bisher gut gefallen. Leider ist es mir rund um die Plattform zu still. Oder ich war einfach zu faul, um die Seite auf Backlinks zu checken und ich ziehe falsche Schlüsse aus dem Schweigen in den Blogs, die ich gerne lese.
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Und interessant finde ich die Background-Infos über die WAZ-Gruppe bei Turi2: Im Westen was Neues inkl. einem Interview mit Bodo Hombach, dem momentanen GF der WAZ. Alles in allem eine haarige Geschichte bei einem so renditeverwöhnten und -geilen Verlag. Ob sich wohl aus diesem Grunde Mario Sixtus fast schon prophetisch anhört (der sowieso viel mehr Backgroundwissen als ich über das Verlagswesen verfügt): Web-Projekte sind von Natur aus Dauerbaustellen. Man kann sie nicht am Reißbrett planen. Nicht alles, was sich in der Theorie prächtig anhört, funktioniert dann auch im Netz. Communities sind unberechenbar und launenhaft. Vieles, was in den letzten paar Jahren unter dem Label Web 2.0 zum Knüller geworden ist, ist als reines Experiment gestartet. Und Experimente implizieren das Scheitern, sonst wären es keine. Kurz: Die Geschäftsführung und die Gesellschafter müssen für ein erfolgreiches Internet-Geschäft eine gänzlich andere Mentalität mitbringen, als für Old-Media-Business. Da ist Umdenken gefragt.
Nun denn, schauen wir mal, ob Lyssa Manns genug sein wird, im Tagesgeschäft zu überleben, die wichtigen von den unwichtigen Aspekten zu trennen und ein Händchen für die Massen hat. Mangels Webprojekten mit hohen Trafficzahlen lässt sich gerade das Letztere schwer beurteilen. Ich darfs mal anders ausdrücken: Lyssa fehlt der Beweis, dass sie das Trafficsau-Gen besitzt. Ist das wichtig im Verlagswesen bei der WAZ? Keine Ahnung. Eine große Alternative scheint soweiso kein Zeitungsverlag mehr zu haben, als die Flucht nach vorne anzutreten.
Cool! Macht Laune zu beobachten, wie sich die Verlage bewegen. Nach wie vor. Wer wird den richtigen Riecher haben? Wer wird verschwinden? Wer schwenkt komplett um? Wer definiert sein Know-How um?
Ich denke die WAZ wird feststellen, dass man damit nicht richtig Geld machen kann und die Blogger mit einem Taschengeld abspeisen, dass sie dann zum Einkaufen von 3 Kugeln Eis in der lokalen Eisdiele nutzen können.
Marinus Sixtus und andere wichtige Kommentatoren des Zeitgeschehens können darüber dann Artikel-Reihen veröffentlichen.
Letzter Kommentar zu euch Bloggern für die nächsten 3 Monate.
Ich wünsche jedenfalls den von Herrn Sixtus in seinem Artikel angesprochenen Miesmachern und Quertreibern eine Menge Spaß 🙂
Grüße aus dem sonnigen Köln.
Axel
Sixtus schreibt seit Jahren immer die gleiche Revolution herbei, die nie kommen wird. Jetzt, weil´s der WAZ passt, sind es lokale Netzwerke „Blogging Neighbourhood“. Ich habe mal meine Leser gefragt, was die von sowas halten, die Antwort war doch ziemlich negativ. Man kann vieles an Behauptungen in den Raum werfen, aber wenn bislang einer dicke bretter bohren wollte und jeden Beweis schuldig geblieben ist, dann ist das Mario Sixtus, demnächst als Visionär dann sicher auch bei der WAZ zugange. Man werfe nur mal einen Blick auf das Technology Review Blog, dann sieht man auch gleich das Trafficsau-Gen.
Und von Betas hat die Welt genug gesehen, die WAZ kennt solche geldfressenden Baustellen bestens von Versum und Immowelt.
waz 2.0 ist eine nette idee, aber ob die strukturen das hergeben werden, da sind schon leichte zweifel angesagt. internet erfahrung und entsprechende visionen gibt es schon lange, aber die visionen umgesetzt hat man dann leider nie. ich hoffe auf überraschungen, aber so recht glauben mag ich es nicht. auf der anderen seite, wenn nicht so, wie soll es dann überhaupt funktionieren?
aller.allerletzter Beitrag:
@Don Alphonso: So sehe ich das auch.
Jedenfalls ist dies eine Warnung an die Jugend vor Visionären, die eigentlich vor allem über hohe Fähigkeiten zum Erschaffen einer erdachten Welt sowie zum Selbstbetrug haben.
Der ihre Revolutionen decken sich nämlich niemals mit den empirischen Gegebenheiten. Und wenn sie selbst ihre Geschäfte abwickeln, dann tun sie dies sicher nicht basierend auf ihren Web 2.0 Theorien sondern vielmehr auf den guten, alten Schlangenöl 1.0 Tatsachen.
Das ist auch in Ordnung so. Dann aber bitte den Mund ein bischen weniger voll nehmen bzgl. Revolutionen und ähnlichem Unfug. Es wird nämlich einfach das gemacht, was Marketing-Experten immer wollen und vor dem Psychologen immer warnen:
Das Erzeugen von übertriebenen Erwartungen.
Übrigens kann man mit Webtechnologien prima ein Auskommen finden. In meinem Falle sind das aber keine Visionen sondern reale Projekte mit oft anstrengenden (Mit)-Menschen sowie permanent gepflegter technologischer und projektsoziologischer/ökonomischer Kompetenz.
boa noite
Axel