Sonstiges

eBay… 3…2..1. Geiz

peinlich, was ITK berichtet:

eBay Deutschland zahlt Leiharbeitern 6 Euro die Stunde. Das hat de.internet.com aus dem Unternehmen erfahren. Der Auktionsplattformbetreiber, der erst im September vergangenen Jahres die VoIP-Firma Skype für bis zu 4,1 Milliarden Dollar gekauft hat, setzt in Deutschland massiv auf die Zeitarbeitsvermittlungen Manpower, Allbecon und die DIS AG. Dort erhalten Beschäftigte für anspruchsvolle Tätigkeiten 960 Euro im Monat. In den ersten drei Monaten gibt es einen steuerfreien Fahrtkostenzuschuss nach Dreilinden, Brandenburg, was das Einkommen für die Zeit auf 1.100 Euro steigert. …

Das Unternehmen Manpower sei maßgeblich am Abschluss des Tarifvertrages für Zeitarbeitsunternehmen beteiligt und sei diesem auch angeschlossen. „Äußerungen, dass die Zeitarbeitskräfte von Manpower zu einem sehr geringen Lohn arbeiten würden, sind aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar“, erklärte sie. Doch damit bewegt sich das Unternehmen auf dünnem Eis. Die Europäische Sozialcharta, der auch Deutschland beigetreten ist, verpflichtet in Artikel 4 alle Vertragsstaaten, „das Recht der Arbeitnehmer auf ein Arbeitsentgelt anzuerkennen, welches ausreicht, um ihnen und ihren Familien einen angemessenen Lebensstandard zu sichern“. Das EU-Parlament setzt dieses „angemessene Arbeitsentgelt“ mit 60 Prozent des nationalen Durchschnittsverdienstes an, der 2003 in Deutschland bei 2.769 Euro/Monat betrug (Statistisches Taschenbuch 2003). Rund 1.662 Euro entsprechen bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 38 bis 39 Stunden etwa 10 Euro pro Stunde.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

9 Kommentare

  • Das Lohnniveau unterscheidet sich auch in Deutschland regional und branchenspezifisch sehr stark. Mit bundesweiten Durchschnittslöhnen über alle Branchen hinweg zu argumentieren, ist gerade in Brandenburg ziemlich daneben und wuerde, kaeme man auf die abstruse Idee, nur Beschaeftigungsverhaeltnisse mit mehr als 10 Euro je Stunde zuzulassen, die Arbeitslosenquote auf ueber 50 Prozent ansteigen lassen.

    In Deutschland sind die Tarifvertragsparteien für die Festlegung der Tariflöhne verantwortlich. Die Gewerkschaften werden sich wohl schon etwas dabei gedacht haben, denn sie kennen die orts- und branchenüblichen Löhne genau.

    Aber auch in bestimmten Regionen der alten Bundesländern, insbesondere an den Grenzen zu Tschechien und Polen, bewegt sich das Lohnniveau eher in Richtung auf unter 5 Euro je Stunde. Insoweit berücksichtigen 6 Euro in Dreilinden schon die vergleichsweise günstige Lage. Im östlichen Teil von Brandenburg werden 6 Euro die Stunde schon als eher viel angesehen .

    Die europäische Sozialcharta bindet nicht die Tarifvertragsparteien oder auch Unternehmen, sondern die Staaten und ist in der Formulierung „anzuerkennen“ deutlich als unverbindliches Politikergeschwaetz ausgewiesen, das sich nicht traut, die Fakten auszusprechen und stattdessen Schlaraffia saeuselt.

  • das mag alles schön und richtig sein, dabei wird aber gerne vergessen, daß insbesondere Großunternehmen eine höhere, gesellschaftlich-soziale Verpflichtung tragen. Sie haben eine Vorbildfunktion und sind zugleich Signalgeber. Wer erfolgreich und groß ist, von dem wird erwartet, mehr zurückzugeben als man es von Kleinst- und Mittelstandsbetrieben erwarten kann. Nicht umsonst steht zB die Firma Walmart in den USA gerade deswegen unter Beschuss, weil sie zu sehr am Limit fahren. Nun mag man gerne die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens als nicht einmal tertiär betrachten, da Unternehmen Gewinne einfahren müssen, um die Rolle als Arbeitgeber zu erfüllen, aber Unternehmen und Unternehmer dürfen sich dann nicht mehr wundern, sich einen immer mieseren Ruf aufzubauen, unter dem mit der Zeit der ökonomische Erfolg leidet. Es ist also nicht nur ein sozialer sondern höchst kaufmännischer Gedanke. Es reicht heute nicht mehr, dem Volk zu zeigen, wie toll man Museen unterstützt und von armen Künstler Bilder kauft (hehehe…)

  • Leiharbeiter, Praktikanten, etc – das ist das Insider/Outsider Problem des deutschen Arbeitsmarktes.

    „Rund 1.662 Euro entsprechen bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 38 bis 39 Stunden etwa 10 Euro pro Stunde.“

    Ganz ehrlich, schon an der Tatsache, daß die deutschen Gewerkschaften ggw. eine Kampagne für einen Mindestlohn on 7,50 € fahren, kann man doch erkennen, was die so eine Berechnung auf Basis der europäischen Sozialcharta tatsächlich wert ist.

  • Adecco wollte mal ’nen Kreditspezialisten mit Auslandserfahrung für 9,50 Euro mobil von Ost- nach West-Deutschland schicken. Ein Witz. Sorry, als Top-Fachraft würde ich mir für den Hungerlohn nüscht von ’nem Chef sagen lassen.

    „Deutschland ist kein Billiglohnland und wird nie eines werden“, so Guido Westerwelle zum Wahlkampfauftakt in Düsseldorf, 2005

  • Öh, Spaßmobil-Westerwelle schwätzt viel wenn der Wahltag lang ist, darauf würde ich nun absolut nichts geben.

    Was mich an dem Artikel stutzig macht, ist der Wert von 2003. Das andere Argument kam ja bereits schon.

  • Laut Statistischem Bundesamt lag das Bruttogehalt in Deutschland 2005 bei 2.202 Euro. Davon 60 % sind 1321 Euro. Bei 165 Arbeitsstunden pro Monat ergibt dies einen Stundenlohn von 8 Euro, der in der Nähe des von den Gewerkschaften geforderten Mindestlohns liegt.
    Interessant wäre natürlich auch zu erfahren, was anspruchsvolle Tätigkeiten bei eBay sind.