Wurde gestern gefragt, ob man davon leben könnte. Von was leben? Na, wenn man Werbung auf Blogs einblendet.
Monatliches Einkommensziel = 2.000 Euro
Lass mal sehen, laut dem Bundesamt für Statistik benötigt ein Single ca. 2.000 Euro monatlich, um einigermaßen bequem über die Runden zu kommen (klar, gibt welche, die mit wesentlich weniger auskommen müssen). 2.000 Euro monatlich sei also das zu erreichende Nettoeinkommen. Der durschn. Steuersatz sei 40%, rechnen wir also 2000/0,6 = 3.333 Euro Brutto (ohne Sozialbeiträge, wenn wir von einem Selbstständigen ausgehen).
Notwendige Traffic = fast 1.000.000 Page Impressions
Fangen wir mit AdSense an: Wieviele Page Impressions braucht man dafür? Ein Profi, der nur tagein, tagaus bloggt, kommt – wenn er sich nicht zu dumm anstellt – auf eine Klickrate von 2% und einen Klickpreis von 20 Cent/Klick. Mit einem Gridcomputer nachgerechnet kommt man auf ein Trafficziel von ca. 833.000 Page Impressions/ Monat bzw. ca. 30.000 Seitenaufrufen am Tag.
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Reality Check: Welche Blogs stehen gut?
Betrachtet man die Topcharts auf Blogscout, erkennt man, daß nur das Bildblog die Survival Line überschritten hat, der „Rest“ ist locker drunter. Aber selbst das Bildblog ist mit etwas mehr als 1.5 Mio Pageimpressions nicht gerade ein Streberkind. Einerseits ist die Quote PIs/Visits mit knapp 1.5 sehr niedrig, zudem ist der Anteil der Google-Besucher mit unter 10% verschwindend gering und das Bildblog performt damit unterirdisch schlecht. Das ist keine Wertung gegen das Bildblog, sondern nur eine Feststellung, daß äußerst wenig Besuche per Google reinkommen. Denn normalerweise ist die Blog-Googlequote ca. 40%, somit könnte Bildblog mit Google-Hilfe auf fast 3 Mio PIs kommen. Theoretisch, praktisch nicht. Zumal das beim Bildblog eh egal ist, da die Betreiber bewußt auf AdSense verzichten, stattdessen auf klassische, animierte Banner wie Amazon oder Base (Mobilfunk) setzen, die nicht klickbasierend abgerechnet werden (sondern idR auf Lead/Sales). Die Rechnung mit den anderen Bannertypen kann ich natürlich nicht aufstellen, da ich damit keine Erfahrungswerte habe.
Also? Das sollte einem schon zu denken geben, daß nur das Bildblog und höchstens noch das Flahsblog einigermaßen überlebensfähige Blogs wären. Von wievielen Blogs in D?
Tuning
Wer sagt eigentlich, daß man 30.000 PIs pro Tag braucht? Wenn es schon AdSense sein soll (das ja klickbasierend ist!!!), zeigen wir doch einmal die Stellschrauben auf, die man verstellen kann. Man hält gedanklich alle Stellschrauben fest, außer einer:
1. Klickrate = Schafft man es, die Klickrate zu erhöhen, braucht man weniger Traffic, um das gwünschte Niveau zu erreichen. Wer also 0.5% bei 2.000.000 PIs hat und die Klickrate auf 2% steigert, vervierfacht sein Einkommen bzw. kann genau das gleiche mit „nur noch“ 500.000 PIs verdienen.
2. PIs/Visits = Wenn die Quote exakt 1 ist, sollte mind. 2 besser noch 3 PIs/Visit erreichen. Denn im Hintergrund erhöht sich letztlich die Chance, daß ein Besucher doch mal auf ein Banner klickt (nicht unbedingt die Klickrate!). Das ist noch viel wichtiger, wenn man Werbung auf Basis von Einblendungen abrechnet.
3. Mehr Artikel = Landeseiten = Wo wird der Drachenflieger-Interessierte wohl eher landen, auf einer Webseite mit 100.000 Artikeln oder einer Webseite mit 1 Artikel? Solange dieser 1 Artikel nicht der Brüller ist, wohl eher auf der Blogseite, die sich seit 10 Jahren mit dem Thema Drachenfliegen beschäftigt.
4. höherwertigere Keywords ansprechen, Keyword-Alternativen inkl. Verschreiber = Man muss nicht gleich seine Finger verknoten, wenn man ab und zu daran denkt, statt „gebrauchte Personenstraßenkraftfahrzeuge“ einfach nur „Gebrauchtwagen“ zu schreiben.
5. Stammleser-Konversionsrate = Wenn der neue Leser da ist, was sollte ihn bewegen wiederzukommen?
6. besserer Content per se = „ich habe nix besonderes erlebt heute“ oder „es war der stinklangweiligste Tag meines Lebens“ ist nicht unbedingt besserer Content, dafür ist möglicherweise das eine etwas lebendiger geschrieben. „Besserer“ Content kann sich in der Artikelüberschrift wiedespiegeln, in der Länge des Textes, in der Strukturierung, nicht immer nur an die „gottgleiche Schreibe“ denken. Es sind oft nur kleine Dinge.
7. Themenstrategien = ein guter Mix aus Infotainement? Oder nur Informieren? Oder doch lieber alles very persönlich schreiben? Was passt? Was will der Leser? Was willst Du? Interviews auch? Videos auch? Oder doch nur Text mit Bildern? Aktuell? nachträglich aufbereitet? Immer vorneweg? etcpp…
8. Abwechslung, Hot Topics = Egal, wie toll man schreibt, alles lutscht mal aus. Frühzeitig an neue Dinge denken. Hot Topics können auch sehr spannend sein: Einmal gut geschrieben kann 90% vom Umsatz ausmachen? Mittelfristig ja.
9. Gastautoren = wer passt? Wieso? Was bringt er neues ein? Wie oft? Wann?
10. Nicht immer nur Text? = ausser Text gibt es noch Audio, Bilder, Video, Real Life!
11. alternative Suchmaschinen? = wer sagt, daß man immer nur auf Google schielen soll?
12. Pressearbeit
13. PR-Arbeit
14. Marketing
Hinter allen Punkten verbergen sich ein Unzahl von Möglichkeiten. Ein Profi sollte sich damit schon genauer auseinandersetzen, was er wo verbessern möchte und nicht nur ins Blaue loseiern. Ständiges überprüfen der Ziele und Kontrolle ist mE wichtig. Auch ein Redaktionsplan wäre nicht ungeschickt. Wann sind nochmals welche nationalen/internationalen Ereignisse? Welche Termine sind wichtig für die Bevölkerung? Worüber wird gerade gesprochen? Es reicht nicht, wie der Standardblogger ab und zu mal seine Trafficzahlen zu kontrollieren, Referrer zu checken, die witzigen Suchwörter zu bewundern. Ich würde mind. pro Tag 1 Stunde in das Qualitätsmanagement stecken. Auch wenns einen ankotzt 🙂 Dass Aldi ohne Controller arbeitet, glaubt auch nur der Weihnachtsmann.
Blognetzwerk als Alternative?
Selbst wenn man 10 Blogs betreiben würde, müsste jedes dieser Blogs auf 3.000 Seitenaufrufe pro Tag kommen. Von den jetzigen Charts ausgehend, überschreiten von 800 registrierten Blogs auf Blogscout lediglich 20 diese 3.000er Marke. Das sind 2.5%. Übertragen auf die Gesamtheit der dt. Blogosphere (250.000) kämen ca. 6.000 Blogs dafür in Frage. Ich tippe realistisch irgendwo eher auf 100 Blogs, die das momentan schaffen. 10 Blogs über die 3.000er Page Impressions pro Tag zu pushen ist schon eine erhebliche Leistung, zumal die Blogs ja dann mit Sicherheit unterschiedliche Lesergruppen bedienen werden. Wow. Alleine alle verwalten? Wow! Das zeigt? Wie schwer es ist, selbst mit 10 Blogs die Wohlstandsmarke von 2.000 Euro/Monat aus AdSense-Werbeeinnahmen zu knacken. Es wird einem nicht geschenkt, wenn man nur gut schreiben kann.
Alternative Einnahmequellen?
Es gibt eine Unmenge davon. Ziel sollte eh sein, daß man nur zu 1/3 Drittel zB von AdSense abhängig sollte. Denn, was machst Du, wenn Dich Google kickt? Oder viel schlechter positioniert? Absichern also. Die klassische Alternative zu AdSense ist eigentlich keine andere, da es das gleiche wie AdSense ist: Andere Affiliate-Partner ins Boot holen. Was noch? Sponsoren? Ja und nein, Sponsoren sind keine Mäzen, Sponsoren wollen was und können auch zickig werden. Aber klar, es ist eine Alternative. Ohne Überredungskünste wirst Du aber keinen Sponsor reinholen können. Direkte Werbung schalten ist eine andere Möglichkeit. Dazu gibt es mittlerweile auch Anbieter wie BlogAds.com (leider für den amerikanischen Markt spannend, auch wenn es Non-USA Blogs bei BlogAds gibt). Projektbezogene Stories sind eine weitere Alternative. Was zB? Denkt selbst nach 🙂 Linktausch? Was ist damit? Öhm.. wäre ich ziemlich vorsichtig, wenn auch nicht unüblich für Seiten mit Pagerank höher 5. Wie steht es mit einem integrierten Shop? Wenns passt, warum nicht? Wer aber übernimmt die Abwicklung? Muss man lösen, da man vor lauter Schreiben keine Zeit für das Shophandling haben wird.
Konkretes Alternativbeispiel: Blogads.com
Tobias Schwarz von FistFulOfEuros.net schreibt:
Blogads Buchungen funktionieren thematisch, man kann sein Blog in Kategorien eintragen, in denen es dann neben den anderen für den Werbetreibenden zur Auswahl steht, mit den Preisen pro Woche, 2 Wochen, 1 Monat und 3 Monate. Blogads nimmt 20% Provision. Es gibt darüber hinaus „Ringe“ oder „Netzwerkbuchungen“, die alle in diesen Netzwerken vorhandenen Blogs betreffen, also z.B. regional, alle in England…
Als „paneuropäisches Blog“ sitzen wir natürlich immer ein wenig zwischen den Stühlen, was nationale Kampagnen betrifft, aber das blogad UK network war schon eine sinnvolle Entwicklung. Zumeist buchen aber im Moment noch individuelle Autoren oder kleine Verlage, die Ihre Bücher speziell unseren Lesern vorstellen wollen.
Anzeigen müssen vom Accountinhaber genehmigt werden, bevor sie freigeschaltet werden, die Graphiken kommen von Blogads Servern oder Kundenservern, die Anzeige kann weitestgehend per CSS angepasst werden, allerdings sollte man eine Mindestbreite für Netzwerkverkäufe sicherstellen.
Die Buchungshäufigkeit schwankt sehr, manchmal sind es bis zu 5 Anzeigen gleichzeitig, im Moment nur eine. Anders formuliert, abzüglich der Kosten wären das bei durchschnittlich 2,5 Anzeigen, auf 40 Stunden bezogen, ein Stundenlohn von ca. 0.65 Euro. Bei Spiegel-International Preisen wären das ceteris paribus immerhin 26 Euro, bei SpOn Preisen stolze 52.
Klar, die haben auch andere Kosten, und die Rechnung errinnert insgesamt ein wenig an die Blogwertberechnung auf Linkbasis, wie das nach der Weblogs.inc Transaktion modern wurde, aber zur Illustration des Potentials reicht das, finde ich.
Fazit
Niemand sagt, daß es leicht ist. Existenzgründer kennen das. Wie sagte vor Kurzem einer? Man muss doppelt soviel arbeiten und bekommt doppelt so wenig heraus wie vorher als Angestellter. Fleissig sein, arbeiten wie eine Ochse, geizig sein, diszipliniert sein. Ja, ich finde, das Weblogs keine bessere oder schlechtere Alternative gegenüber anderen Zeitinvests darstellen. Man muss „lediglich“ wissen, ob man genug Herzblut fürs Schreiben aufbringt und ob die Schreibe auch ankommt. Zusätzlich muss man bereit sein, Gehirnschmalz und Kreativität reinzustecken und den richtigen Riecher für Themen haben. Nur schreiben alleine bringt nix. Wer ein Blog als eine chronologische Abfolge von Gesprächen versteht, verschenkt Einnahmepotenziale ohne Ende, da er alte Artikel nicht vergoldet und die Einnahmen nur auf aktuelle Artikel konzentriert. Höchst ineffizient. Letztlich aber macht es keinen Sinn, sich mit dem Bloggerdasein zu beschäftigen, wenn die innere Motivation zu diesem Medium fehlt. Nur als Alternative mangels weiterer Möglichkeiten? Wenn man sich zwingen muss, ist es zum Scheitern verdammt, denn die Ochsentour von 10-16 Stunden täglicher Blogarbeit hält man sonst nicht lange durch. Aber so what, es war mit anderen Dingen auch nie anders, wenn man sich den Scheck selbst finanzieren wollte.