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BMW: Lernen Großunternehmen, offen mit Kritik umzugehen?

BMW wurde halt wegen Black-Hat SEO Maßnahmen erwischt, so what, statt aber darauf offen einzugehen, kommt eine sehr merkwürdige Aussage, die fast schon nach Scheinwelt klingt:
Indiskretion Ehrensache / Handelsblattblogger:

Es handele sich nicht um eine „Manipulation von Seiten, sondern um einen Dienst am Kunden“. Ziel sei es gewesen, dass Surfer, wenn Sie nach BMW-Gebrauchtwagen suchen, auf die eigene Seite kommen und nicht zu fremden Anbietern. Es sei so, dass die BMW-Seiten von vielen gängigen Suchemaschinen eben nicht erkannt würden. BMW arbeite dabei mit einem von Google zertifizierten Dienstleister zusammen. Zitat eines Sprechers: „Wir führen die Kunden nicht in die Irre.“ Und noch ein Fakt: Weniger als ein Prozent der Nutzer würden über Suchmaschinen auf die BMW-Seiten kommen. Man habe die beanstandeten Seiten schon am Donnerstag vom Netz genommen.

Oookay,… eine etwas individuellere Defintion von Doorwaypages/Cloaking und „wenn Sie nach BMW-Gebrauchtwagen suchen, auf die eigene Seite kommen und nicht zu fremden Anbietern„…

Spon:

Mit Google reden wollen auch die Münchner. Die wurden am Wochenende recht kalt von der Welle der Kritik und Googles Maßnahmen erwischt, denn eigentlich, sagt BMW-Sprecher Sagemann, sei das Thema zu diesem Zeitpunkt schon durch gewesen: „Wir haben die Doorway-Seiten bereits am Donnerstag letzter Woche abgeschaltet, nachdem es Kritik in einigen Blogs gegeben hatte.“ Die registriert das Unternehmen, ohne sich wirklich davon angesprochen zu fühlen. „Wir haben uns zum Einsatz dieser Seiten entschlossen, nachdem die Gebraucht- und Neuwagenseiten von BMW in den letzten Monaten alles andere als prominent gelistet wurden. Die Doorway-Seiten verwiesen direkt auf thematisch passende Angebote bei BMW.“ Deshalb glauben die Münchner, ginge die grundsätzlich richtige Kritik an Suchmaschinen-Manipulationen eigentlich an ihnen vorbei. Firmensprecher Markus Sagemann: „Wir haben da nichts manipuliert. Wir haben als Firma aber natürlich ein Interesse, nicht unter ferner liefen aufgeführt zu werden, wenn es um unsere Produkte geht.“ Die Schärfe der Kritik sei darum auch nicht verständlich: „Da muss man doch einmal die Kirche im Dorf lassen.“

Thomas Knüwer vom Handelsblog stellt völlig richtig fest:

Nehmen wir mal an, es gäbe in Hamburg ein Hotel namens „Michel“. Es trüge also den gleichen Namen wie jenes Wahrzeichen. Und deshalb installiert der Hotelinhaber in der ganzen Stadt Schilder und auf denen steht „Michel“ in Schwarz auf Weiß, eben so, als weise die Stadt auf eine Sehenswürdigkeit hin. Wer diesen Schildern nun folgt, landet nicht bei der Kirche – sondern im Hotel. Dort steht dann der Portier und sagt ganz freundlich: „Das ist doch ein Dienst am Kunden.“

Faris SEO schreibt:

… läuft in der deutschen Blogosphäre heute eine wahre Hexenjagd auf alles, was irgendwie nach „€œvon Google verbotenen Techniken“€? aussieht. In etlichen Blogs werden renommierte Namen auf“€™s Tapet gebracht, die alle „€œnicht ganz sauber“€? auf User-Fang gehen. Ich möchte mich jetzt nicht weiter daran beteiligen, daher hier keine Namen. Nur soviel: Es sind viele, sehr viele große Namen im Umlauf. Allerdings muß man wohl einräumen, daß Googles Rechnung zu 100% aufgeht….

Hexenjagd mit Scheiterhaufen und Verbrennung ist es wohl nicht, Matt hat lediglich etwas angestoßen, das in vielen SEO Foren schon lange vorher ein Thema war, nur mit der googleschen Umsetzung der Androhung und den begleitenden Berichten der Blogs bekommt das alles irgendwie eine etwas andere Sichtbarkeit nach außen hin (s.o. Aussage von BMW wegen Blogs). Hey, wenn das dazu führt, daß ich bessere Suchergebnisse erhalte und nicht mehr 500.000 Treffer eines einzigen Anbieters umso besser. Schade finde ich nur, daß BMW nicht in der Lage zu sein scheint, den Standpunkt der suchenden Surfer&Kunden einzunehmen.

Google News zu BMW + Google >>
Technorati.com zu BMW + Google (Germany)
Technorati BMW + Google (all Languages) wartet bereits mit über 5.000 Treffern auf. Viel Spaß an die Medienbeobachtungsagentur von BMW und Glückwunsch für das gute Geschäft 😉

Zum Abschluß etwas zum Lachen >> (gefunden bei vowe)

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

5 Kommentare

  • Bereits die Praxis der Automobilhersteller, den Vertrieb ihrer Neuwagen in den Griff zu kriegen, Vertragshändlernetze zu organisieren und zu verhindern, daß andere Händler ihre Neuwagen vertreiben, ist ordnungspolitisch höchst bedenklich und wird zu Recht seitens der EU-Kommission angegriffen.

    Daß BMW jetzt auch noch versucht, den Handel mit gebrauchten Wagen ihrer Marke in den Griff zu kriegen (so interpretiere ich zumindest dieses gescheiterte Google-Spamming), ist ein starkes Stück, dass sich das Bundeskartellamt und die EU-Kommission mal etwas genauer anschauen sollten.

  • Naja, wenn ich mal kurz rekapituliere, wieviele Blog- und Forenbeiträge in dieser Preisklasse ich heute gelesen habe, dann finde ich die Vokabel „Hexenjagd“ nicht ganz so abwegig.

    Verdient hätten einen Kick sicher einige mehr, wenn man BMW als Maßstab anlegt.

    Ich gehe allerdings davon aus, daß Google jetzt erstmal eine kleine Kunstpause einlegt. Wer dann noch nicht reagiert hat, der sollte sich schonmal warm anziehen… 😉

  • Lockerleicht und von der Hand – BMW und Google

    Ok, BMW ist draußen, aber wie darauf reagiert wird… Na ja, das lernen wir nochmal, gell?
    Su a weng a nachhylf‘ und danoch a Schwainshax’n… of gud bairisch, gell? Is jo neda su schwär midn gugln.

    Aber im Grunde… Für Google wars kein Probl…