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Sind Journalisten Aliens?

Web-QuatschingWatching Interview mit Dr. Thomas Leif, promovierter Politikwissenschaftler und TV-Chefreporter beim Südwestrundfunk in Mainz. Er ist erster Vorsitzender des Netzwerks Recherche und hat Bücher über Recherchetechniken und Lobbyismus in Deutschland geschrieben.

//Nabelschau.de? Aufklärung.com! Thomas Leif im Gespräch mit Kristin-Leonie Weiland

Der „Blog-Theoretiker“ Don Alphonso sagt, dass Journalisten entscheiden, „welchen Ausschnitt der vom eigenen Vorurteil geprägten Halbwahrheit der Nutzer letztendlich präsentiert bekommt“. Und er glaubt, Weblogs könnten für die Profis tödlich werden. Sind Sie tatsächlich der Ansicht, dass von Weblogs keine Gefahr für den klassischen Journalismus ausgeht?
Absolut. Wenn Nicht-Journalisten und „Blog-Theoretiker“ wie Don Alphonso sich über die Selektionsrolle von Journalisten beklagen, bin ich grundsätzlich sehr skeptisch. Die meisten Blogger sind von ihrer Selbstdefinition her viel subjektiver als jeder seriöse Journalist. Während ernsthafte Journalisten zumindest versuchen, objektivierbare Kriterien einzuführen, sind viele Blogs von einer Hypersubjektivität getrieben. Der Blogger stellt seine eigene Person in den Vordergrund. Es handelt sich oft um selbstverliebte Egozentriker, die ihren Mitteilungsdrang befriedigen wollen. Das ist legitim, aber keine journalistische Haltung. Viele Blogs sind gespickt mit Anfeindungen, Unterstellungen und systematischer Provokation. Es werden beispielsweise bewusst andere niedergemacht, ohne dass der Blogger jemals persönlich mit ihnen in Kontakt getreten ist. Dadurch lenkt er jedoch Aufmerksamkeit auf sich selbst und genießt den Hype, der um ihn herum entsteht. Dem Großteil der Blogger geht es eben nicht ernsthaft darum, einen Sachverhalt aufzuklären oder einen Vorgang zu analysieren. Die meisten präsentieren nur einen privaten Tabledance. Selbstverständlich gibt es aber auch sehr gute, qualitativ hochwertige Blogs. Das sind jedoch nur Mini-Inseln in einem Ozean von Inhalten, für die journalistische Gesichtspunkte nicht gelten.

Was ist für Sie ein qualitativ hochwertiges Blog und wodurch ist es charakterisiert?
Ein herausragendes Qualitätsblog ist beispielsweise BILDblog.de. Das ist eine der Top-Ausnahmen unter den Blogs: absolut professionell, inhaltlich exzellent und genuin journalistisch definiert. Die Macher von BILDblog sind sehr engagiert, bringen stets Beweise und Querbelege an und recherchieren sauber und genau. BILDblog findet bis in die Redaktion der Bild-Zeitung hinein Beachtung und führt dort zu Diskussionen über die Peinlichkeiten und Ausrutscher, oftmals sogar mit dem Resultat, dass Artikel oder Aussagen korrigiert werden. Wenn nur zehn Prozent der Blogger so arbeiteten, dann würde mir ein Stein vom Herzen fallen. BILDblog ist der Beweis für die ungenutzten Chancen dieses Instrumentes.

Ich bin ja froh, daß ich journalistische Tätigkeiten nicht beschreiben muss. Es ist schon befremdlich, wie Journalisten dazu tendieren, Blogs so abzukanzeln, als würde man vom Teufel sprechen. Mir kommt dann immer das Bild von zwei Menschen in einem Cafe, die sich gemütlich über den gerade genossenen Kinofilm unterhalten. Irgendwann platzt dann ein Journalist dazwischen und brüllt „was ist das für ein Schmarrn, wo bleiben eure journalistischen Grundsätze, wo bleibt eure Objektivität…“ … zwei Sekunden später ist bereits der Abholdienst mit Zwangsjacke da 🙂 Strange, very strange diese Haltung, über bloggende Webnutzer so zu urteilen.


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Oder wollen ganz bösartig lieber den Kritiker Beppe Grillo (eine Art Jon Stewart Italiens) zu Wort kommen lassen, was die hehren Grundsätze der Journalisten angeht? Siehe The Role of Bloggers

Passend dazu auch der Artikel von Klaus „Blog-Bashing: Ritter der Schwafelrunde

Oder der von Gerhard Schoolmann in Alle Journalisten sind schwul?

Nun ja, ein paar selbstverliebte Egozentriker kenne ich auch unter den Journalisten, ohne von denen auf „den Journalisten“ an und fuer sich schliessen zu wollen. Der eine laesst sich bekokst mit ukrainischen Huren erwischen, ein anderer ist so weit die Treppe hoch gefallen, dass er sogar mal als „Superminister“ bezeichnet worden ist.

(*krall am Stuhl fest, ich fall gleich vor Lachen auf den Poden*)

via Mail

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

8 Kommentare

  • Ich ein Journalist? I wo!

    Dass mein Blog eine Klowand sein soll… geschenkt!. Aber mich aber zum Journalisten zu erklären, das ist nun wirklich lächerlich.Ich bin kein Journalist, und ich will auch keiner sein. Dass mein Blog jedoch ein kleiner Baustein zu d…

  • „Den meisten Bloggern fehlt…

    … jegliches journalistisches Handwerkszeug“

    Zu dem hier, einem ganz tollen Interview mit einem ganz tollen Menschen, der ganz toll über die ganz tollen Blogs denkt, haben sich ganz viele, total tolle Blogger-Kollegen schon super toll ausgelassen…

  • Blogs und v.a. der in diesem Interview beschriebene Journalismus sind zwei völlig verschiedene paar Stiefel, unterschiedliche Welten.
    Ist ein schlecht vorbereitetes Interview, deswegen kommt es so schrill. Schon die Eingangsfrage, mit ’nem Blog könne heute jeder journalistisch tätig werden, ist haaresträubend und wird den Interviewten dazu drängen, (ziemlich hart) Grenzen zu setzen.

  • ganz klar, wenn Du als Journalist so eine Frage bekommst. Aber dieser Leif scheint mir ein alter Hase zu sein, der sich dennoch dazu hinreissen lässt, über andere herzuziehen, die er nicht einmal annähernd kennt anscheinend. Arroganz?

  • Ob’s Arroganz ist, weiß ich nicht. Vielleicht einfach ein Versäumnis. Und über Blogs urteilt er sehr aus seiner eigenen Sicht, ihn kann man wohl kaum als Autorität in Sachen Blogs heranziehen.
    Das andere ist: Du kennst die Situation nicht, in der das Interview abgelaufen ist. Vielleicht war das in seiner Dümmlichkeit reichlich provozierend. Oder er war nicht darauf gefaßt, wie wenig vorbereitet es war.
    Ich hab’s mir noch mal angeguckt. Die Fragestellungen sind so unmöglich, man hätte das Interview eigentlich abbrechen müssen. Stichwort Authentizität z.B. Da hätte erst mal die Definition des Wortes geklärt werden müssen.
    Ich frag mich eher, wieso dieses Interview im Netz steht. Ein Profi muß doch sehen, daß das nichts taugt.

  • Nun, ich kenne Thomas Leif, habe am Lobbyismus-Kompendium „Die stille Macht“ mitgeschrieben und kann fürs Netzwerk-Recherche versichern, dass die Blogosphäre durchaus nicht als „Interdingsbumsirgendwas“ abgetan wird.
    Da ich die Diskussion über Leif´s Interview in meinem Blog für Betriebsräte nicht unterbringen kann, habe ich heute bereits beim werbeblogger und beim „indiskretion ehrensache“ meinen „senf dazu gegeben“.
    Also einfach dort nachlesen.

    Und zur Gegensätzlichkeit von Objektivität und Subjektivität zum Schluss ein Hinweis auf ein Posting betreffend den Focus – Ihr wisst schon, den mit den „Fakten, Fakten, Fakten“ – einfach hier nachlesen: Was ist „kritischer Journalismus?

  • „Nicht-Journalisten und „Blog-Theoretiker“ wie Don Alphonso…“

    Soweit zur journalistischen Sorgfaltspflicht. Ich bin kein Journalist, weiß aber, dass Don einer ist, und ich denke, die Bezeichnung „Blog-Praktiker“ passt auch auch besser zu jemandem, der slebst in mehreren Blogs bloggt. Egal, was man von Dons Aussagen selbst halten mag, aber diesen Satz halte ich für das peinlichste im ganzen Text, gerade, weil der Mann damit bestätigt, dass „Journalismus“ nicht gleichbedeutend ist mit „guter Recherche“, ebensoweing wie „Bloggen“ mit „schlechter“ 😀