Thorsten Jacobi hat seinen Sitz vor ca. 1/2-1 Jahr in die USA verlegt und ist möglicherweise einigen als Inhaber von Creative Weblogging bekannt, einem Konglomerat an Blogs zu verschiedenen Fachthemen. Geschäftsmodell: Traffic aufbauen über Content und Werbeeinnahmen generieren, die zu 40% an den jeweiligen Blogautor gehen. Schon damals wurde das Modell kritisiert, nicht wegen dem Ansatz, sondern wegen dem eigentlichen Inhalt der besprochenen drei deutschen Blogs (eines über Reisen, eines über Handies und eines über Gersundheit). Es waren mehr oder minder Kopien von prospektähnlichen Texten der Anbieter direkt, wobei ich persönlich das Handyblog nicht so schlecht fand. Ich lese die vielen Weblogs aus diesem Konglomerat nicht, da sie mich nicht ansprechen. Damals hatte ich festgestellt, daß Thorsten sich mit seinem Modell in einer Lernphase befindet und noch genug Zeit hat, besseren Content zur Verfügung zu stellen, der nicht so PR durchsetzt ist. Thorsten selbst hat dazu eher eine amerikanische Haltung, mit einer Mischung aus Werbung und Content kein Problem zu sehen. Und besserer Content im Sinne einer bloggishen Definition ist auch nicht bei ihm die Prio, so sehe ich das zumindest. Ich habe ihm damals viel Glück gewünscht, wünsche es ihm auch heute. Obwohl er zur Zeit etwas unangenehm auffällt, indem er Leute wie Nico oder Wolfgang anbaggert und dabei völlig deren Hintergrund außer Acht läßt. Das zeugt nicht von Professionalität im kontakten.
Nur warum schreibe ich das? Ich akzeptiere es, wenn einer sein Geschäftsmodell vorantreibt, natürlich aber nicht um jeden Preis. Darum geht es aber nicht. Was ich eher sehe, ist eine deutsche Bloggergrundhaltung, die sich von der amerikanischen Haltung im Geschäftsbereich, was man mit Blogs tun kann, stark unterscheidet. Auf der einen Seite haben wir Thorsten, der Blogs als simple Contenttools nutzt, um letztlich an Werbeinnahmen zu gelangen und nicht so sehr Blogs als originäre Technik sieht, den Menschen eine authentische Stimme zu geben. Oder Mr. ProBlogger, der sich mehr oder minder den Content aus dem Web zusammenklabustert, auf seine Blogfarmen stellt und damit seine AdSense Einnahmen hochjagt, und ich habe nicht das Gefühl dabei, daß ihn die Themen auch nur die Bohne interessieren. Content=Kohle für ihn. In D? Unmöglich, wenn man das als Blog deklarieren täte, so auch mit Creative Weblogging. Auf der anderen Seite haben wir eben solche Vorhaben wie Spreeblick, die wahnsinnig viel Wert auf Unabhängigkeit, Vermenschlichung, „Ich bin keine Zielgruppe“ etc legen. Hier möchte man mit Herzblut-Content Leser attraktieren. Letztlich aber ist das Ziel immer das Gleiche: Wie mache ich Umsatz? Der eine mit Umsatzfokussierung, der andere mit Umwegen über Blog-Authentizität, der nächste wiederum mit was weiß ich was. Es zeichnet sich mE nach in Deutschland ab, daß der Weg zum Ziel viel wichtiger ist als in Blognationen wie den USA. Dort geht man viel lockerer mit den Themen Geld verdienen um und beäugelt auch nicht so kritisch, wie man es nun macht. Blogs á la Gizmodo/Engadget und Konsorten dürften es demgemäß hierzulande viel schwerer haben, wenn man sie unter dem Aspekt betreibt, fokussiert Werbegelder einzustreichen. Insofern weiß ich auch nicht, ob man in D bei einem Blogvorhaben wie dem äußerst erfolgreichen Projekt SuicideGirls.com nicht von vornherein in der Luft zerrissen würde sobald es beim Bloggen eben nicht ums Bloggen geht 🙂 Irgendwie habe ich das Gefühl, daß man sich entschuldigen muß, wenn man Kohle verdienen will und wo anders Internetsurfern das völlig egal, ist solange der Inhalt wie auch immer stimmt/nützlich ist. Na ja, was wollte ich jetzt sagen? Weiß nicht mehr :-)) Doch: Solange man eben eine Plattform als „XYZ Blog“ definiert, erwartet auch der Durschnitss-Blogleser eine typischen Blogcontent-Stil. Findet er aber keinen solchen Stil vor, fühlt er sich verschaukelt. Ja, was in den USA läuft, ist Beschiss am Leser und das Ausnutzen des Hypewortes „Blog“. Statt die Seiten dann einfach nur „XYZ News“ wie auch immer zu nennen. Kann sein, daß deutsche Blogleser eben etwas smarter und anspruchsvoller als die USA Blogleser sind, die eh schon auf Commerce hoch Zehn getrimmt sind, durch alle Bevölkerungsschichten hinweg. Oder werdet Ihr etwa auf Parties gefragt „how much do you make?“.
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