Sonstiges

Sprechende Plakatsäulen

anläßlich der gescheiterten Zusammenarbeit zwischen BzzAgent und Creative Commons hat sich der Inhaber von BzzAgent, Dave Balter, nach hitzigen Debatten bei den Leuten entschuldigt. Eine gute Zusammenfassung bietet Joi Ito’s Artikel.

Soweit so schön, was mir aber irgendwie ein komisches Unwohlsein erzeugt, ist diese aufgesetzte Begründung von Dave, warum BzzAgent und Konsorten so toll sind:

While on the surface it may appear that we are just another marketing intrustion, with deeper digging you’ll find that our concept is about consumer’s taking control of marketing. We stress honesty in communications and ensure that individuals are open and transparent about their role. The goal is to ensure that the future of marketing is about a two-way dialogue. About listening and engaging with the consumer, instead of targeting and capturing them.

Dave hat dabei etwas vergessen, was davor kommt. Es müßte eigentlich so lauten: with deeper digging you’ll find that our concept is about overtaking consumer’s taking control of marketing . Man könnte also das, was die Agents machen auch als Blending bezeichnen. Wo sich früher Menschen ein Schild vorne und hinten aufklebten, auf dem irgendeine Werbebotschaft stand, oder in Hasenkostüme stiegen, wandeln Menschen wie Du und ich herum und erst im letzten Moment erkennt man, daß es sich um eine verkleidete Litfasssäule handelt. Tacheles: Im Kern der Sache geht es um nichts anderes als das Verstecken der Hasenkostüme, um noch näher an die Opfer heranzukommen. Wir kennen das bereits aus der Tierfilmerei. Der Kunde ist ein scheues Tier geworden und je ähnlicher ich mich verhalte und kleide wie er umso besser komme ich noch näher ans Opfer heran und kann meinen finalen Werbeschuss aus gezielter Nähe ansetzen.

Man kann ja das Experiment bzgl. vielbeschworener Tranpsarenz gerne machen: BzzAgent drückt 10 BzzAgents eine BzzAgent-Marke in die Hand. Bevor sie mit einem Opfer reden, müssen sie die Marke zücken und das Opfer über seine Rechte informieren.. „sie haben Recht, sich grußlos wegzudrehen, nicht hinzuhören, mich zu ignorieren oder sich auf Kosten von BzzAgent Ohropax zu kaufen, wenn sie es sich nicht sich selbst leisten können. Und jetzt können sie zuhören….“

Und? Was soll das sagen? Warum meckere ich eigentlich darüber? Ich sollte doch froh sein, daß es solche Agenturen gibt, die uns Selbstständigen die angeblich so werberesistenten Kunden auf neue Art und Weise wiederholen? Erstens glaube ich nicht daran, daß Kunden werberesistent sind. Werbung ist höchstens kreativresistent nicht aber der Kunde. Und zweitens widert mich das Verhalten von Dave und Co. an, sich in der Blogosphere unter dem Deckmäntelchen von Community-Blogger-Speak einzuschleimen. Dave wird – solange er mir nix anderes beweist – weder Primärinteresse am Endkunden haben, noch authentisch auf der Seite der Endkunden stehen (wie soll das gehen bitteschön? Er arbeitet für Auftraggeber), sondern alles dransetzen, seine soziale Intelligenz zu nutzen, um die geschäftliche Goldader so lange es geht abzubauen. Wenn es dazu gehört, daß man sich einschleimt, macht man das, logo. Man hat ja ein Ziel: Mit 40 dazuzugehören und nicht mehr zum sozial verarmten Pack, was noch nicht einmal weiß, wie man Gucci buchstabiert und wo sich der Tankdeckelöffner für den Porsche befindet. Mag sein, daß ich Mr. „Ich-bin-Ihr“-Dave total Unrecht antue, doch egal wie man es dreht, ich kann mit solchen Vertriebs/Werbemassnahmen nicht viel anfangen. Sie erinnern mich an MLM, Struckivertriebe etc… irgendwie die gleiche muffelige Ecke.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.