Man denke an Google: Noch schwimmen sie im Erfolg. Noch geht es ihnen gut. Noch lieben die User Google. Nehmen wir an, da kommt ein neuer Platzhirsch. Mit einer abartig guten Suchtechnologie. Fünfmal besser als Google, MSN und Yahoo zusammen. Ist es nicht heute so, dass sich meinungsbehaftete Nachrichten schneller verbreiten als es vor 10 Jahren denkbar gewesen wären? Weil das Netz da ist und neuerding die Blogger lauter kleine Gravitationszentren bilden, die mehr und mehr Meinungsmacht ansaugen? Eine These: Wenn es 100.000.000 aktive Blogs gibt, wie schnell wird eine Firma im Netz hochgejubelt? Geil? Und wie schnell wird sie vergessen sein, wenn etwas Besseres hochpoppt? Es ist heute schon erschreckend zu sehen, wie schnell Firmen wie Friendster gewachsen sind. Nur, die sind schon fast passé. Orkut? Die Welle ist durch. Was ist mit Flickr? Die sind von Null auf Hundert hochgeschossen. Was ist mit Technorati? Die Gefahr, daß Firmen hochpoppen und in Vergessenheit geraten, wird über die rasende Verbreitungsgeschwindigkeit des Netzes immer perverser. Wer kann denn heute schon Meldungen von Slashdot aushalten? Das ist nicht witzig. Irgendwie kommt mir dabei das Bild von Heuschreckenplagen hoch. Da schwirren die Kunden rein, fressen alles kahl und hauen wieder ab. (Kundenpack :-)) Mir ist das damals mit den Flashmobs aufgefallen. Normalerweise dauert es länger, bis Trends von den USA nach Europa schwappen. Kaum waren sie aber bekannt, gab es auch Mobs in D. Früher war das Verbreitungstempo nicht so schnell und rapide. Auch Blogs und dergleichen Tools sind weltweit parallel an so vielen Ecken hochgepoppt, dass man immer schneller und gewiefter den Nerv der Kunden treffen muss, um nicht dem Heuschrecken Phänomen zu unterliegen. Und das stelle ich mir nicht einfach vor: Wenn man schon mit Slashdot heute zu kämpfen hat, was passiert, wenn man 100 Mio Blogger in 1 Woche begrüssen darf, die einfach so mal kuirz vorbeischauen? Eine kleine Firma kann solche Kapazitäten nicht einmal im Traum aufbauen. Die Lösung könnte möglicherweise die Nutzung von Serverfarmen sein, um kurzfristig die Kapazitäten aufzubauen. Doch das Kernproblem bleibt: Der Kunde wird immer schneller und immer brutaler, was seinen Verbrauch an Lieblingsfirmen angeht.
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Über den Autor
Robert Basic
Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.
Geht das Problem wirklich von den Kunden aus? Ich denke, dass das eher eine Frage des Geschäftsmodells ist: Wie schnell lässt es sich kopieren? Wie intensiv ist die Kundenbindung? Gibt es irgendwelche Wechselbarrieren? Der letzte Aspekt dürfte z.B. einer der Gründe für die Einführung von Gmail sein. Auch Amazon zeigt ja, wie es funktionieren kann: Die wissen, welche Produkte mir gefallen, weil ich schon lange dort Kunde bin und ein entsprechendes Profil aufgebaut wurde. Klar, die x-te RSS-Plattform wird hier sicherlich ein Problem haben…
… Und wie schnell wird sie vergessen sein, wenn etwas Besseres hochpoppt? Es ist heute schon erschreckend zu sehen, wie schnell Firmen wie Friendster gewachsen sind. Nur, die sind schon fast passé. Orkut? Die Welle ist durch. …
Das mit der Heuschreckenplage ist ein treffendes Bild, Robert. Sagt es doch, dass der Kunde (in sehr großer Zahl angelockt) die Katastrophe in den virtuellen Netzwerken auslöst. Die Betreiber überfressen sich (wachsen ist toll!) und scheitern, weil sie der großen Menge nicht bieten können, was diese sich versprochen hat.
Bei Google allerdings, sind keine Lehrlinge am Werk. Man braucht sich nur Mal gmail oder die usenet-groups anschauen. Klar, ist nicht alles Gold was da glänzt. Aber wie geschickt Google zum Beispiel den Zugang limitiert; das sorgt für eine gewisse Exklusivität, die Mitglieder über Schwächen nicht nur hinwegsehen läßt, sondern vielen ein gutes Gefühl gibt: „Ich war damals dabei, als alles anfing. Mann, das war ein schwieriges Stück Arbeit!“
So macht man „Evangelisten“. Und die sagen später den Heuschrecken dann schon, wo es lang geht.
Warum sollten Kunden nett zu Firmen sein, schließlich könnte das übermorgen schon ihr vorletzter Arbeitgeber gewesen sein?