Don schreibt:
Da draussen sind genügend verzweifelte, hungrige Versager, die in den Blogs die nächste Chance sehen, einen Trend zu reiten und ihn kaputt zu machen. Die Idee ist: „Wachstumsmarkt – Leute arbeiten für lau – zwischenreinsetzen und kassieren“?.
Viele, die sich in der Sache engagiert haben, wollen sich nun mal nicht verwursten lassen, und sind vorsichtig geworden – und wenn man erlebt, wie die News den einen Kommentar beim Schockwellenreiter als dessen Zitat veröffentlicht, versteht man auch, warum. Dann sitzt das Schiesseisen eben etwas lockerer, man hat es jetzt schon ein paar mal erlebt, alle vier Wochen wieder so ein windiger Geschäftemacher, also kriegt er gleich präventiv richtig was vorn Latz.
Nun muss man wissen, dass Don auch bereits zu Goldrush-Zeiten kritisch über die vielen .Dotcoms geschrieben hat, in Manier eines Marcel Reich-Ranicki’s. Das stösst nicht unbedingt auf Gegenliebe, nict überall 🙂 Klar.
Mir geht es aber bei der Sache um eines: Dieses verächtliche Hinweisen auf Menschen, die auf ihre ihnen gegebene Art und Weise versuchen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Entweder reagiere ich allergisch drauf, weil ich mich selbst zu der Gruppe zähle, die das eigene Geschäft auf gesunde Beine stellen wollen oder ich reagiere allergisch drauf, weil das mein Respekt- und Gerechtigkeitsgefühl verletzt (es ist das Gleiche, wenn S. Raab auf seine Art wieder mal über Menschen herzieht, das konnte ich noch nie leiden, auf Kosten anderer Einschaltquoten zu erhöhen…). Auf jeden Fall begegnet mir diese Einstellung im Netz häufiger. Es grenzt schon fast an Lynchjustiz, wenn der Mob mit den Tomaten nach dem Selbstständigen schreit – egal, was er wohl Verwerfliches absichtlich oder unabsichtlich getan haben mag – und schreit „Hexe, verbrennt ihn“. Solche Szenen schweben mir vor dem geistigen Auge.
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Was ist dran? Sind wir alle – die etwas aufzuziehen versuchen – mit diesem Makel des Machers behaftet? Des geldgeilen, unverantwortlichen und amoralischen Unmenschen? Sieht die Mehrheit Unternehmer so?
Hi Robert,
wenn ich morgen in München bin, habe ich drei Termine: Eine NE-Journalistin, einen gescheiterten, jetzt wieder erfolgreichen Internet-Unternehmer und einen Seriengründer. Alles nette Leute. Übermorgen treffe ich einen VC. Netter Kerl. Klassische New Economy, alle zusammen, seit Jahren mit mir befreundet. Alle wissen, dass ich Don Alphonso bin; zwei davon habe ich über DCT kennengelernt. Ich habe Studenten in Seminaren erklärt, wie man Business Pläne schreibt und wie man merkt, wenn einen der VC oder der Anwalt über den Tisch zieht. Ich mag Unternehmer für ihre Offenheit und für ihren Mut, wenn sie den besitzen.
Aber ich verachte diejenigen, die das .Com-Buzz als Chance gesehen haben, mal schnell eine Klitsche hochzuziehen und dann mit dem IPO-Gewinn zu verschwinden, ich hasse – so gemeint wie es hier steht – die Kamarilla von Politik bis Medien, die das ermöglicht hat, und ich will gerade die Räuberbande der User-generated-/ Knebelvertrag-Content-Wirtschaft nicht nochmal bei den Blogs erleben. Ich bin lang genug Journalist, um die Abkassierer zu kennen, und stolz auf das, was ich tue – wer es verwursten will, und das planen im Moment doch einige, muss sich auf den Konflikt einstellen. Wenn Du so willst: Ich bin ein 1-Personen-Startup, das von seiner eigenen Leistung lebt und nicht will, dass sich Schmarotzer breit machen.
Ich habe in der NE viel erlebt, ich habe manchen geholfen und anderen unbequeme Sachen gesagt, für den Berater Don gab es Geld und für den Sentinel Don die Hiebe bei praktisch gleichen Inhalten. Ich kann allen in die Augen schauen, ich musste mich bei einigen entschuldigen, ich war auch nicht fehlerfrei und bin inzwischen fast schon ruhig, aber wenn es hier und jetzt nochmal losgeht – ich stehe zur Verfügung.
Nachtrag: In einer grossen Computerzeitschrift habe ich übrigens erst vor kurzem zur Nutzung von kostenpflichtigen Blogdiensten geraten. Klare Leistung, klares Geschäft, gemacht von Leuten wie Nico, Heiko und SMi, deren Arbeit ich schätze. Wer etwas leistet, soll auch dafür bezahlt werden.
Wer aber von der Leistung anderer profitieren will, tja … Tut mir Leid, aber im Kern bin ich immer noch das Produkt einer Gesellschaft, in der der Mittelständler das Ideal darstellt. Mag konservativ sein, spiessig, alt, nicht mehr marktgerecht – aber so sehe ich das nun mal.
danke Dir für Deine Antwort, Don. Leider kenne ich Dich zu wenig als Person, um Dich besser einschätzen zu können. Ich kann lediglich das geschriebene Wort vom Alias „Don“ deuten, nicht dem echten Menschen dahinter in seiner echten Rolle (wie Du merkst gehe ich davon aus, dass – wie Du es selbst betonst – der Don in seiner Rolle ein Sentinel ist).
Mein Verständnis vom Internet und Business ist Folgendes: Die Hürden, ein Geschäft über und mit dem Netz zu machen sind dramatisch gesunken. Es war mE noch nie so leicht ein Geschäft in diesem Bereich aufzumachen wie heute. Das ist ein wichtiger Faktor bei meiner Überlegung. Der andere Faktor ist, dass Menschen immer und stets Fehler machen und erst mit der Zeit langsam an einer Aufgabe wachsen. Gerade diese Zeit ist sehr kritisch. Nun gibt es eben solche Regulierer/Sentinels wie Dich, die just in dieser Phase mE ohne grosse Rücksicht auf den Betroffenen mit der Macht des ihnen gegebenen Talents – dem geschriebenen Wort – einhämmern. Ich muss selbst zugeben, ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn die Dons mich in ihren Fokus nehmen. Wie soll ich da noch erklären, was ich eigentlich wollte und was dabei herausgekommen ist, wenn der Boden, auf dem man dann wandeln muss, verdammt heiss wird. Klar, es ist iO wenn ein „Drecksack“ ins Rampenlicht gezerrt wird. Aber ich traue mir nicht zu, das einfach so aus der Ferne zu beurteilen, wer bad guy odder good guy ist. Das unterscheidet uns, eventuell aufgrund der Erfahrungen und Lebenseinstellungen. Da bin ich sicherlich noch viel naiver oder einfach eben unerfahrener. Worum gehts mir aber letzten Endes? Lass dem anderen doch Luft zum Atmen und nagel die Leutz nicht immer so an die Wand. Doch ein Don ist seiner Rolle als Sentinel treu behaftet. Weisst Du, was mich dabei am meisten irritiert? Wenn man schon ein verdammt gutes Talent hat, Dinge zu analysieren und vaD auch in Worte zu packen, warum man das nicht im Positiven verwendet? Wie gesagt: Ich kenne Dich nur über Dein Blog. Und dort stellt sich mir mein Bild so dar wie beschrieben. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich betine nochmals, die Rolle des Dons so wie sie jetzt ist, finde ich eine immense Verschwendung. Sagte ich bereits, dass ich ein Weltverbesserer bin? Ok, sorry :-))
Ich war ziemlich lang so eine Art Sorgenonkel für Startups in einem Münchner Netzwerk, Schwerpunkt Usability, Interfaces und Komdesign. Als 1999 klar wurde, dass es schief gehen musste, weil alle Prognosen, auf die die Buzzpläne aufgesetzt waren, nicht erreicht wurden, habe ich genau dieses Problem formuliert – die Schere zwischen dem, was im Internet war und was es angeblich werden sollte; zwischen dem Menschenbild, das dem allem zu Grunde lag und dem, was wirklich war, tausend Probleme und Risiken, die damals keiner sehen wollte. Das Netzwerk war eine gottverdammte Sekte, die jeden Kritiker – auch mich natürlich – ausgeschlossen hat.
Oktober 2000 waren sie wieder da, als der Krieg jeder gegen jeden begann. Die Jungs haben nach Lösungen in diesem Krieg gesucht, und man hat sie entwickelt. Kein Problem, wenn man die richtige Taktik hatte. Die Startups waren bei diesem Spiel nur totes Fleisch.Weisst Du, wie einer der besten VCs dieser Welt seine Firmen nennt, die unter 40% Wertwachstum bleiben? „Dead Men walking“ Die VCs haben damals nichts anderes gesagt als das, was bei DCT stand. Die besten Tipps für Insider kamen von den VCs. Und es gab noch nicht mal einen Grund, es nicht zu bringen, weil auf der anderen Seite Startups waren, die naturprall waren und noch nicht mal Hilfe annehmen wollten. Und warum sollst Du mit Leuten gnädig sein, die Dir Deine Studenten mit lustigen Aufhellern abfüllen und zum Studienabbruch animieren? Mit irgendwelchen verzogegen Fatzkes, die einem potenziellen Käufer für ihre marode Klitsche sagen, dass sie jeden feuern können, aber ihr Dienstporsche bleibt? Wozu nett sein?
Das ist das grosse Spiel. Du schreibst 30 Seiten, wo es hapert, ein anderer aktualisiert danach die Berechnungen, ein dritter meint, dass es nicht mehr wird, eine Woche später feuern sie eine Freundin und 100 weitere Leute, Du tröstest sie, aber am Abend laden Dich die anderen beiden zum Essen ein und feiern den Bodycount. So war das damals. Ein Liquidator, ein Undertaker gibt Dir keine Luft, der will das Geld des Investors, denn es ist auch sein Geld. Desto schneller er Dich als Startup aufschlitzt und entbeint, desto eher er die Vorstände entsorgt, desto lukrativer für ihn. DCT war dagegen nur netter Sandkasten, das Blog ist eine Kuchenform.
Hallo,
hier wird eine Menge miteinander vermischt, warum ich hier die einzelnen Diskussionspunkte auseinandernehmen will:
Kurz zu meinem Background, damit ihr meine Meinung einordnen könnt: Bank, VC, Beratung, Unternehmer und seit sieben Jahren Networker. Bis auf meine Bankstation war ich überall Mitunternehmer.
Don, du stellst hier die VC´s als Raubritter dar ohne Gewissen. Zugegeben, in der VC-Hype ab 98 habe ich immer mehr von dieser Spezies und auch eine Menge Bubies kennengelernt, die noch mehr theoretische Scheisse gefaselt haben als unsere Big Boss Teilnehmer.
Auf der anderen Seite waren da aber auch die nachhaltigen VC´ler, die eher konservativ aber dafür nachhaltig und sehr seriös gearbeitet haben.
Doch ehrlich gesagt war das doch den meisten New Economy Boy Groups scheiss egal, von wem sie Geld bekamen, hauptsache sich haben ihren Unternehmenswert richtig hoch geschraubt. Als Sie dann gemerkt haben, dass Sie einen Knebelvertrag unterschrieben haben, haben Sie laut Mami, Mami gerufen. Ab 18 Jahren ist man halt voll geschäftsfähig und für sich selbst verantwortlich. Da hat Gier das Hirn gefressen. Der Bumerang war dann halt brutal.
Dass dann viele Companies liquidiert wurden, lag einfach daran, dass Sie ihre Ziele nicht erfüllt haben und ausser, neues Geld zu verlangen, keine Ideen hatten, das Unternehmen wieder auf Spur zu bringen. Sorry, aber das war in den Verträgen klar geklärt: Raus mit dem Management und evtl. auch Liquidation. Was würdest Du denn mit deiner Reparaturwerkstatt machen, wenn du es jeder Woche wegen einem Defekt hinbringst und keiner etwas findet. Dann gehst Du auch woanders hin. Die meisten Ideen waren einfach nicht viel Wert und die VC´s haben i.d.R. den einzigen Value eingebracht, nämlich Geld. Der, der die Values einbringt, hat auch das Sagen! Jetzt kann man sagen, selbst Schuld dass die VC´s so blöd waren. Richtig, aber sie haben auch dafür geblutet durch Vermögensverluste. Die Boygroups sind kaltlächelnd zum nächsten Unternehmen gegangen und haben weiter gemacht.
Wen es hier meist zu Unrecht erwischt hat, waren die Arbeitnehmer. Denn den wurde meist nicht offen gesagt, auf welchen Pulverfass sie sich befinden würden. Aber auch hier gab es viele, die einfach die fette Kohle gerochen haben und die Gier das Hirn gefressen hat.
Wo ich Don auch vollkommen Recht gebe ist der Lemmingeeffekt. Hut ab vor allen, die sich frühzeitig dagegen gestemmt haben.
Ein paar Anmerkungen.
>Don, du stellst hier die VC´s als Raubritter dar ohne Gewissen.
Ich greife lieber zum Vergleich mit dem Drogenhandel, den Falk Strascheg gemacht hat. Wer 50% Wertzuwachs im Jahr erwartet, sollte eine gesunde Gier und wenig Skrupel haben, sonst wird das nichts. Das ist kein Vorwurf, das ist einfach der Markt, auf dem VCs bestehen müssen
>eine Menge Bubies kennengelernt, die noch mehr theoretische Scheisse gefaselt haben
Das waren die allermeisten – Leute mit echter Erfahrung etwa mit Downturnszenarien wie Anfang der 80er gibt es in D so gut wie nicht. Das hat sich 2000ff bitter gerächt. Konservative VCs kenne ich kaum; schliesslich drohte man 99 damit zu Verlierer zu werden. Ich kenne einige konservative Business Angels, aber die investieren ihr eigenes Geld…
>Dass dann viele Companies liquidiert wurden, lag einfach daran, dass Sie ihre Ziele nicht erfüllt haben und ausser, neues Geld zu verlangen, keine Ideen hatten, das Unternehmen wieder auf Spur zu bringen.
Habe ich anders erlebt. Wenn es schief ging, hat man den Leuten vie Beratung und Hands-on-Bullshit das Fondsgeld aus der Tasche rüber in die eigene Brieftasche gezogen, über ein, zwei Zwischenstufen, damit es schöner aussah, dann die Assets gesichert und den Rest vor die Wand gesetzt, um für den Fond die Ausfallbürgschaft der tbg zu kassieren – kein Wunder, dass die tbg das inzwischen kaum mehr zulässt. und deshalb ist das hier
>Richtig, aber sie haben auch dafür geblutet durch Vermögensverluste.
nur bei denen wahr, die nicht mit Kickbacks gearbeitet haben – und das sind meines Wissens nicht allzu viele. Das ganze war ein Spiel, in dem es keine Unschuld für niemanden gab – deshalb sind die Figuren meines Romans, der in der Liquidatoren-Szene spielt, auch durchwegs unsympathisch. Es war eine Zeit, in der ich mich selbst nicht mochte.
Ich habe die ganze Szenerie folgendermaßen erlebt: Es gab Unternehmen mit echten Produkten, echten Kunden und vernünftigen Geschäftsmodellen, und es gab reine Seifenblasenfirmen mit Geschäftsideen wie mit bekifftem Kopf entstanden (zum Beispiel interzart: 3D-Simulationen online gebracht als angeblicher Vertriebskanal, der aber niemanden interessierte oder met@box, die ihre Investorengelder statt zur produktentwicklung und -Produktion zum sponsoring eines Sportvereins zweckentfremdeten). Sehr viele VCs finanzierten ohne wirkliches Unterscheidungsvermögen, was sich trägt und was nicht alles, was nach Internet roch. Als dann der Downturn einsetzte, zogen sie sich ebenso panisch und undifferenziert wieder zurück, und es gibt Anzeichen dafür, dass sich das Spiel wiederholt.
@Don, ROman? Wie heisst der Buchtitel?
@Don, ich sehe eigentlich, dass Du Dich genre mit den VClern befasst. Nur da „draussen“ tauchen VCler unter den Millionen von Unternehmen in Spurenelementen auf, was die vielen Gründungen angeht. Wenn 99% der Unternehmen nicht VC-tangiert sind, heisst das lediglich in meinen Augen, dass Du wahrscheinlich zu 99% mit dem VC-Anti-Riesenhammer auf Dinge kloppst, denen man mit der unterstellten VC-Mentalität nicht gerecht wird. Siehe auch Deinen jüngsten Kommentar zu dem Joint zwischen Mena (Ben läuft doch eh unter ihrer Fuchtel und der Rest auch) und LiveJournal. Alles wird mit diesem Filter betrachtet. Schade und ziemlich verallgemeinernd, mE. Ich mein, ich les Deine Seite wirklich gerne, doch irgendwann wiederholen sich Deine Messages, immer gleich. Aber das liegt an uns selbst die von ihrem Erfahrungskosmos zehren. Was jetzt nicht heissen soll, dass meiner weiser oder reicher ist, er ist einfach anders. Es sind nun mal nicht alle Dinge gleich. Na ja, ich danke Dir auf jeden Fall für Deine sehr offenen Antworten. Ich bin mir sicher, dass wir einen gemeinsam Heben werden und das besser beim Bier bequatschen können. Sollte es sich mal zufällig ergeben. cu
Ach so, wegen der Konzentration: Rebellen ohne Markt fokussiert auf eine relativ kleine Welt, das ist richtig. Das ist aber kein Versagen, sondern nur der Versuch, die Geschichte dieser Welt weiterzuschreiben. Ohne VC hätte es diese Welt nie gegeben, VC ist der Treibsatz, das Nitroglycerin im Tank, VC kann Dich in den Himmel bringen, aber wehe, es geht schief, dann ist VC tödlich. Ich kenne einige Formen von Investment und Beteiligung, aber VC ist in seiner Wirkung absolut einzigartig. Schwarz, glänzend, einen Moment zäh wie Pudding und dann fast wieder siedend und dünn. Ich könnte das System auch in den Worten der damaligen Zeit sagen:
Aus dem geschilderten Zusammenhang ergibt sich, dass Speed die notwendige Bedingung für die Realisierung aller anderen Erfolgsfaktoren darstellt. Wer sich daran orientiert, hat einen zuverlässigen Kompaß für alle operativen und strategischen Entscheidungen. Umgekehrt gibt es keine verlässlichere Methode, den Misserfolg eines Startups um wirklich jeden Preis zu erzwingen, als sich mit den Weisheiten zu bewaffnen, die einem die Eltern über Kaufmannstugenden und Prinzipien beigebracht haben: Gesundes, aus dem Cash-Flow oder Eigenmitteln finanziertes Wachstum, möglichst schuldenfrei und Schritt für Schritt, auf Unabhängigkeit bedacht und eifersüchtig die Anteile hütend. Das ist das Wiegenlied, dass immer noch in unserem Unbewusstsein gesummt wird. Wer mit dieser Melodie in der alten Welt eingeschlummert ist, sollte in der neuen am besten gar nicht mehr aufwachen.“ von hier:
Silicon Valley, Made in Germany. Das war für viele die Bibel, es beschriebt die Sonnenseite des Systems durchaus treffend, ich rede über die Folgen. 6A war eine kleine Erfolgsgeschichte. Dann sollte es nach obigem System eine grosse Geschichte werden, und jetzt haben sie es mit VC und Shares zum klassischen 500-Pfund-Gorilla om Marktsegment Blogs gemacht. Aus Sicht das VCs logisch und konsequent: Wenn Plan A (Lizenzen) scheitert, setzt man einen eigenen Mann rein und macht Plan B (Growth zukaufen).
Ich halte das nicht für den richtigen Weg, aber ein VC muss seinem Fond of the Fond, also Firmen wie Extorel später mal erklären, wie sie ihr geld verwaltet haben. Die Geschichte von 6A ist nach fast 2 Jahren auf keinen Fall so gut, dass sich der Wert der Firma verdoppelt hätte, wie man das aus Sicht des VCs schaffen müsste, um zum sog. Upper Quarter zu gehören, also zur Creme, der man locker wieder geld gibt. Also kaufen sie LJ – und zwar unter anderem mit Anteilen, die 100% sicher nicht vom VC kommen, sondern von den Trotts. Für den VC ist das gut – für die Trotts eher nicht. mal schaun, was daraus wird; m.E. drängt dich der vergleich zu den zu schnell gewachsenen Full Service Agenturen wie Marchfirst oder Kabel New Media auf.
Der Roman heisst Liquide, Autor Don Alphonso, hat 416 Seiten und kam 03 raus.
Rest gerne bei Bier für Dich und einer Cola für mich wachsweichen, harmoniesüchtigen Abstinenzler.
Hallo Don,
stimme Dir hinsichtlich Deiner Beobachtungen zu über 90 % zu. Mir ist nur wichtig zu erwähnen, dass es in beiden Lagern (VC, Start Upler) zu Übertreibungen kam.
Ich kann mich daran erinnern, wie ich in der Hypephase konservative Jungunternehmer, die ihr Business Step by Step über Jahre aufgebaut haben, zu First Tuesday Meetings mitgenommen habe. Die haben gekotzt, als sie die Jungschnabel von Jungunternehmern kennengelernt haben, die ihnen erklären wollten, wie das Business „wirklich funktioniert“. Man haben die konservativen Jungs ein Big Party gefeiert, als die arroganten Nobodies auf die Schnauze geflogen sind.
Dass wir nie eine wirkliche Risikomentalität in Deutschland hatten, zeigte sich tatsächlich daran, dass die VC´ler 75 % ihres Risiko durch tbg oder kfw abgesichert hatten. Wenn jetzt einer 5 Jahre eine schöne Zinsmarge aufgrund der stillen Bet. kassierte, war er raus aus dem Kapitalrisiko. Ein Wunder, dass ca. 3 Jahre nach dem Refi-Boom es aufeinmal knallte und danach die öffentlichen Refinanzierer gegensteuerten. In dieser Phase wurden tatsächlich sehr viele gute Konzepte rasiert, weil der Lemmingeeffekt jetzt umgekehrt funktionierte. Auch mussten die Unternehmer bitter feststellen, dass sie einem Portefeuillemanager gegenübersassen, den Einzelschicksale nicht interessierten, sondern nur die Highflyer. Was heute wenige wissen, ist, dass die Banken bei dem Refi-Spiel an vorderster Front mitspielten, bevor VC´s auch auf den Trichter kamen.
Die Lehre aus den vergangenen Tagen ist ganz einfach. Egal, von wem ich mir Kapital besorge, muss ich auch nach seinen Spielregeln tanzen. Diese schlechten Erfahrungen der letzten Jahre sind eine gute Basis für Jungunternehmer von heute.
Ich war vor kurzem in einem Seminar bei der sog. Elite, den besten der besten Studis, die Entrepreneurship am lebenden Objekt ausprobieren durften. Und ich bilde Journalisten aus. Beide Gruppen finden es ungerecht, dass sie es jetzt nicht mehr so gut haben. Alles, was die wissen wollen ist, wie es wieder so gut wird. Die haben ein paar neue Phrasen drauf, das ist alles. Nichts begriffen, keine Ahnung von den Don´ts. Die BWler wussten zu 100% nicht, dass VC in Deutschland Vermögensverwaltung ist. So schauts aus. Ring frei für die nächste Runde.
@Don, hehe, dann werden wir wohl beide Cola trinken, da ich nämlich Bier nicht mag. Beir steht aber für Gemütlichkeit 🙂
Die ungeduldige Mentalität der VCs spiegelte sich im Verhalten der Beschäftigten wieder. ZU den HOchzeiten galt als Versager oder doch Langweiler, wer nach einem Jahr noch im gleichen Unternehmen beschäftigt war und weder eine Beförderung noch eine Gehaltserhöhung erhalten hatte. Jobhopping war angesagt, und bei jedem neuen Job ein höheres Gehalt. Ich erinnere mich an eine Kollegin, die von uns von einem großen Softwarehouse (Global Player) abgeworben wurde und die sich nach drei Monaten ihren Rückgang nach dort teuer bezahlen ließ. Letztlich hat sie sich in einem Vierteljahr ihr Gehalt veranderthalbfacht, von 10 000 DM im Monat auf 15 000 – als Marketingtanja. Ach ja, und die Dienstporsches und TTs, das waren Zeiten *träum*!
Hallo Che,
aufgrund dieser Erfahrungen kann man ja einen ganz neuen Frühindikator für den Höhepunkt in der VC-Branche ermitteln. Immer, wenn die Personen mit einer Gehaltssteigerung von mehr als 50 % von anderen abgeworben werden, hat die VC-Branche ihren Höhepunkt erreicht. Einziges Problem: Diesen Frühindikator brauchen wir in den nächsten Jahren wohl nicht mehr, weil zumindest die Start Up VC Branche lange nicht wiederkommen wird.
Och, sag das nicht. Die VC-Fonds sind schon wieder prall gefüllt, und vagabundierendes Kapital sucht nach Anlagemöglichkeiten. Es könnte sein, dass es demnächst wieder einen Hype gibt, analog zu der Entwicklung 1997-2000. Nur: Es müssen keine ITK-Unternehmen sein, um die es sich da dreht. Ich denke da auch an Biotech, Nanotech, Billigairlines, Luft- und Seefrachttermingeschäfte. Die Branche könnte fast beliebig sein, solange ihr der Ruch des Unkonventionellen, dynamischen, innovativen anheftet.
Hallo Che,
ich glaube nicht, dass es im VC – Start Up Sektor in Deutschland in absehbarer Zeit wieder einen Boom geben wird. Warum?
Na, zum einen wurde die Hype in den 90ern durch die sehr attraktiven Refiprogramme vom Bund doch erst richtig angeheizt. Wie eine Beispielrechnung weiter oben von mir gezeigt hat, hatte man nach fünf Jahren Null Ausfallrisiko bezogen auf das eingesetzte Kapital (lediglich ein Zinsverlust).Diese Refiprogramme sind mittlerweile deutlich unattraktiver und die kfw ist aufgrund der hohen Ausfälle der vergangenen Jahre auch im Start Up Sektor sehr restriktiv bei der Vergabe geworden. Eine Statistik der tbg im letzten Jahr zeigte, wie die öffentliche Co-Finanzierungen fast um 90 % innerhalb von zwei Jahren sanken (im Start Up Sektor)!!!!!
Zum anderen war der attraktive Exitkanal Börse ein zweiter Anheizer für die VC-Hype. Untersuchungen nicht nur in den USA haben gezeigt, dass der Exitkanal Börse siebenmal erfolgreicher als der zweitattraktivste Exitkanal (Trade Sale) ist. Na, und glaubst Du wirklich, dass der Neue Markt wieder kommt? Meine Erfahrungen an der Börse zeigen, dass ein Markt, der so lange und so deutlich nach unten geschossen ist, sich erst sehr langsam oder gar nicht mehr erholt.
Was allerdings in Deutschland bald wieder boomen wird, sind die Beteiligungen an Wachstumsunternehmen, die seit mind. 2 – 3 Jahren wachsende Gewinne und Umsätze vorweisen können. Da spielen einem ja die Banken in die Hand. Spannend ist, dass in diesem Segment viele Institutionen aus Europa (weniger aus Deutschland) verstärkt in Deutschland präsent sind und investieren.
@Robert „Don, hehe, dann werden wir wohl beide Cola trinken, da ich nämlich Bier nicht mag… :-)“
Noch ein Tipp für Euer Treffen von Mir: Aber vorher warm duschen, Ja ;-)))))
Jetzt aber! Gerold ab in die Ecke und 100 Mal schreiben „Ich darf gute Vorbilder nicht verunglimpfen.“
Aber Jungs! Cola ist auch nicht gut. Trinkt doch besser Saft oder einen gesunden Kräutertee. ;o)
@Gerlold, in Bier ist keine Droge enthalten, in Cola schon. Also wie war das mit warm duschen? :-)))
@Silke: Tomatensaft? Ua… Grüne Tee? ua… viel zu gesund alles.
[…] (-) Macher auf den Scheiterhaufen – 20 […]