Es ist ein ernstes Thema, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt: Knapp 300 SMS-Warnschilder hat der Bundesstaat New York inzwischen an seinen Highways aufgestellt. Sie mahnen und warnen. Und weisen auf „SMS-Zonen“ – meist der nächste Parkplatz – hin.
„Text Stop in 5 Miles“
Mal ehrlich: Ein Verkehrsschild, das daran erinnert, keine SMS zu schreiben? Das ist schon ziemlich grotesk. Insbesondere wenn man davon ausgeht, dass das selbstverständlich sein sollte. In New York sind diese Schilder nun flächendeckend zu finden: „Text Stop – Parking in 1 Mile“ oder „It can wait – Text Stop in 5 Miles“ weisen auf insgesamt 91 SMS-Zonen hin. Die sind zwar nicht mehr als ein üblicher Parkplatz, sollen aber dazu animieren, nur zu schreiben, wenn das Auto steht.
Zudem hat New York jetzt einen neuen Strafenkatalog eingeführt: Für Zuwiderhandlungen hagelt es 5 Punkte und 150 US-Dollar Strafe. Wer das für überzogen hält, muss sich nur mal die Statistiken über Verkehrsunfälle durch SMS-Schreiber anschauen. In den USA sind jährlich an über 100.000 Unfällen Menschen beteiligt, die Kurznachrichten tippen. Zahlen für Deutschland sind nicht bekannt, da die derzeit genutzten Unfallformulare der Polizei 38 Jahre alt sind – und damit zur Erhebung derartiger Statistiken gänzlich unbrauchbar.
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26 Prozent sind 26 Prozent zu viel
In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Reifenherstellers Goodyear unter 6.400 jungen Autofahrern zwischen 18 und 25 Jahren kam aber heraus: 26 Prozent der deutschen Teilnehmer schreiben während der Fahrt SMS, in ganz Europa liegt der Wert bei 37 Prozent. Zumindest in Deutschland sind Frauen dabei häufiger mit ihrem Handy zugange: Ihr Anteil liegt bei 30 Prozent; bei den Männern beschäftigen sich 23 Prozent nebenbei mit Textnachrichten. Doch jeder Blick weg von der Straße hin zum Telefon bedeutet selbst bei einem kurzen Moment meterlangen Blindflug. Und manchmal sind genau das eben die entscheidenden Sekunden.
Wie brutal diese ausfallen können, zeigt ein Clip aus Großbritannien, der 2009 unter Mitwirkung von Schülern der Tredegar Comprehensive School in Wales in Kooperation mit der dortigen Polizei entstanden ist – ungeschönt und mit allen blutigen Details.
Und kommt bei einem solchen Unfall sogar jemand zu Tode, ist auch das bisherige Leben des Verursachers mit einem Schlag beendet. Welche einschneidenden Folgen ein derartiges Ereignis haben kann, hat der deutsche Regisseur Werner Herzog jüngst in einem 35-minütigen Dokumentarfilm eindrucksvoll vorgeführt. „From one second to the next“ erzählt die Geschichte von vier Menschen, die mit dieser Thematik mehr in Berührung kamen, als ihnen lieb war. Von einem Mann etwa, der seiner Frau „I Love You“ schrieb und beim Lesen ihrer Antwort drei Menschen tötete.
Der Clip soll an 40.000 US-Schulen gezeigt werden und für Aufklärung sorgen. Zudem ist er auf YouTube frei zugänglich – und wurde bereits über zwei Millionen Mal abgerufen. Wer „From one second to the next“ gesehen hat, wird sicher auch die Schilder in New York mit anderen Augen sehen.
Bild: governorandrewcuomo / Flickr