Knapp zehn Jahre befördert er mich nun schon quer durch Deutschland, sogar bis nach Texel hat er mich schon gefahren, mein Seat Leon. Fast 155.000 Kilometer bin ich seit September 2003 mit dem „schwarzen Löwen“ unterwegs gewesen und nun wird es nach reiflicher Überlegung Zeit für eine Neuanschaffung. Entschieden, mit welchem Auto ich künftig unterwegs sein möchte, habe ich mich bereits. Der Kia Cee’d GT Track soll es bitte sein. Aber wo kaufen? Beim Händler vor Ort oder doch lieber über das Internet? Ich habe den Selbstversuch gemacht, wo ich das meiste Geld sparen kann. Mit durchaus überraschenden Erkenntnissen.
Auf zum Händler
Völlig unvoreingenommen von möglichen Rabatten im Internet habe ich mich vor circa zwei Monaten das erste Mal zu einem Kia Vertragshändler in Köln gewagt. Der Listenpreis für den von mir ausgewählten Wagen liegt inklusive einer Metallic-Lackierung bei immerhin 27.520 Euro. Aber hey, bei der aktuellen Rabattschlacht auf dem Automarkt wäre ich schön blöd, wenn ich diesen vollen Preis zahlen würde. Das erste Angebot war aber eher ernüchternd. 25.999 Euro sollte ich für meinen Wagen bezahlen. Rund 5,5 Prozent Rabatt also. Ganz ehrlich: Da hatte ich durch vollmundige Presseberichte mehr erwartet. „Ihr letztes Wort?“, fragte ich etwas zögernd. „Mehr geht nicht“, die knallharte Antwort. Alles klar, ich denke nochmal drüber nach. Ernüchterung!
Ab ins Internet
Zugegeben: Ich war verunsichert. Mindestens 10 Prozent hatte ich erwartet, jetzt sollte ich also etwa die Hälfte bekommen? Das konnte nicht sein und ich stürzte mich einige Wochen später auf zwei große Neuwagen-Plattformen im Internet: 12neuwagen.de und autohaus24.de. Ich musste etwas warten, weil der Cee’d GT erst seit einigen Wochen verkauft wird und Angebote im Internet zunächst auf sich warten ließen. Doch mein Zögern sollte sich lohnen.
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Denn zu meiner großen Überraschung gab es auf beiden Plattformen deutlich bessere Konditionen als sie mir mein angesteuertes Autohaus in Köln gewähren wollte. So gute sogar, dass ich meinen Augen zunächst nicht trauen wollte. Etwas mehr als 19 Prozent sollte ich bei 12neuwagen.de bekommen, sogar 20 Prozent bei autohaus24.de. Jetzt könnte man natürlich meinen, autohaus24.de wäre die preiswertere Wahl gewesen. Doch Vorsicht: Es gibt noch nette Falltüren wie Überführungskosten. Und weil die bei autohaus24 130 Euro teurer waren (920 statt 790 Euro), wäre ich am Ende mit 12neuwagen.de günstiger unterwegs gewesen.
Also gleich mal eine unverbindliche Anfrage stellen? Nein! Erst mal abwarten, wie sich die Preise entwickeln, dachte ich mir. Doch entgegen meiner Annahme, Preise könnten ja täglich schwanken, tat sich an der Preisfront herzlich wenig. Erst mit einem Monatswechsel kam es zu ein bisschen Bewegung am Preisgefüge. Plötzlich sollte mein Wunschfahrzeug Anfang August auf beiden Plattformen 200 bis 300 Euro mehr kosten. Das weckte den Preisfuchs in mir. Auf in die Verhandlung!
Die wichtigste Botschaft an dieser Stelle: Nicht vorsichtig um den heißen Brei herum reden, sondern klar und deutlich gegenüber den Mitarbeitern der Online-Plattformen die eigenen Wünsche und Preisvorstellungen kommunizieren. Bei 12neuwagen.de bewegte man sich im Rahmen der folgenden E-Mail-Kommunikation immerhin um 100 Euro zu meinen Gunsten, bei autohaus24.de kam man mir sogar noch ein bisschen mehr entgegen. Das war dann aber auch das höchste aller Gefühle. Denn auf abermalige Nachfrage nach weiteren Vergünstigungen kam eine freundliche, aber ebenso bestimmende Absage. Am Ende hätte ich bei autohaus24.de 22.899 Euro für mein Wunschfahrzeug bezahlen sollen, bei 12neuwagen.de knapp 23.000 Euro.
In die Endabrechnung müssen aber noch weitere Kosten eingerechnet werden. Denn ich hätte mich selbst um die Anmeldung des neuen Autos kümmern müssen und – wichtig! – der Wagen wäre in beiden Fällen zu einem Händler nach Hessen geliefert worden. Ich hätte also noch Fahrtkosten mit dem Auto oder mit der Bahn gehabt, die von meinem Wohnsitz in Köln schnell bei 50 bis 100 Euro gelegen hätten.
Und noch etwas sollte man beachten. Wer sich für ein Rabatt-Angebot entscheidet, muss damit rechnen, dass seitens der Hersteller an anderer Stelle gespart wird. Bei Kia bedeutet das, dass man vom so genannten Qualitätsversprechen zwar zum Beispiel sieben Jahre Hersteller- und Mobilitätsgarantie in Anspruch nehmen kann, nicht aber die momentan ebenfalls inkludierte Kia Wartung. Und gerade die ist interessant, denn es gibt bis zu 105.000 Kilometern Laufleistung kostenlose Ölwechsel, Gratis-Austausch von Öl- und Luftfiltern, keine Kosten für einen Wechsel der Bremsflüssigkeit und auch andere Inspektionsarbeiten werden sieben Jahre lang ohne Aufpreis durchgeführt. Da können schnell ein paar hundert Euro zusammenkommen.
Auf die Spitze getrieben
Ihr fragt euch, ob ich mich für ein Angebot eines der Autohäuser entschieden habe? Nein, habe ich nicht! Nicht weil ich nicht Lust dazu gehabt hätte, sondern weil ich die ganze Geschichte noch ein bisschen auf die Spitze getrieben habe. Auf einem mir zugeschickten Angebot von autohaus24.de war nämlich der nette Hinweis zu finden, dass ich den für mich zusammengestellten Preis doch bitte nicht nutzen solle, um örtliche Händler zu ähnlichen Preisnachlässen zu drängen.
Hey, hey! Danke für den Tipp! Warum nicht noch einmal zu den Händlern hier in der Region gehen und nachfragen, was sie mir denn anbieten können, wenn ich mit der konkreten Info an sie herantrete, dass mir ein anderer Händler knapp 20 Prozent Rabatt für den von mir gewünschten Cee’d GT Track bietet. Also habe ich mich mit meiner journalistischen Sorgfalt hingesetzt, ein paar E-Mail-Adressen von Kia-Händlern in ganz Nordrhein-Westfalen rausgesucht und sie freundlich per E-Mail gefragt, ob sie mir ein ähnliches Angebot machen können „wie ein Händler in Hessen“.
Und jetzt kommt der eigentliche Knaller der ganzen Geschichte. Nicht nur mein Händler in Köln bot mir auf einmal immerhin 12 statt der ursprünglichen 5 Prozent Rabatt, sondern zwei Autohäuser unterboten die Internet-Plattformen sogar noch um ein paar Euro. Fairerweise muss ich an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass der Großteil der von mir angeschriebenen Händler direkt abgewunken und mir gar nicht erst ein konkretes Angebot unterbreitet hat. Frei nach dem Motto: An einen Schnäppchenjäger wie dich wollen wir gar keinen Wagen verkaufen. Aber Ausnahmen bestätigen nun einmal die Regel.
Fazit: Augen auf beim Autokauf
Wer auch immer von euch gerade auf der Suche nach einem Neuwagen ist, sollte sich nicht für das vermeintliche Schnäppchen um die Ecke entscheiden, sondern erst einmal sorgfältig die Preise vergleichen. Vor allem bei den Internet-Plattformen lässt sich richtig viel Geld sparen. Und wer dann den Ehrgeiz und den Mut hat, die Autohäuser in der Region anzusteuern, kann noch ein bisschen mehr Geld sparen.
Ja, das ist mit Arbeit verbunden und ob ein solches Verhalten am Ende des Tages so richtig fair ist, lasse ich mal dahingestellt. Letztlich ist es aber euer Geld, das ihr in ein neues Auto investiert und es sind nun einmal nicht nur ein paar hundert Euro, sondern in der Regel gleich mehrere Tausend. Letztlich kann natürlich jeder selbst entscheiden, wie viel Geld er tatsächlich sparen möchte und mit welchem Aufwand er an einen Neuwagenkauf herangeht. Ich habe auf jeden Fall festgestellt, dass sehr viel Geld gespart werden kann – online und offline. Und ganz nebenbei: Wer einen Firmenwagen kauft oder ggf. einen Schwerbehindertenausweis (mind. 70 Prozent) besitzt, kann sogar noch ein bisschen mehr herausholen.
Kleines Update vom 22. August: Auch der ADAC hat Online-Händler mit dem Autohäusern vor Ort verglichen und festgestellt, dass bei einem Online-Kauf im Schnitt 16 Prozent Rabatt geboten wurden, im Autohaus um die Ecke etwa 11 Prozent. Ferner teilt der ADAC auch meine Einschätzung, dass die Fachhänder vor Ort zu weiteren Rabatten oder anderen Extra bereit sind, wenn sie mit den Preisnachlässen aus dem Internet konfrontiert werden. Testsieger wurde beim ADAC übrigens autohaus24.de.