Der Kölner Journalist Thomas Reintjes sammelt gerade Geld über eine Crowdinvestment-Plattform, um ein neues journalistisches Portal zu gründen. Feodo soll aber nicht das x-te Nachrichtenmagazin werden. Ziel soll es sein, „Slow Media“ zu fördern. Journalisten sollen auf Feodo ihre Projekte vorstellen und via Crowdfunding Geld sammeln, um aufwändigere Beiträge zu produzieren. Das können etwa Reportagen, Kurzfilme, Podcast-Serien oder Infografiken sein, Datenjournalismus, Investigatives. Alles, wofür mehr als ein paar Stunden Recherche notwendig sind, im Redaktionsalltag aber selten Zeit bleibt.
Eine gute Idee eigentlich. Vier Tage bleiben noch, um das noch notwendige Investitionskapital auf Indiegogo einzusammeln. Wird die Schwelle von 10.000 Euro erreicht, will Google im Rahmen seines Projekts „Gründer-Garage“ noch einmal 10.000 Euro drauflegen. Ist das ein Projekt, das man in Deutschland braucht? Und vor allem: Werden die Leute dafür etwas zahlen wollen? Wir haben Thomas Reintjes ein paar Fragen dazu gestellt.
BASIC thinking: Über zu wenig Beiträge in der heutigen Nachrichtenlandschaft kann man sich eigentlich nicht beklagen. Warum jetzt auch noch Feodo?
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Thomas Reintjes: An der Menge – und in vielen Fällen auch an der Qualität von Nachrichten – will ich gar nichts kritisieren. Feodo soll eher Slow-Media-Inhalte fördern: journalistische Geschichten, die eine höhere Halbwertszeit haben als Nachrichten. Aufwändig recherchierte, mit Bedacht geschriebene, mit Liebe umgesetzte Geschichten – und vor allem: für’s Netz gemachte Inhalte. Daran gibt es tatsächlich einen großen Mangel.
Woran liegt das? Warum nimmt sich kaum eine Redaktion noch Zeit für eine längere Recherche oder einen aufwändigen Beitrag?
Heute scheint im Online-Journalismus vor allem Geschwindigkeit zu zählen. Inhalte, die schnell erstellt und schnell gelesen sind, machen sich im besten Fall auch schnell bezahlt. Aufwändigeres braucht höhere Anfangsinvestitionen. Vor allem aber glaube ich, dass viele Online-Redaktionen in einem Hamsterrad stecken. Sie laufen immer schneller und haben gar keine Zeit mehr, über Innovationen oder auch nur kreative Ansätze nachzudenken.
Die Leser sind es inzwischen gewohnt, Beiträge kostenlos zu bekommen. Bist du dir sicher, dass sie dazu bereit sind, Geld zu spenden, nur um einzelne Beiträge zu ermöglichen?
Nein, sicher kann ich mir nicht sein. Aber es gibt einige Beispiele, die zeigen, dass Crowdfundung für gute Inhalte funktioniert – vor allem in den USA. Warum nicht auch hierzulande? Für einzelne Artikel mag es nicht das richtige sein, aber für aufwändigere Projekte oder Reihen kann ich mir gut vorstellen, dass der Aufwand, den das Crowdfunding ja auch bedeutet, in einem vernünftigen Verhältnis zum Produkt steht. Wenn die Besucher von Feodo sehen, welche gute Arbeit ein Journalist schon geleistet hat, dann glaube ich, dass sie ihn auch weiter fördern würden. Ich würde jedenfalls ohne weiteres Autoren, die ich mag, mit ein paar Euro pro Monat unterstützen.
Man könnte Feodo auch als ein Startup ansehen. Warum also im ersten Schritt Crowdfunding und nicht die Förderung durch einen Inkubator oder einen Business Angel? Du wohnst doch in der „Internetstadt“ Köln.
Die Idee für Feodo hatte ich schon lange im Kopf. Dann entdeckte ich die „Gründer-Garage“ – ein Ideen-Wettbewerb, bei dem es ganz gezielt nicht um schon gegründete Unternehmen geht, sondern um den Schritt davor. Teil des Gründer-Garage-Wettbewerbs ist das Crowdfunding bei Indiegogo – als eine Art „Proof of Idea“. Die erfolgreichsten Kampagnen werden am Ende von Google mit einem Preisgeld bedacht. Das würde Feodo erst richtig in Fahrt bringen und ich könnte dann aus der Idee und dem reichhaltigen Feedback, dass ich während des Crowdfundings bekommen habe, ein Konzept stricken. Dann ist immer noch Zeit für einen Inkubator oder Business Angel.
Crowdfunding-Portale für journalistische Projekte mag es noch nicht viele geben, Crowfunding-Portale insgesamt allerdings schon, und viele haben bereits wieder aufgegeben. Warum sollten die Leute jetzt noch eins finanzieren? Journalisten könnten ihre Beiträge doch auch auf bestehenden Plattformen anbieten.
Die bestehenden Plattformen haben den großen Nachteil, dass Journalist und Unterstützer dort nur für die Dauer des Crowdfundings aufeinander treffen. Es entsteht keine Bindung zwischen Journalist, Unterstützer und Plattform. Wenn sich bei Feodo mehr als nur das Funding abspielt und auch die Recherche- und Produktionsphase dort abgebildet wird, bis schließlich das fertige Produkt bei Feodo veröffentlicht wird, dann können alle Seiten davon profitieren. Für Unterstützer wird transparenter, was mit ihrem Geld geschieht, für Journalisten ist es einfacher Kontakt zu halten und eine Gefolgschaft aufzubauen und der Plattformbetreiber kann sich über wiederkehrende Besucher freuen.
Das klingt gut, allerdings auch so, als wären anfangs viel Mundpropaganda und Marketing-Maßnahmen notwendig, damit der Stein überhaupt ins Rollen kommt.
Die kritische Masse ist immer ein Problem, das es zu lösen gilt. Welcher Ansatz hier der vielversprechendste sein wird, ist noch nicht klar.
Was passiert, wenn Feodo nicht die gewünschten 10.000 Euro auf Indiegogo einsammelt? Bislang kamen erst rund 2.000 Euro zusammen.
Mein Drang, Feodo umzusetzen ist während der Crowdfunding-Phase noch gewachsen. Und mit 2.000 Euro lässt sich auch schon einiges anfangen. Vielleicht geht es dann etwas zäher als mit 10.000, aber noch ist ja Zeit zu spenden.
Klingt, als würdest du dich von der Idee nicht mehr abbringen lassen.
Ich bekomme viel kritisch-konstruktives und positives Feedback. Das motiviert, mehr noch als das Geld. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass man eine solche Plattform nicht als Feierabendprojekt aufbauen kann. Deshalb wird es ganz ohne Geld nicht gehen.
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Im Rahmen des Crowdinvesting-Projekts auf Indiegogo könnt ihr Feodo mit Beträgen zwischen 5 und 500 Euro unterstützen. Die Crowdfunding-Aktion läuft noch vier Tage. Reintjes ist freier Journalist, Gründer des Verbraucherportals Konsumo und im Journalists Network aktiv.