Viele Dinge werden allwöchentlich totgeschrieben. Ja, manchmal auch von uns. Die Frage ist, ob das denn auch stimmt. Wir haben deswegen eine kleine Übersicht erschaffen über Dienste, Techniken, Institutionen, deren baldiger Tod zumindest diskussionswürdig ist. Her mit euren Ergänzungen und Meinungen! Und Bühne frei für unsere Todesliste: die Basic Deathlist.
Blackberry/RIM
Der Smartphone-Pionier hat bis Mitte 2012 nur zwei neue Geräte auf den Markt gebracht – für Einsteiger. Bei Spitzenmodellen wartet man seit Jahr und Tag auf das neue System Blackberry 10. Nicht wenige vermuten, dass RIM vorher das Geld ausgeht und wir BB10 nie sehen werden. Zu allem Überfluss ist da auch noch ein Deutscher am Ruder.
Blogs
Gibt es noch und wird es hoffentlich für immer geben – aber Blogstil und -themen werden zunehmend von der reichweitenstarken Verlagspresse adaptiert. Echte Konkurrenz für Profiblogs. Dennoch stürben eher vorher…
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Blogkommentare
Einige Blogs haben sie bereits abgestellt, weil vieles einfach auf die Nerven geht. Kommentarsysteme wie Disqus halten zumindest einige Trolle fern. Diskutiert wird, ob sich der Aufwand einer offenen Kommentarspalte noch lohnt. Zumindest vorbei sind die Zeiten, in denen es hieß: „Alle Macht den Kommentaren“.
CD
Zumindest die CD für die IT-Welt liegt im Sterben, längst verdrängt von DVD, USB-Stick, Cloud und Speicherkarten. Der deutschen Musikindustrie bescherte die Musik-CD im Jahr 2011 aber noch satte 74 (!) Prozent ihres Umsatzes. Solange das nicht signifikant sinkt, wird die Industrie den Teufel tun, da irgendetwas sterben zu lassen.
Chuck Norris
Irgendwo in der Schwebe: Laut Web bereits seit zehn Jahren tot, nur hatte der Tod nicht den Mut, ihm das mitzuteilen.
DVD
Steht nach wie vor im Saft, auch wenn Blu-ray langsam aufholt und immer mehr Filme und Serien über das Netz geladen werden.
Atos-Chef Thierry Breton führt derzeit einen Marketingkrieg gegen die E-Mail, will sie bereits 2013 in seinem Hause abgeschafft haben. All ihren bekannten Nachteilen zum Trotz, hielt ich damals dagegen, dass die E-Mail hoffentlich noch lange nicht stirbt.
Eigentum
Die Floskel „Ownership is dead“ hörte ich zum Beispiel auf der Le Web 2011. Gemeint ist Content: Musik und TV-Sendungen nicht mehr kaufen, sondern sich nur noch einmieten. Ginge auch für technische Geräte wie Smartphones. Dienste wie Simfy, Spotify oder Hulu machen die Idee schmackhaft. Solange die Unterhaltungsindustrie aber noch noch mehr Geld mit dem Verkauf als mit Leihgeschäften verdient und die Nutzer ihnen misstrauen, dürfte die Masse noch lange nicht auf Leihgeschäfte umsteigen.
Flash
Nicht auf dem iPhone, nicht auf Windows Phone, nicht im Metro-Design von Windows 8, nicht auf Chrome für Android. Adobe selbst will die Produktion von Flash für mobile Geräte einstellen. Dann allerdings bauen Google und Adobe noch eine Flash-Version für Linux. Facebook-Spiele halten die Software am Leben. Dass Flash aber noch bis 2017 oder gar 2022 leben soll, wie Adobe das in seiner Flash-Roadmap bekannt gab, klingt unglaubwürdig. Dem dürfte HTML 5 zuvor kommen.
Flattr
Wurde von uns im Sommer 2011 für tot erklärt. Trifft für unser Blog auch zu. Andreas Grieß schrieb im Januar 2012 bei Bekanntgabe der neuesten Flattr-Charts, dass Flattr sich für Texte kaum noch lohne. Gleichzeitig blieb Flattr Anfang 2012 umtriebig, fand neue Investoren, baute ein Widget und ein Tool für Ifttt. Noch nicht tot, aber der weltweite Durchbruch ist den Schweden bis jetzt nicht gelungen.
Google Plus
Schon mehrfach für tot erklärt. Von anderen wiederum zum Blog- oder Twitter-Killer erhoben. Stand Anfang 2012: 100 Millionen Nutzer, wöchentlich neue Funktionen, noch lange nicht tot.
Handys
Konkreter: Feature Phones, Dumb Phones oder Nicht-Smartphones. 2012 sollen in Deutschland mehr Smartphones als gewöhnliche Handys verkauft werden. Einstiegs-Smartphones gibt es bereits ab 100 Euro. Es dürfte immer eine Nachfrage nach Geräten geben, mit denen Nicht-Techies „einfach nur telefonieren“ wollen. Auch in Schwellenmärkten wird es noch viele Jahre einen Bedarf an gewöhnlichen Handys geben.
ICQ
ICQ ist der Pionier der Instant Messenger, wurde dann – außer in Deutschland – von MSN und ähnlichen verdrängt, wurde mehrfach verkauft und will sich Anfang 2012 als Mobile Messenger, Groupware und Management-Plattform neu positionieren. Ob das noch lange gut geht, ist fraglich.
Das freie Internet
Mein Vorgänger Alper Iseri hat an dieser Stelle vor drei Jahren einen grandiosen Beitrag über das Ende des freien Internets geschrieben. Nicht nur der Politik, auch Konzernen wird nachgesagt, das freie Netz töten und uns lieber einen Ausschnitt davon zeigen zu wollen. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass wir das noch rechtzeitig verhindern.
MySpace
Noch vor vier Jahren das größte Social Network der Welt, heute freut man sich schon über 31 Million Nutzer. Wird wohl in der Nische weiterbestehen – nur in welcher?
Netbooks
2011 wurden deutlich weniger Netbooks verkauft als im Vorjahr. Erste Hersteller fahren ihre Produktlinien auf wenige Modelle zurück. Ganz sterben dürften die Mini-Notebooks 2012 aber nicht.
Update: Lenovo verkauft keine Netbooks mehr online.
Update: Asus hingegen legt bei Netbooks noch einmal richtig nach.
Nokia
Verlor 2011 die Marktführerschaft, könnte mit der neuen Windows-Phone-Strategie durchaus noch erfolgreicher sein und gilt seit geraumer Zeit als Übernahmekandidat von Microsoft. Dafür noch sehr teuer, dürfte wohl am Leben bleiben, aber im Rennen um die Marktführerschaft bei den Smartphones in den nächsten Jahren nicht an Samsung oder Apple vorbeikommen.
Papier
Das papierlose Büro kriegen wir so schnell nicht eingeführt. Aber es wird viel dafür getan, das Zettelchaos zu beenden. Doo-Gründer Frank Thelen hielt es in einem Interview mit mir für möglich, dass das Papier in drei Jahren tot sein könnte. Aber da hatte ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. Papier wird es wohl auch in 100 Jahren noch geben, aber ein Tod der papiernen Rechnungen, Wochenzeitungen, Rabattprospekten scheint greifbar.
PC
Peter Glaser nannte ihn unlängst „zu plump für diese neue Welt“: Der PC sei tot, er wisse es nur noch nicht. Computer- und Games-Redakteure widersprechen. Das Bild von der Oma, dem Gamer, dem Buchhalter, dem Finanzamtsangestellten mit einem Ultrabook oder Mac will sich vor meinem geistigen Auge aber irgendwie nicht einstellen: der PC wird uns noch eine ganze Weile erhalten bleiben.
RSS
Viel wird von den neuen Webgiganten dafür getan, RSS unattraktiv zu machen und es am besten gleich zu töten. Was hoffentlich nicht passieren wird, denn RSS kommt ohne Konzernierung daher, und das brauchen wir für ein freies Web.
SMS
Dass die Kurznachricht mit 160 Zeichen von kostenlosen Message-Diensten wie iMessage oder WhatsApp aufgefressen wird, klingt plausibel – bis man liest, dass die Zahl der verschickten SMS in Deutschland auch 2011 noch einmal kräftig stieg.
StudiVZ
Die Website WannStirbtStudiVZ.com hat ausgerechnet, dass das einst stärkste Social Network in Deutschland in 3 Wochen am Ende wäre. Besucherzahlen und Verweildauer sinken. Zuletzt sank die Besucherzahl laut IVW aber nicht mehr so stark. Dennoch nicht unwahrscheinlich, dass das Netzwerk vor Ende des Jahres abgeschaltet wird.
Technische Details
Was nützt den Smartphone-Herstellern ein Quad-Core-Prozessor oder ein 1,8-GHz-Ungetüm, wenn die Nutzer doch ein laut Kennzahlen schwächer motorisiertes iPhone 4S kaufen? Technische Details wurden deswegen im vergangenen Herbst für tot erklärt. Es gehe jetzt mehr um das Nutzererlebnis. Stimmt bestimmt. Aber wenn ihr die Wahl zwischen zwei äußerlich gleichen Phones habt, die sich nur in Sachen Prozessorleistung unterscheiden: welches kauft ihr?
Tageszeitungen
Sollten doch eigentlich längst tot sein, sterben laut einer Hochrechnung des Journalistik-Lehrbuchs aber erst 2034.
Yahoo
Yahoo verlor zuletzt massiv an Umsatz und Börsenwert, das Personalkarussell drehte sich unaufhörlich, als Suchmaschine ist Yahoo irrelevant geworden. Wie lange also noch Yahoo?
Zune
Die ungeliebte Zune-Hardware tötete Microsoft bereits im vergangenen Herbst. Jetzt fehlt eigentlich nur noch die unsägliche Zune-Software für Windows, Windows Phone und Xbox, aber ich befürchte, den Gefallen wird Microsoft uns so schnell nicht tun.
Update: Vielleicht doch? Bislang sind es nur Gerüchte, aber Zune könnte in Windows 8 nicht mehr auftauchen.
2. Update: Microsoft hat das offizielle Ende der Marke bekannt gegeben: Zune ist tot. Juchee!
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Tja, was meint ihr dazu? Was gehört noch in diese Liste rein, wo widersprecht ihr uns vehement? Sagt es uns in den Kommentaren – die zumindest bei uns noch lange nicht tot sind.
(Jürgen Vielmeier
Bilder: Austinevan, Standell, Alex Perkins, Computerjeramey (alle CC))