Der US-Fernsehjournalist Bill Weir wurde mit einem Kamerateam nach China eingeladen, um ein Foxconn-Werk zu besichtigen, in dem Apple-Produkte hergestellt werden. Seine Reportage wurde gestern Abend beim US-Sender ABC ausgestrahlt. Man sieht lange Fertigungsstraßen, Massen von Arbeitern in der kaum automatisierten Produktion. Weir erhält außerdem Einblick in die Unterkünfte der Arbeiter, ist bei einer Anwerbung von Massen neuer Arbeiter dabei und begleitet Kontrolleure der Arbeitsschutzorganisation Fair Labor Association.
Obwohl der Reportage ein grundsätzlich positiver Unterton anzumerken ist, sieht der Zuschauer auch Kritisches. Die oft sehr jungen Mitarbeiter, die den Lohn zu niedrig, das Essen und die Unterkünfte zu teuer finden. Weir sieht die Netze, die Foxconn nach Absprache mit Apple aufstellen ließ, um Suizide zu verhindern. Weir darf mit Mitarbeitern sprechen, interviewt Foxconn-Manager Louis Woo und reist zusätzlich ins chinesische Hinterland, um die Gegebenheiten vor dort mit denen in den Fabriken zu vergleichen.
Harte Arbeitsbedingungen
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Die Reportage zeigt klassische Fabrikarbeit in den 12-Stunden-Schichten. Die Arbeiter sehen müde aus, haben stets einen Vorarbeiter im Rücken, führen stundenlang dieselben Arbeitsschritte aus. Sie beschweren sich aber – natürlich – nicht vor laufender Kamera über die Arbeitsbedingungen. Manager Woo sagt, dass er seinen Mitarbeitern gerne das Doppelte zahlen würde, wenn er könnte. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass Arbeiter bei Foxconn mehr verdienen und bessere Arbeitsbedingungen genießen als der chinesische Durchschnitt. Für die meisten der Arbeitsbienen, die vom Land in die Fabriken strömen, bedeutet Arbeit bei Foxconn mehr Wohlstand als vorher. So stellen sich Tausende in die Schlange, um einen Job in einer der Fabriken zu ergattern und die harten Arbeitsbedingungen in Kauf nehmen.
Fazit des Ganzen? Apple und Foxconn zeigen mehr Offenheit, was begrüßenswert ist. Dass in den Werken seit Kurzem die Fair Labor Association kontrollieren darf und die Löhne erhöht wurden, ist ebenfalls ein erfreulicher Schritt. Dass die Arbeitsbedingungen in chinesischen Fabriken heute denen ähneln, die wir vor 150 Jahren hatten, dürfte schlicht und ergreifend die Schattenseite der Weltwirtschaft sein, und ein Entwicklungsschritt der lokalen Wirtschaft, wie Europa ihn im 19. Jahrhundert durchlebt hat. Und dabei gibt es für die Arbeiter wenig Privat-, Familienleben und Freizeit. Ändern wird sich das nur langsam.
Update: Foxconn soll vor einer Inspektion durch die Fair Labor Association minderjährige Arbeiter versteckt haben.
(Jürgen Vielmeier)