Am Samstag haben etwa zehn Occupy-Aktivisten im Hamburger Apple Store am Jungfernstieg protestiert. Sie präsentierten ein als Transparent markiertes Zelt und blockierten damit die Treppe im Inneren des Geschäfts. Das geht aus einem Video der Aktion hervor. Die Aktivisten skandieren darin lautstark „Apple beutet aus“ oder „Apple schert sich einen Dreck“. „Die Occupy-Bewegung begrüßt Sie. Wir empören uns gegen Ausbeutung für Profit“ und „Apple verhöhnt die Menschenrechte“. Sie verteilen Flyer und angebissene Äpfel. Auf einem Transparent steht „Keine Sklavenprodukte als Lifestyle verkaufen“. Apple-Mitarbeiter in den bekannten blauen T-Shirts versuchen, die Aktivisten zum Aufhören zu bewegen und sammeln die Flyer wieder auf, bleiben aber passiv, ebenswo wie der hauseigene Sicherheitsdienst. Die Kunden wirken ratlos, die Aktivisten ziehen die ganze Aufmerksamkeit auf sich.
Als die Polizei eintrifft, bitten die Apple-Mitarbeiter die übrigen Kunden, das Gebäude zu verlassen. Die Polizei redet zunächst mit den Aktivisten und trägt sie dann von der Treppe herunter, als sie ihren Widerstand nicht aufgeben. Einige Aktivisten werden festgenommen. Die Tür bleibt geschlossen, es kommt zu einigen unschönen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Aktivisten vor dem Eingang und dem Sicherheitsdienst. Es bleibt aber friedlich. Aus Sicherheitsgründen bleibt das Geschäfts danach geschlossen. Es ist Samstag, etwa 17:30 Uhr. Der Apple Store am Jungfernstieg hätte eigentlich bis 21 Uhr öffnen sollen.
Die Aktivisten wollen damit nach eigenen Angaben auf die Arbeitsbedingungen in den chinesischen Foxconn-Werken aufmerksam machen, die für Apple als Zulieferer arbeiten. Die „New York Times“ hatte Ende Januar über schlechte Arbeitsbedingungen in Foxconn-Werken berichtet und darüber, dass sich trotz vieler Bekundungen von Seiten des Herstellers nur wenig geändert habe. Apple-Chef Tim Cook hat dem postwendend widersprochen, bekräftigt, dass man sich um jeden Arbeiter kümmere und dass man Arbeitsbedingungen weiter verbessern wolle.
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Zustände bessern sich allenfalls langsam
Immer wieder gibt es Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen in chinesischen Fabriken, wenig bis gar keinen Arbeitsschutz oder kaum Freizeit für die Arbeiter. Immer wieder kommt es zu Arbeitsunfällen oder gar Explosionen mit Toten und Verletzten. Betroffen davon sind Zulieferwerke allerdings nicht nur für Apple, sondern auch für andere Hersteller. Erst Anfang Januar drohten Arbeiter in einem Foxconn-Werk in Wuhan mit einem Massenselbstmord. Dort wird die Spielekonsole Xbox 360 für Microsoft hergestellt.
Man kann lange über den Sinn und Unsinn einer solchen Aktion wie „Operation Garten Eden“ im Hamburger Apple Store streiten. Aber wenn der Protest gewaltfrei bleibt, wenn es gelingt, Aufmerksamkeit für unhaltbare Zustände zu erregen, und wenn der dauerhafte Protest schließlich zum Umdenken bei den Herstellern und besseren Arbeitsbedingungen führt, dann halte ich ihn für legitim. Hut ab für diese mutige Aktion!
(Jürgen Vielmeier, Bild: Utopie TV)