Eine der jüngsten Geräteklassen der PC-Industrie winkt langsam auf Wiedersehen: Netbooks. Dell hat gestern angekündigt, künftig keine Mini-Laptops für Privatkunden mehr anzubieten. Liliputing fand heraus, dass Dells Reihe „Inspiron Mini“ im US-Dell-Shop als „nicht verfügbar“ angegeben wird. Als Alternative schlägt Dell dem Kunden das Inspiron 14R vor. Auch im deutschen Dell-Shop tauchen Inspiron Minis nicht mehr auf. Künftig sollen den Kunden außerdem Ultrabooks vorgeschlagen werden. Sowohl das Geschäftskunden-Netbook „Latitude“ als auch der Tablet-Netbook-Hybrid Inspiron Duo sollen allerdings vorerst im Angebot bleiben.
Das Ende der Netbooks ist das noch nicht. Gerüchte von Ende November, dass Samsung aus der Produktion von Netbooks aussteigen wolle, hat der Hersteller zurückgewiesen. Auch Asus hält an Netbooks fest, verkauft in diesem Jahr sogar dreimal so viele Netbooks wie Tablets.
Anderer Anspruch als vor vier Jahren
Was sich aber geändert hat, ist der Fokus der Anbieter: Weg vom schwach motorisierten Mini-Laptop, hin zum Leichtgewicht mit Zunder unter der Haube. Mit Ultrabooks erhoffen sich die Hersteller, den Kunden wieder etwas mehr zu bieten und auch höhere Margen zu erzielen. Entspricht das auch den Erwartungen der Anwender? Netbooks kamen Anfang 2008 zu einem Zeitpunkt in Mode, in der es mit dem mobilen Internet gerade erst so richtig los ging. Man wollte irgendwie unterwegs mit einem Gerät online gehen. Nebensächlich, wie viel Leistung darin steckte.
Heute haben sich die Erwartungen verändert. Mobil online gehen kann man fast mit jedem Gerät. Mit dem Smartphone ist man unterwegs ohnehin permanent online, mit dem Tablet kann man bequem Mails schreiben und Medien konsumieren. Beide Geräteklassen haben damit viele der Aufgaben übernommen, die anfangs mit einem Netbook leichter von der Hand gingen. Inzwischen zählen Leistung und Nutzerfreundlichkeit. Gegen die Größe der Netbooks spricht eigentlich wenig, es geht um die inneren Werte. Wie es also weitergeht? Vielleicht ohne den Namen „Netbook“ aber mit kleinen, mobilen Geräten in allen Preis- und Leistungsvarianten.
(Jürgen Vielmeier, Bild: Dell)