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Intel und Samsung stellen Tizen vor, einen weiteren, chancenlosen Android-Konkurrenten

Gestern haben wir darüber berichtet, dass Intel sein mobiles Betriebssystem MeeGo mit der Limo-Initiative verschmelzen will. Dabei wurden unsere schlimmsten Befürchtungen wohl noch übertroffen. Es entsteht nun kein kompletter Ersatz für MeeGo und Limo, sondern gar noch ein weiteres Betriebssystem: Tizen. Das war offenbar der Preis, den Intel zahlen musste, um Samsung auf seine Seite zu ziehen. Beide Unternehmen leiten das neue Projekt in einer gemeinsamen „Technical Steering Group“. Das erste Entwickler-Kit soll im ersten Quartal 2012 erscheinen. Tizen soll Teile aus MeeGo und Limo enthalten und unter dem Dach der Linux Foundation entwickelt werden.

Wie schon MeeGo soll Tizen auf Tablets, Smartphones, Netbooks, Smart TVs und KFZ-Konsolen zum Einsatz kommen. Maßgeblicher Unterschied aber: Apps sollen in Tizen rein HTML5-basiert sein. Von der in MeeGo unterstützten Klassenbibliothek Qt ist bei Tizen keine Rede mehr. Aber was wird aus MeeGo? Das System wird wohl nicht komplett eingestellt. Intel will es weiter unterstützen, aber nicht mehr maßgeblich weiter entwickeln. Was bitte ist da gerade passiert?

Zartes Pflänzchen zertrampelt und neu gesät


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Da schießt Intel ein ganz hübsches und zumindest ein klein wenig bekanntes System, MeeGo, in den Wind. Und jetzt soll noch einmal ein neues kommen, mit dem man praktisch wieder bei null anfängt. Das zarte Pflänzchen, das gerade erst das Licht der Welt erblickt hat, wird also direkt wieder zertreten. MeeGo-Entwickler Imad Sousou gab die Entscheidung im offiziellen MeeGo-Blog bekannt. Die Kommentare darunter sind nicht gerade freundlich, um es mal verhalten auszudrücken. „Was raucht ihr im Intel-Hauptquartier außer Zigaretten eigentlich noch alles?“, echauffiert sich Kommentator Thomas Arnold. „Warum fügt ihr nicht einfach ein paar HTML5-Funktionen in MeeGo hinzu und fertig ist die Sache?“

Es dürfte eine „politische“ Sache sein. Tizen ist komplett Open Source, und Intel sichert sich damit die Unterstützung der Linux Foundation. Und man holt sich Samsung ins Boot, den wichtigsten Multiplattform-Hersteller für Tablets, Notebooks und Smartphones. Und wenn man das ebenfalls quelloffene MeeGo einfach der Linux Foundation als Ersatz für Limo angeboten hätte? Dann hätte man Samsung und Chip-Hersteller ARM vielleicht nicht so einfach auf seine Seite gezogen. Hier wurden also Kräfte gebündelt – und Entwickler verschreckt: Von Moblin (und Nokias Maemo) also zu MeeGo und jetzt weiter zu Tizen. Fast jedes Jahr ist es ein neues System, das Intel unterstützt. Will man damit ernsthaft ab dem nächsten Jahr noch einen Markt aufrollen, der sich längst auf Android, iOS und Windows Phone/Windows 8 eingeschossen hat? Wenn ja, dann: viel Spaß!

(Jürgen Vielmeier, Bild: Linux Foundation)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

15 Kommentare

  • Meego gehörte ebenfalls längst zur Linux Foundation. Das ganze ist albern und peinlich, aber mit Samsung an Board kann man vielleicht wenigstens noch hoffen.

  • […] MeeGo geht in “Tizen” auf: Intel bringt sein relativ neues Mobil-Betriebssystem, das gerade erst durch das Nokia N9 bekannter wird, in eine Allianz mit Samsung ein. “Tizen” soll dabei von der Linux Foundation getragen werden. Im 1. Quartal 2012 soll ein erstes Entwicklerklit erscheinen. mashable.com, basicthinking.de […]

  • Im Prinzip hat man einen Zweikampf zwischen Android-Geräten und iOS, das jetzt auch andere Hersteller versuchen, ihren Teil vom Kuchen abzubekommen und unabhängig von Google zu werden ist wenig verwunderlich, ich bezweifle aber, dass sie sich durchsetzen können. Im Billigsegment vielleicht…

  • och herrjeh. da dachte man, das ganze mobile os theater ist nun geschichte, und schon gehts von vorne los.
    samsung hält an bada fest, fusion garage kommt mit ihrem eigenen aufgemotzten android build namens grid OS daher, und amazon hat – wenn man den gerüchten dazu glauben schenken darf – genau dasselbe vor.
    und jetzt basteln sich samsung und intel mal eben ein neues OS zusammen, das ausschließlich mit der websprache html gefüttert wird.
    ach moment… web, html – war da nicht mal was? achja! da gabs ja mal das fertig entwickelte webOS von HP, welches Samsung sogar zum kauf angeboten wurde.

    gut, vertikale integration ist in der it branche grad in mode (hp mal ausgenommen). insofern ist es nicht verwunderlich, dass samsung da nicht ins hintertreffen geraten will. aber ob es dabei wirklich zweckdienlich ist, alles über den haufen werfen und neu anzufangen?

  • Ich muss mich doch sehr wundern wie schnell heutzutage ein neues OS aus der Erde gestampft wird. Jeder der schon mal ein klein wenig OS-DEV betrieben hat kommt da aus dem staunen nicht mehr raus. Allerdings gibt es natürlich auch wesentlich mehr Ressourcen als noch vor ein paar Jahren. Irgendwie wünsche ich mir ein klein wenig die gute alte ‚ist-alles-Windows‘ Zeit zurück….

  • Rein HTML5 basierte Apps klingt zwar ganz gut, aber wie sagt man so schön: „Die Konkurrenz schläft nicht.“ Daher kann ich der Äußerung in der Artikelüberschrift nur beipflichten..

  • Lol, schon am title erkennt man die inkompetenz und voreingenommenheit des autors (siehe auch andere posts) und den niedergang eines ehemals guten deutschen blogs…! Schade 🙁

  • @Lol: Joa, wenn du es besser weißt, dann sag mal an, was du glaubst. Oder wetten wir ruhig um eine Kiste Bier, dass der Marktanteil von Tizen Ende 2012 immer noch unter 1 Prozent liegen wird? 😉

  • …@Lol: Joa, wenn du es besser weißt, dann sag mal an, was du glaubst. Oder wetten wir ruhig um eine Kiste Bier, dass der Marktanteil von Tizen Ende 2012 immer noch unter 1 Prozent liegen wird? ;)…

    Wie sehen denn die OS Marktanteile von Smart TVs und KFZ-Konsolen aus das es dort keine Changen mehr gibt?, zudem laufen Smart TVs und KFZ-Konsolen auch noch weniger mit ARM Prozessoren.
    Was hier weniger Verstanden wird ist das Intel keine „Software – Bude“ ist, sondern ein Chip Hersteller , der all diese Geräte gern mit Intel Prozessoren Aussatten will und dafür seine OS Initiativen nur als ein Mittel zum Zweck angesehen werden. Denn ohne eine lauffähige Software (Betriebssystem) lässt sich auch kaum neue Hardware verkaufen.
    Intel kann nicht warten bis vielleicht eines Tages Microsoft oder Google seine neue Technik unterstützt sondern will selbst Handeln , sonnst besteht die Gefahr neben den mobilen Prozessor Markt auch Zukunftsmärtke wie KFZ oder Fernsehtechnik an die Konkurenz wie ARM zu verlieren.