Ganz ehrlich: Als ich Anfang Februar die App MyTaxi getestet habe, fand ich den Service toll. Aber ich hätte nie gedacht, dass daraus einmal ein erfolgreiches Unternehmen werden könnte. Deutschland halt. Hier werden doch Startups meist totinvestiert und dann möglichst schnell auf Rendite getrimmt. Die Zahlen, die mir Thomas Grota, Senior Investment Manager bei der Deutschen Telekom, aber heute zukommen ließ, haben es in sich. Und es freut mich in der Tat, zu sehen, was in den wenigen Monaten seit dem Bestehen aus MyTaxi geworden ist.
Kurz zusammengefasst: Die Macher der App haben eine weitere Investitionsrunde abgeschlossen und dabei einen mittleren siebenstelligen Betrag eingesammelt, also etwas im Bereich um 5 Millionen Euro. Weitere deutsche Städte werden hinzukommen, und MyTaxi soll bis Ende des Jahres im benachbarten Ausland erscheinen. Intelligent Apps (Intapps), die Firma hinter MyTaxi, will darüber hinaus ein mobiles Bezahlsystem entwickeln.
4.000 Taxifahrer, 150.000 App-Downloads
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In der neuen Investitionsrunde erhält Intapps Geld aus dem ERP-Startfonds der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Telekom-Tochter T-Venture beteiligt sich an der Finanzierung ebenso wie die Beteiligungsfirma e42. Bislang steht MyTaxi für iOS und Android zur Verfügung. Fehlen unter anderem noch Windows Phone 7, Blackberry und WebOS. Weitere native Apps soll es allerdings nicht geben. Auf anderen Smartphones will Intelligent Apps das Angebot über eine WebApp zur Verfügung stellen.
Bis Ende Juli soll MyTaxi in weiteren deutschen Städten zur Verfügung stehen: Die Großstädte Leipzig, Düsseldorf, Hannover und Dortmund ergänzen das bisherige Angebot in Berlin, Hamburg, Köln, Bonn, München, Stuttgart, München und Frankfurt. In jeder Stadt werden Taxifahrer von einem eigenen Vertriebsteam geschult. Eigene Büros gibt es neben dem Hauptsitz in Hamburg bislang in Köln, Stuttgart, Frankfurt und Berlin. Insgesamt arbeiten inzwischen 37 Mitarbeiter für MyTaxi. 4.000 Taxifahrer nutzen die App, die ihnen Fahrten unabhängig von Taxizentralen vermittelt. 150.000 Mal wurde die App bislang heruntergeladen.
Bargeldloses Zahlsystem, Lizenzen in Australien und Neuseeland vergeben
Interessant finde ich vor allem, dass MyTaxi ins Ausland expandieren will. Österreich und die Schweiz stehen auf dem Plan. Hier will MyTaxi jeweils ein eigenes Büro eröffnen, verriet mir Johanna Meyer-Staude von MyTaxi. In den Niederlanden will man MyTaxi von einem Partner lizenzieren und lokalisieren lassen. Die Lizenzen für Australien und Neuseeland seien schon vergeben, bestätigte mir MyTaxi-Gründer und -Geschäftsführer Sven Külper. Weitere Sprachen als Deutsch, Englisch und die niederländische Übersetzung soll es von MyTaxi zumindest im Moment nicht geben, auch nicht in der Schweiz. Anfragen nach Lizenzierungen gebe es aber aus vielen weiteren Ländern der Welt. MyTaxi konkurriert hier mit dem US-Angebot Uber.com.
MyTaxi kann Fahrten künftig bargeldlos verbuchen. Die Fahrten werden gesammelt und dem Kunden am Monatsende in Rechnung gestellt. Dieses neue mobile Bezahlsystem eignet sich vor allem für Unternehmen, die über MyTaxi Vielfahrten für mehrere Mitarbeiter damit einfacher buchen können. Laut Külper soll es aber auch Privatkunden zur Verfügung stehen. Da MyTaxi Fahrten direkt an selbständige Taxifahrer vermittelt, konkurriert die App mit den Taxizentralen. Der Fahrer, mit dem ich bei meinem Test in Bonn damals über die App sprach, zieht daraus einen echten Mehrwert. MyTaxi vermittelt ihm mehr Fahrten als die Taxizentrale. Für jede Fahrt zahlen die Fahrer eine Provision an den Anbieter, wodurch sich Intelligent Apps finanziert.
Kneift mich mal, aber irgend etwas hat sich doch da in letzter Zeit in der deutschen Webszene verändert. Keine ideenlosen Copycats mehr, keine Rabattmärkte mit schnödem Eventshopping, keine aufdringlichen Freemium-Angebote. Es gibt zunehmend Unternehmen mit cleveren Ideen, die auf deutlich mutigere, innovationshungrige Investoren treffen. Eine erfreuliche Entwicklung.
(Jürgen Vielmeier, Screenshot: MyTaxi)