Neben besonders wabbeligen Ohrhörerkabeln, die sich gefühlt schon beim Eintritt in die Jackentasche verknoten, dem Nachbarn, der ganz offensichtlich sporadisch Löcher in die Wand bohrt, und Hobby-Köchen, die lecker Sonntagsbraten mit Fertigsauce verhunzen, fällt auch Folgendes in die Pappkiste mit Dingen, die ich nie verstehen werde: Ernsthaft noch den Internet Explorer 6 zu benutzen. Und das trifft laut Microsoft immerhin auf jeden vierten (!) IE-Nutzer zu.
Dass sich Seltenst-Surfer, denen der Freund des Neffen von Schwager Bert vor Jahren aus Nettigkeit oder für einen Kasten Bier mal den PC eingerichtet hat, nicht bei jedem ihrer Internetausflüge durch den aufgelaufenen Wust an Technik-News kämpfen, ist klar. Dass sie aber nicht ein einziges Mal irgendwo irgendwann einen Hinweis gesichtet haben, dass ihr Browser absolut veraltet ist, hingegen nicht. Die IE-Väter aus Redmond sehen es ähnlich und haben nun den Internet Explorer 6 Countdown gestartet, der die Welt am Ausmerzprozess des Uralt-Browsers teilhaben lässt.
Das mittlerweile zehn Jahre alte Software-Urgestein ist der Grafik auf der Countdown-Website zufolge aber nicht unbedingt nur ein Überbleibsel aus Schwager Berts Bekanntenkreis. Wie die Daten-Auswerter von Net Applications ermittelt haben, nutzen hierzulande nur noch zwischen 1 und 5 Prozent der Anwender den IE 6 – genauso übrigens in anderen europäischen Ländern, den USA und Australien. In Norwegen und Finnland ist der Marktanteil sogar auf unter 1 Prozent gesunken, während in Indien, Saudi Arabien und insbesondere China (34,5 Prozent) noch sehr viel häufiger mit dem Sicherheitsrisiko gesurft wird. Einen Löwenanteil tragen Arbeitsplatz-Rechner bei.
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Ziel der neuen Website ist es, den Marktanteil weltweit von derzeit 12 auf unter 1 Prozent zu drücken. Warum, führt Roger Capriotti im Windows Team Blog aus: Diese Marke werde mehr Websites und IT-Profis gestatten, den IE6 als Browser mit niedriger Priorität einzustufen, was sich auch in der Arbeit an Updates und Fixes niederschlagen soll.
An Personen, die bislang noch nichts davon mitbekommen haben, dass Microsoft seinen Browser auch schon mit neun Jahre alter Milch verglich, würde der Konzern mit dem Countdown allein wieder weiträumig vorbeikommunizieren. An den Upgrade-resistenten Firmen ebenso. Microsoft spricht daher explizit die Unternehmen an und hat Infos zur Migration auf den Internet Explorer 8 zusammengestellt. Außerdem werden Seitenbesucher dazu angehalten, Aufklärungsarbeit zu leisten und andere zum Wechsel auf aktuellere Browser zu bewegen, was auch direkt per Twitter-Button möglich ist. Weitere Verbreitung der Aktion erhofft sich Microsoft über einen Banner, der sich auf die eigene Website einbinden lässt. CNET, Meebo und MSN haben sich bereits beteiligt. Ich wüsste da auch jemanden, bei dem ich mit Sicherheit den Browser aktualisieren könnte. Und Ihr?
(Saskia Brintrup)