Vor fast genau zwei Jahren, am 15. Januar 2009 verkaufte Robert Basic sein Blog Basic Thinking an serverloft, eine Tochter der intergenia AG. Damit übernahm das Team von Onlinekosten die Redaktion. Seitdem hat sich viel getan – bei Robert wie bei uns. Was wir heute machen, könnt ihr jeden Tag lesen, was Robert macht, war uns nicht so klar. Deswegen haben wir ihn anlässlich des Jubiläums gefragt – und ihm die Chance gegeben, uns ein paar Fragen zu stellen, auf die wir offen antworten wollen. Ein Doppelinterview:
Basic Thinking: Robert, du hast BT vor zwei Jahren an uns verkauft. Seitdem sieht man dich viel auf Twitter und auch immer mal wieder etwas bloggen. Aber was genau machst du? Woran arbeitest du, wovon lebst du?
Robert Basic: Seit dem Verkauf hat sich zunächst grundsätzlich nicht viel geändert, ich blogge mit weniger Speed denn damals. Ich twitter und facebook hin und wieder. Und beschäftige mich nach wie vor mit den Netzentwicklungen, das lässt mich einfach nicht los. Woran ich arbeite und wovon ich lebe? Sicher nicht von dem Verkauf 🙂 Ich baue zur Zeit verstärkt am Brötchenerwerb als Selbständiger, was ich zu lange habe schleifen lassen. Zum einen kooperiere ich verstärkt mit einer Agentur, die sich im den Aufbau von Persönlichkeitsmarken kümmert. Was im digitalen Umfeld eine echte Herausforderung darstellt. Zum anderen bündele ich im Moment meine Tätigkeiten als Blogger, um die eklatante Brücke zwischen Bloggern und Unternehmen zu schließen. Das richtet sich sowohl an Blogger wie auch Unternehmen, im Sinne einer Dienstleitung. An sich mache ich das schon seit jeher, nur eben so gut wie nie kolportiert und gezielt zusammengefasst über ein strukturierteres Marktangebot.
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Die Frage hörst du sicher nicht gerne, weil oft gestellt: Aber was ist mit Buzzriders? Du planst daran seit anderthalb Jahren, was im Webzirkus eine Ewigkeit ist. Kommt das noch? Oder gemeiner gefragt: Ist es noch notwendig, dass es kommt? 😉
Was ich bisher an Entwicklungen im lokalen Netzsegment gesehen habe, gibt mir im Großen und Ganzen recht, dass sich hier noch viel tun wird und von daher Buzzriders nach wie vor auf fruchtbaren Boden fällt. Sprich, die Grundidee war richtig, wenn auch viele meinten „lokal ist unnütz“ und noch weitaus mehr Fragezeichen auf der Stirn hatten. Wir sehen im Digital-Lokalen bloße Anfänge, die noch lange nicht fertig entwickelt sind. Egal, ob wir Facebook Places, Google Places, Foursquare, Groupon und dergleichen betrachten. Ich selbst verfolge Buzzriders nach wie vor, es ist zwar ruhig geworden. Das letzte Jahr war privat sehr turbulent, so dass ich nicht mit 100% an Buzzriders arbeiten konnte. Nachdem diese Phase durch ist, ich zudem beruflich wieder die Beine in die Hand nehmen kann, wird parallel das Buzzriders-Projekt greifbarer. Trotz aller Unkenrufe, die meinen, ein „Startup“ müsse aus dem Boden gestampft und mit Speed auf den Markt gebracht werden. Man sollte meine Persistenz und Sturköpfigkeit nicht unterschätzen, sich einmal etwas in den Kopf Gesetztes durchzuziehen, egal wie lange es dauert. Dass es eben dann nicht so glatt und flüssig aussieht, nehme ich mit einem südländischen Schulterzucken hin.
Wie hat sich die deutsche Blogosphäre seit deinem Abschied von BT verändert? Wie ist Bloggen heute im Vergleich zu früher?
Das Bloggen ist heute mehr denn je vernetzter geworden. Blogs sind nicht mehr die dominierenden Verbreitungsstellen im digitalen Umfeld wie sie es von ihrer Entwicklung her zwischen 2002 bis 2008 waren. Über Plattformen wie Twitter und Facebook fließen Informationen extrem schnell. Doch Blogs waren und bleiben extrem gute Produzenten von persönlich gefärbten Informationen. Denen diese zunehmende Vernetzung auf sozialen Alternativplattformen extrem gut getan hat. Heute ist es leichter denn je sein Blog im Netz zu platzieren. Einige Träume und Hoffnungen von Bloggern sind bei dieser Entwicklung geplatzt, sie haben sich in Deutschland nicht zu einem Massenphänomen entwickelt. Das haben andere Angebote einfacher gelöst, Menschen einen Platz im Netz zu geben, ihnen eine Stimme zu verleihen, ihnen ein Gesicht zu geben. Das ist einerseits gut für Blogger, besser zu verstehen, was ihr Blog kann und nicht kann, andererseits hat der zunehmende Reifegrad von Blogs in meinen Augen zu einem intensiveren Informationsaustausch geführt (oft als bessere Themenauswahl im Sinne von Qualität kolportiert).
Ab hier der Rollentausch: Robert fragt uns
Wir waren sicher, dass Robert sicher auch Fragen an uns hat. Deswegen haben wir ihm die Chance gegeben, uns Fragen zu stellen und wollen hiermit darauf antworten.
Robert Basic: Könnt Ihr die Entwicklung und Eure Erfahrungen nach dem Kauf des Blogs zusammenfassen? Wäre klasse, wenn Ihr das recht ausführlich machen könntet.
Basic Thinking: Nach dem Kauf gab es eine kurze Phase, in der wir unseren redaktionellen Schwerpunkt finden mussten. Wir waren nicht du und konnten deswegen nicht genauso weitermachen als wären wir Robert Basic. Wir haben uns dann auf Social Media und Gadgets spezialisiert und damit eine Nische besetzt, die es in der Form auf dem deutschen Markt noch nicht gab. Die Leser- und Besucherzahlen gingen kontinuierlich nach oben. Wenn man zum Beispiel vergleicht, hattest du, Robert, in den letzten zehn Wochen deiner Aktivität für BT (KW 40-49, 2008) wöchentlich im Schnitt 49.040 eindeutige Besucher (Unique Visitors, UVs) und 68.787 Seitenabrufe (PIs). Wir hatten im vergleichbaren Zeitraum zum Jahresende 2010 (KW 40-49) 70.859 UVs und 93.005 PIs durchschnittlich pro Woche. Das sind 44 Prozent bzw. 35 Prozent mehr. Unser höchster Zehn-Wochen-Schnitt war Anfang 2010, als Basic Thinking noch ein Mehrautorenblog war. Die Erfahrungen in der Redaktion seit dem Kauf waren natürlich einmalig, auch dank deiner Vorarbeit. Wir haben guten Kontakt zu Anbietern und anderen Medien, wir werden häufig eingeladen, zuletzt etwa von Intel nach Las Vegas oder von Lufthansa zum Flynet-Start nach New York. Man kann aber auch sagen, dass gerade die Unternehmen ihre Einstellung zu Blogs klar geändert haben. Wir sind in den Fokus gerückt und heute eins der relevantesten Blogs in Deutschland. Das ist ein gemeinsamer Verdienst von dir uns uns in den vergangenen Jahren.
Würdet Ihr sagen, dass sich für Euch Basic Thinking insbesonders ökonomisch gesehen gelohnt hat?
Das würden wir gerne zusammenfassen mit deiner nächsten Frage:
Es gab recht viele Personaländerungen auf Basic Thinking. Ist das auf eine übliche Fluktuation zurückzuführen und wie kommt Ihr mit dem Personalkarussell klar? Gerade im Hinblick auf die publizistische Tätigkeit?
Hier müssen wir ganz ehrlich sein: Die Investition in zwei feste Redakteure hat sich PI-technisch definitiv gelohnt, aber finanziell eher weniger. Wir gehen deswegen jetzt zurück zu den Basics und zu einem Redakteur. Die Arbeit mit Basic Thinking war für uns von Anfang an ein Spagat. Wir haben versucht, guten Content zu liefern, mussten aber gleichzeitig auch immer die Kosten im Auge behalten. Sicher ist der Job auch manchmal anstrengend und undankbar. Wir müssen damit leben, dass die Leser dir hinterher trauern und praktisch täglich einer nach dem Motto kommentiert: „Ihr seid ja gar nicht Robert, und früher war hier alles besser.“ Klar wäre uns ein Mehrautorenblog lieber, bei dem ein Haufen Top-Technikredakteure in mehreren Schichten eigenrecherchierte Beiträge schreibt oder zu Veranstaltungen um die Welt jettet. Aber das wäre für uns nicht zu finanzieren.
Im Rahmen der RSS-Kürzung gab es zahlreiche Diskussionen. Ihr hattet damit etwas verfolgt, nämlich mehr Leser auf dem Blog zu erreichen. Ist der Plan aufgegangen?
Ja, der Plan ist aufgegangen. Wir hätten nie mit solch einem enormen Echo gerechnet, welches sogar zu mehr Abonnenten und – wie gewünscht – zu mehr Lesern geführt hat. Wir können verstehen, dass einige Leser damit unzufrieden sind, nicht mehr den ganzen Feed in ihrem RSS-Reader lesen zu können, aber wir mussten ein wenig an die Vermarktung denken. Es geht nicht immer so, wie man gerne möchte. Leider. Die ganze Sache zeigt, wo das deutsche Web derzeit steht: Man muss Kompromisse eingehen. Das klappt aber meistens ganz gut: Unsere Sponsored Posts etwa werden von den Lesern im Allgemeinen gut angenommen. Bei uns gibt es nach wie vor wenig Werbung und auch keine nervige Layer-Werbung wie bei vielen anderen.
Caschy hatte auf seinem Blog Stadt Bremerhaven erst kürzlich eine Kritik über Euer Blog veröffentlicht, was sagt Ihr zu den Kritiken?
Der Beitrag erschien auf Caschys Blog, war aber ein Gastbeitrag von Casi von zweipunktnull.org, der zuvor mehrmals in der Woche für uns Beiträge geschrieben hat. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist er damals bei uns ausgeschieden, weil er nicht mehr mit der gleichen Freude gebloggt hat wie auf seinem eigenen Blog. Casi war zum Schluss unzufrieden bei uns, was wohl der Anlass seines Beitrags war – das muss man akzeptieren. Vielleicht hat es ihm nicht gefallen, wie es weiterging, genau wissen wir es nicht. Letztendlich ist es bei uns wie bei jedem anderen Unternehmen auch: Man kann es nicht verhindern, dass einzelne Mitarbeiter unzufrieden sind. Bei der Redaktion von Onlinekosten, die hinter Basic Thinking steht, liegt die Fluktuation dafür über Jahre hinweg nahezu bei null.
Wie wird es weiter gehen?
Der schon etwas länger angekündigt Relaunch wird dieses Jahr tatsächlich auch umgesetzt, wir diskutieren aktuell intern schon verschiedene Vorschläge. Wie bereits gesagt, gehen wir zurück zum 1-Mann-Blog und die Idee ist, mehr eigenrecherchierte Beiträge zu veröffentlichen, damit wir uns wieder mehr von anderen Techblogs unterscheiden. Natürlich werden wir weiterhin Nachrichten über Social Media und Gadgets veröffentlichen, aber nie ohne eigene Meinung oder eine Bewertung des Themas.
(Hayo Lücke, Jürgen Vielmeier)