Das beliebte Blog Nerdcore.de von René Walter ist seit heute Vormittag offline und derzeit nur über eine Ausweichadresse zu erreichen. Als neuer Inhaber der Domain ist bei der Denic die Euroweb Internet GmbH eingetragen. Genaueres ist bislang nicht bekannt. Peter von blog.rebellen.info hat Walter für ein Kurzinterview herangezogen. Darin orakelt Walter:
Ich wurde im Sommer letzten Jahres von Euroweb abgemahnt weil ich sie als die Arschgeigen bezeichnet habe, die sie sind. Und ich hab mich um die Abmahnung nicht gekümmert. Dafür zahle ich jetzt die Rechnung.
Er gibt sich im Folgenden ausgesprochen siegessicher:
pEtEr: Wie geht es weiter? Wird es ein Gemetzel biblischen Ausmaßes?
René: Ja. Euroweb ist danach nur noch Geschnetzeltes.
Laut seinen aktuellen Tweets freut sich Walter auf eine kommende Auseinandersetzung mit dem Düsseldorfer Webhoster und geht davon aus, den Kampf zu gewinnen. Wir haben Euroweb-Pressesprecher André Nagel um eine Stellungnahme gebeten. Die steht noch aus; Nagel versprach uns aber, dass sich die Geschäftsführung bei mir melden werde. Auch soll es in Kürze auf Nerdcore.de (!) eine Erklärung des Sachverhalts geben. Dann wohl verfasst von Euroweb. Wir sind gespannt. Denn was die genauen Gründe für die Abschaltung und den Zeitpunkt dafür sind, verraten bisher weder Walter noch Euroweb. Auch, wie Euroweb in den Besitz der Domain kam, ist derzeit nicht klar.
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Update: Netzpolitik hat mit René von Nerdcore telefoniert. Demnach wurde der Domainname von Euroweb gepfändet, nachdem René nicht auf eine Abmahnung der Firma reagiert hat. Das scheint rechtens zu sein.
2. Update: Wie die FAZ schreibt, gab es zusätzlich zur Abmahnung offenbar auch noch ein Urteil vom Landgericht Berlin, das Walter nicht beachtet hat. Den Prozess gewann Euroweb. Da Walter als Unterlegener die Gerichtskosten nicht zahlte, wie es üblich ist, blieb Euroweb auf den Kosten sitzen und leitete eine Zwangsvollstreckung gegen ihn ein. Im Zuge dessen wurde die Domain Nerdcore.de am Montag gepfändet. Laut der Facebook-Seite von Euroweb seien auf Nerdcore.de erste Informationen zum Vorfall veröffentlicht worden. Bisher ist das aber nicht der Fall.
Euroweb hat sich auf unsere Bitte um eine Stellungnahme nicht mehr gemeldet, was wir bedauern, weil wir beiden Seiten die Chance auf eine Klärung der Sachlage geben wollten. Weil wir in der Vergangenheit bereits mit Rechtsvertretern von Euroweb zu tun hatten, halten wir uns in diesem Falle mit einer klaren Stellungnahme zurück und wünschen René Walter viel Erfolg!
3. Update: Netzpolitik hat eine Stellungnahme von Euroweb erhalten und außerdem den Text veröffentlicht, den Euroweb auf Nerdcoreblog.de veröffentlichen will. Demnach will Euroweb das Blog auf eBay versteigern lassen:
Schön, dass Sie vorbei schauen!
Das Blog nerdcore.de ist nun nicht mehr erreichbar. Nachdem die Kosten eines gegen Euroweb verlorenen Prozesses durch den Kostenschuldner nicht innerhalb angemessener Frist erstattet wurden, hat Euroweb statt der Kosten nunmehr die Domain nerdcore rechtmäßig im Rahmen der Zwangsvollstreckung übertragen bekommen.
In Kürze werden wir die Rechte an der Domain bei Ebay für einen gemeinnützigen Zweck versteigern. Über den Verlauf und das Ergebnis der Versteigerung halten wir Sie informiert und freuen uns schon auf Ihre Kritik!
Der Erlös aus der Versteigerung wird zu gleichen Teilen gespendet an:
* Wikipedia
* Freischreiber eV
Ein Schritt, den ich nicht verstehen kann. Man hätte das auch diplomatischer lösen können, egal ob man nun vor Gericht Recht bekommen hat oder nicht. Aber einen der beliebtesten deutschen Blogs zu schließen und zu verkaufen, wo jemand über Jahre hinweg viel Blut und Schweiß reingesteckt hat und das damit zu begründen, man würde das Geld wohltätigen Organisationen spenden, ist meiner Meinung nach schlechter Stil.
3. Update: Doch noch ein Rückruf von Euroweb-Chef Christoph Preuß, in dem er mir erklärt, dass man im vergangenen Jahr zunächst versucht habe, Walter zu kontaktieren, um zu erreichen, dass er seine Äußerungen über Euroweb zurücknimmt. Erst als er das daraufhin nicht tat, habe man rechtliche Schritte eingeleitet. „Wenn jemand meinem Unternehmen schadet, ist es meine Politik dabei notfalls auch vor Gericht zu gehen.“ Auf meine Frage, ob man die Aussagen von Walter nicht einfach hätte abperlen lassen können, antwortete Preuß, dass auch Blogger die Konsequenzen ihrer Äußerungen tragen müssten. Gerade in diesem Fall ging es um „Äußerungen, die ein Journalist sich niemals trauen würde zu schreiben.“ Der Richter habe das genauso gesehen.
Ich danke Preuß für die Klärung der Sachlage, bin aber nach wie vor der Meinung dass die Schließung des Blogs und die Versteigerung der Domain zu weit geht.
(Jürgen Vielmeier)