Vor einigen Tagen machte die Meldung die Runde, dass der bereits seit einer ganzen Weile strauchelnde Internet-Veteran Yahoo vier Prozent seiner Belegschaft auf die Straße setzen würde. In einer Stellungnahme dazu hieß es: „Die heutige Personalentscheidung ist Teil einer anhaltenden Strategie, Yahoo bestmöglich für einen künftigen Ertragswachstum und eine Steigerung der Marge zu positionieren.“ Was bis dahin offenbar niemand ahnte, wurde gestern bekannt und kann dem internen Yahoo-Slide entnommen werden, das ich für euch als Teaser-Bild eingefügt habe.
Um die gesteckten Ziele zu erreichen, sollen demnach einige von dem Konzern betriebene Angebote mit anderen verschmelzen (mittlere Spalte), weitere sollen ausgebaut und mit neuen Features aufgefrischt werden (rechte Spalte) und für einige wenige soll die Sonne zum letzten Mal untergehen, wie Yahoo es so schön euphemistisch ausdrückt. Ja, und davon betroffen ist neben (hierzulande) weniger bekannten oder sich bereits seit geraumer Zeit im Wachkoma befindenden Services wie „MyBlogLog„, „Yahoo Bookmarks„, „Yahoo Picks“ oder „Alta Vista“ auch „Delicious„. Wie John Gruber mit Bezug auf einen Yahoo-Insider berichtet, wurde bereits das gesamte Team des erst vor vier Jahren aufgekauften und bis zum heutigen Tag sehr populären Bookmark-Dienstes gefeuert. Die Seite ist zwar am heutigen Freitag noch erreichbar gewesen, All things Digital zufolge soll sie aber definitiv bald vom Netz genommen werden. Womit wir bei einer wichtigen Frage wären: Wie könnt ihr eure Bookmarks sichern und welche Alternativen zu Delicious gibt es im Netz?
Leider gibt es bei dem Bookmark-Dienst keinen Export-Button, wie ihn beispielsweise Facebook anbietet („Lade deine Informationen herunter“ unter dem Menü-Punkt Konto/Kontoeinstellungen). Die gute Nachricht lautet daher, dass es zwar trotzdem möglich, aber etwas umständlich ist. Und so funktioniert es: Nach dem Einloggen in euren Account, wählt ihr das Menü „Settings“ und darin die Funktion Export / Backup Bookmarks…
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Anschließend bekommt ihr die Möglichkeit, zusammen mit euren Bookmarks auch eure Tags und Notizen zu exportieren:
Diese werden euch allerdings leider nicht in eurem Browser angezeigt, sondern nur in der von Delicious erstellten Export-Datei. Aber immerhin. Nachdem ihr den entsprechenden Button gedrückt habt, erhaltet ihr eine Meldung des von euch benutzten Browsers:
Ihr könnt eure Bookmark-Liste dann entweder direkt in einem Browser-Fenster öffnen oder auf eurem Rechner speichern. Um sie euren Favoriten beim Internet Explorer hinzuzufügen, müsst ihr dann noch Folgendes tun (eine Erklärung zu Google Chrome und Firefox findet ihr bei Lifehacker): Klickt auf den Menü-Punkt „Datei“ und wählt den Unterpunkt „Importieren und Exportieren“ an. Euch werden dann drei unterschiedliche Optionen angeboten, von denen ihr „Aus Datei importieren“ auswählt:
Beim hierauf erscheinenden Dialogfenster wählt ihr „Favoriten“ aus und importiert die zuvor heruntergeladene Delicious-Datei:
Abschließend wählt ihr den Ordner, in den ihr eure Bookmarks exportieren möchtet und dann seid ihr durch mit dem Thema.
Um nun noch die zweite, oben gestellte Frage zu beantworten: Im Netz gibt es eine ganze Menge mehr oder weniger guter Alternativen zu Delicious. Die Kollegen von Search Engine Land haben sich die Mühe gemacht, zehn der bekannteren in einer Liste zusammenzufassen:
1. Blinklist
2. Connotea
3. Diigo
4. Evernote
5. Faves.com
6. Google Bookmarks
7. Histori.us
8. Instapaper
9. Pinboard
10. Zootool
Wenn ihr eine kurze Beschreibung der Services haben möchte, bitte ich euch, den oben verlinkten Artikel der Kollegen zu lesen.
Last but not least bleibt noch die Frage nach den Gründen für Yahoo, Delicious (und die anderen Angebote) dichtzumachen. Man könnte sagen, dass sich mit ihnen kein Geld verdienen ließ und die Entscheidung des Konzerns damit aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet sicherlich nachvollziehbar ist. Dem könnte man aber wiederum entgegenstellen, dass die Entscheider bei dem Internet-Riesen vielleicht einfach nur nicht wussten, wie sie die Sache richtig anpacken müssen, um sie erfolgreich zu machen.
Fakt dürfte sein, dass Bookmarking-Dienste seit dem Aufstieg von Facebook, Twitter und Co. dem Niedergang geweiht sind. Mein sehr geschätzter Basic Thinking-Ex-Kollege André hat sich zu diesem Thema sehr erschöpfend in seinem Artikel „Steht das Social Bookmarking vor dem Aus?“ ausgelassen und auch ich habe es im Zusammenhang mit dem Relaunch von Mister Wong tangiert.
Dem muss man allerdings entgegen halten, dass Yahoo in den vergangenen Jahren zu einer Geldverbrennungsanlage avanciert ist. Erinnert sei exemplarisch nur an die beiden schweinemäßig teuren und völlig ohne Wirkung verpufften „It’s You!„- und Anti-Google-Kampagnen. Und auch die strategischen Entscheidungen waren mehr als unglücklich. Stellt sich also die Frage, ob Delicious unter einer anderen Konzernführung zu einem gewinnbringenden Angebot hätte umgeformt werden können.
Als Randnotiz sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass die öffentliche Kritik an Yahoo-Chefin Carol Bartz immer stärker wird und ihr offenbar nicht mehr sehr viel Zeit bleibt, um unter Beweis zu stellen, dass ihre Strategie richtig ist und sie den Konzern wieder auf Spur und in die Gewinnzone bringen kann.
(Marek Hoffmann)