Auf dem Public Policy Blog ist aktuell zu lesen, dass Google fortan stärker gegen Copyright-Verletzung im Internet vorgehen möchte. Ein Schelm, der hinter diesem Schritt in erster Linie einen Schmusekurs in Richtung Medienbranche sieht, die über die Zukunft von Google TV entscheiden könnte. Und vielleicht auch den Richtern als positives Signal dienen soll, die über die Berufung im Fall Viacom vs YouTube zu entscheiden haben. Dazu aber gleich mehr, werfen wir erst einmal einen kurzen Blick auf die neuen Anti-Piracy-Maßnahmen aus Mountain View.
Da wäre zum einen eine verkürzte Reaktionszeit bei Beschwerden – sowohl derer von geprellten Rechteinhabern als auch zu unrecht beschuldigter User. Künftig will der Suchriese innerhalb von 24 Stunden reagieren, wenn ein Verstoß gegen den sogenannten Digital Millennium Copyright Act, ein Gesetz zum Schutz von Copyrights, gemeldet wird. Und auch, wenn dieser fälschlicherweise erfolgt ist. Erinnert sei an dieser Stelle exemplarisch an den Vorfall mit mehreren Musikblogs auf Googles Blog-Hostingdienst Blogger, die vom Netz geklemmt wurden, ohne gegen irgendein Urheberrecht verstoßen zu haben. Wenig erstaunlich, dass dieser Dienst und die Websuche auch zu Googles ersten Angeboten gehören, bei denen die schärfere Gangart greifen soll.
Und YouTube? An die Video-Plattform dürften doch die meisten von uns zu allererst denken, wenn von Google und Copyright-Verletzungen die Rede ist. Im Blogeintrag wird YouTube in dem Kontext mit keinem Wort erwähnt. Allerdings hielt der Suchgigant flankierend zu der Veröffentlichung seiner neuen Maßnahmen auch eine Telefonkonferenz ab. Und bei dieser teilte Simon Morrison, bei Google für Copyright-Angelegenheiten zuständig, den Journalisten mit: „YouTube betrifft diese Ankündigung nicht. Es handelt sich dabei um einen eigenen, speziellen Fall: Wir entfernen bereits Urheberrecht verletzendes Material innerhalb weniger Stunden. Und wir verfügen über das Content ID System, das sehr erfolgreich funktioniert… Wir haben mehr als 30 Millionen US-Dollar und zehntausende Arbeitsstunden in die Entwicklung von Content ID investiert.“ Okay, sieht also so aus, als sehe man in Mountain View keinen zusätzlichen Bedarf, im Vorfeld des für Freitag zu erwartenden Berufungsantrag von Seiten Viacoms mit weiteren, proaktiven Maßnahmen gegen Urheberrechtsverletzungen für die eigene Unschuld zu werben.
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Kommen wir also zum nächsten Punkt. Google wird ein wenig an dem Mechanismus für die automatische Vervollständigung feilen, die dem User bei der Eingabe eines Suchbegriffs Vorschläge in einem Drop-Down-Menü präsentiert. Auch in diesem Zusammenhang gab es in der Vergangenheit bereits den einen oder anderen Lacher oder kleineren Aufreger. Zumindest wenn es um urheberrechtlich geschützten Content geht, will sich der Suchmaschinen-Betreiber künftig keine Blöße mehr geben. Und so wird man sich bemühen, keine Vorschläge mehr anzuzeigen, die das Finden von besagtem Inhalt erleichtern oder gar ermöglichen würden. Noch scheinen die neuen Maßgaben aber nicht zu greifen oder umgesetzt worden zu sein, weder hierzulande
noch in den USA
Auch bei AdSense soll es eine Verbesserung geben. Wer eine Website betreibt, die Copyright-verletztendes Material enthält, darf an dem Werbe-Programm nicht teilnehmen. Das ist bekannt. Neu ist, dass Google künftig in Zusammenarbeit mit den Rechte-Inhabern schwarze Schafe, die geben die AdSense-Regeln verstoßen, ausfindig machen und gegebenenfalls von dem Programm ausschließen will.
Last but not least wird der Suchmaschinen-Betreiber zudem künftig versuchen, legales Material im Netz noch besser zu indexieren und den Usern zur Verfügung zu stellen.
So, und nun meine kurze Einschätzung der Sache: Google reißt sich mit diesen Veränderungen kein Bein aus. Allesamt hätten sie schon längst und ohne großes Aufheben – Blogeintrag, Telefonkonferenz – implementiert worden sein können. Dass es nun aber zu diesem Zeitpunkt und in dieser Form passiert, ist in meinen Augen (auch) ein Resultat aus dem negativen Feedback, das Google mit seinem Internet-TV-Angebot von den Medien-Riesen erhalten hat. Erinnern wir uns kurz, welche Maßnahmen sich ABC, NBC & Co. von Google erbeten haben: „Die Sender sollen einer anonymen Quelle zufolge deshalb mit der Bitte an den Suchriesen herangetreten sein, bei Suchanfragen in Google TV jene Ergebnisse herauszufiltern, die von Piratenseiten stammen“. Es scheint, als signalisiere der Suchgigant auf diese Weise nun eine leise Kooperationsbereitschaft. Aber da kann man natürlich auch anderer Auffassung sein…
(Marek Hoffmann / Foto: Flickr – Fotograf: Carlos Luna)