Die meisten von euch dürften es schon gelesen haben – immerhin hatten es selbst Spiegel-Online heute Morgen als Aufmacher: Google hat hierzulande im Rahmen seines Street View-Programms 244.237 Lösch-Anträge von besorgten Immobilienbewohnern und -besitzern erhalten. Wie auf dem Blog des Suchgiganten zu lesen ist, gibt es in den 20 Städten, in denen Street View bald verfügbar sein soll, 8.458.084 Haushalte. Somit entfallen auf die Gegner des Services in Relation gesetzt 2,89 Prozent. Geht man davon aus, dass Google für die Protestler faktisch auf jedem möglichen Kontaktweg erreichbar war, sollte man meinen, dass ein jeder von ihnen einen entsprechenden Antrag eingereicht hat. So. Und nun lässt sich vortrefflich streiten.
Nämlich darüber, ob die Zahl nun hoch oder gering ausgefallen ist, die Gegner oder die Befürworter des Projekts „Recht“ hatten und als Sieger vom Platz gehen. Und zwar, weil die einen behauptet haben, dass sich ganz doll viele gegen Street View aussprechen werden. Oder eben die anderen, weil sie meinten, dass die meisten nur von den Medien aufgescheuchte, von der Panik erfasste, im Zweifel ahnungs- oder meinungslose Mitbürger, Mitläufer oder gar Trittbrettfahrer sind, die in typisch deutscher Manier rumstänkern, letztlich aber nichts unternehmen. Und am Ende doch heimlich alle Googles Services nutzen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt unbeliebt mache: Ich gehöre zur letztgenannten Gruppe und sehe mich in dem Ergebnis bestätigt.
Meine Argumente habe ich in den verschiedenen Artikeln zum Thema bereits ausführlich dargelegt und werde sie an dieser Stelle nicht wiederholen. Wer anderer Meinung ist, kann diese gern in den Kommentaren kundtun.
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Wie im oben verlinkten Spiegel-Artikel erwähnt wird, ist die Zahl nicht nur absolut gesehen niedrig, sondern auch niedriger als manche Umfragen erwarten ließen. So sollen laut einer Emnid-Erhebung im Auftrag der „Bild am Sonntag“ über die Hälfte der Deutschen gegen eine Abbildung ihres Zuhauses bei Street View gewesen sein (Frauen waren dabei deutlich besorgter als Männer). Fairerweise muss man an dieser Stelle hinzufügen, dass dabei offenbar Menschen in ganz Deutschland befragt wurde – nicht nur in den „betroffenen“ Gebieten. Die Quote könnte als durchaus noch erreicht werden, wenngleich das momentan etwas illusorisch anmutet. Wie dem auch sei…
Unsere oberster Datenschützer Johannes Casper deutet die knapp drei Prozent jedenfalls als deutliches Zeichen und bemerkenswert hoch. Auf Tagesschau.de wird er mit den Worten zitiert: „Ich bin nicht davon ausgegangen, dass es doch so viele sind“, so Casper, und fügt hinzu, dass die Zahl von Google kleingeredet werde. Rechnete man nämlich die Einsprüche in den 20 Städten bundesweit hoch, ergäbe das über eine Million Einsprüche. So kann man das natürlich auch sehen.
Apropos auch so sehen: Das Nachrichtenmagazin zitiert auch das Verbraucherschutzministerium, das die Zahl ebenfalls als hoch erachtet. Dort hofft man nun darauf, dass „Google sämtliche Widersprüche zuverlässig umsetzt und die betroffenen Häuser und Grundstücke vor der Freischaltung im Internet unkenntlich macht“. Das zu gewährleisten, ist der Suchriese offenbar bemüht. Auf dem Blog ist zu lesen, dass ein großer Aufwand betrieben wird, um die Anträge umzusetzen. Offenbar wurden hierzu sogar 2oo neue Mitarbeiter eingestellt.
(Marek Hoffmann)