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Google reduziert Android-Updates – zum Wohle der Plattform und der Entwickler

Aus zwei mach eins: In einem Interview mit dem in Silicon Valley ansässigen Nachrichten-Portal Mercury News offenbarte Googles oberster Chef in Sachen Handy-Betriebssystem, Andy Rubin, dass es künftig wohl weniger Android-Updates pro Jahr geben wird: „Unser Produkt-Zyklus liegt momentan im Prinzip bei zweimal jährlich. Und er wird sich vermutlich bei einmal pro Jahr einpendeln“. Was zunächst wie eine Hiobsbotschaft für die externen Software-Entwickler anmuten könnte, offenbart sich bei näherem Hinsehen beziehungsweise -lesen als genaues Gegenteil, nämlich als für sie gedachte Hilfe und Maßnahme, um das OS zu verbessern.

Wie Rubin nämlich weiter ausführt, gab es seit der Markteinführung im Oktober 2008 (hierzulande auf dem G1 von T-Mobile) innerhalb einer sehr kurzen Zeit ungewöhnlich viele Releases, weil das Betriebssystem vielen Veränderungen unterzogen wurde. Die waren nötig, weil Google Android auf den Markt bringen wollte. Allerdings „befand sich das Produkt, als wir es herausbrachten, nicht in einer 1.0-Version. Vielmehr ähnelte es einer 0.8-Version“. Also machte sich sein Team an die Verbesserungen, die sich eben in mehreren Updates pro Jahr widerspiegelten. Mittlerweile hätte man die Pace aber etwas verringern können und sei bei dem oben erwähnten Rhythmus angekommen. Der anvisierte Zyklus mit einem einzigen Update pro Jahr sei aber das eigentliche Ziel, da sich in der Vergangenheit gezeigt hätte, dass die Entwickler mit so vielen Veränderungen und einer sich ständig in Bewegung befindenden Plattform nicht Schritt halten könnten.

„Ich möchte Entwickler, die unsere Innovationen einsetzen und zu ihrem Vorteil nutzen können. Ich möchte nicht, dass sie vorhersehen müssen“, so Rubin weiter. Aber nicht nur Entwickler profitieren davon, dass sie seltener Optimierung vornehmen müssen. Auch Drittanbieter werden seltener Upgrades fahren müssen. Einzig der User wird sich künftig gegebenenfalls etwas in Geduld üben müssen, bevor er auf die neuesten Features zugreifen kann. Während sie in anderen Bereichen bei einer Reduzierung des Zyklus vermutlich sturmlaufen würden (ich erinnere mich an die Updates, die Microsoft – sehr viel seltener als die Konkurrenz – für seinen E-Mail-Service Hotmail anbietet und welchen Frust das bei den Usern hinterlässt), dürfte Google kaum Protest erwarten. Oder seht ihr das anders?

Zumal ein solcher Update-Zeitraum nicht ungewöhnlich für ein Smartphone-OS ist. Die Konkurrenz aus Cupertino handhabt das genauso, ohne dass ich darüber jemals bewusst auf Kritik gestoßen wäre. Im Frühjahr erfolgt in der Regel dessen Ankündigung respektive Vorstellung, im Sommer ist das Betriebssystem dann – zeitgleich mit einem neuen iPhone-Modell – verfügbar.

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

16 Kommentare

  • Wenn jetzt mit „Froyo“ Version 2.2 von Android erschienen ist, dann können wir die nächste Version nach dieser Ankündigung wohl erst 2011 erwarten. Ist das richtig?

    Ich hoffe das bezieht sich nur auf Major Releases und nicht auf Bugfixs und kleine Erweiterungen. Ein Jahr ist in der schnelllebigen Software-Welt eine Ewigkeit.

  • positiv. gibt den geräteherstellen vllt. die chance einen großteil ihrer flotte up-to-date zu halten und so das versionschaos auf dem markt zu verringern.

  • Also ich werde deswegen nicht in die Luft gehen. Solange kritische Lücken, wenn sie auftauchen, auch zwischendurch geflickt werden habe ich kein Problem damit.
    Und __sk kann ich mich da nur anschließen. Das wäre wirklich begrüßenswert.

  • Als entwickler sicherlich gut, als User natürlich nicht.
    Die Frage ist, ob es überhaupt anders machbar ist.
    Google macht das ja nicht freiwillig, sondern weil sie sehen, dass die Hersteller einfach nicht mit Googles Tempo mithalten können.

    Am besten wäre natürlich, wenn sie den Core so abstrahieren, dass bei neuen Releases die angepassten Oberflächen unberührt bleiben und man als user einfach updaten kann.
    Aber das ist technisch wieder so aufwendig, dass es wohl so einfach der beste weg ist. Ich kann als user+entwickler gut damit leben.

  • „Die pace“…jungs, seid ihr Twitterverblödet oder warum lese ich hier so eine ‚Denglischschei*e‘? Ist ja schön und gut, wenn ihr solche Sachen aus dem Englischen übersetzt aber eine gewisse Liebe zur deutschen Sprache muss doch vorhanden sein.

  • @CM: Mensch, da hattest du mich fast schon so weit, dass ich tatsächlich glauben wollte, ich sei twitterverblödet. Obwohl ich den Dienst momentan so selten wie nie zuvor nutze. Und dann hab ich nochmal nachgeguckt und siehe da: http://de.wiktionary.org/wiki/Tempo Also alles in Ordnung. 🙂

  • @Thu Marlo: 😀 Und dann kommt der nächste, der mir sagt, das sei kein „deutsches“ Wort… 😉

  • @Marek: Tut mir ja leid aber ich habe mit keinem Wort behauptet Du seiest twitterverblödet! Es war eine Nachfrage.

    Und ja, Tempo ist auch nicht ‚deutsch‘ im ursprünglichen Sinne aber durchaus anerkannt. Das schließe ich aus dem verlinkten Beitrag, aus dem hervor geht, dass es sich bei Tempo um ein Substantiv handelt. Wenn Du dort ‚Pace (Substantiv)‘ findest, rege ich mich nicht auf.

    P.S.: Musstest Du allen Ernstes ‚pace‘ im Wörterbuch nachschlagen?

  • Äh…Moment, Pause. Ich verstehe Deine Begründung nicht.
    Klar, beides heißt ‚Geschwindigkeit‘, das weiß ich doch. Nur ist das Fremdwort ‚Tempo‘ schon eingedeutscht und ‚pace‘ eben nicht. Da gibt es ja schon tolle Neologismen wie ‚Tempomat‘ aber etwas wie ‚Paceomat‘ habe ich noch nicht gehört.

    Es geht mir lediglich darum, dass nicht einfach Englisch und Deutsch gemixt wird.
    Folgendes Video zeigt, was ich meine:

  • Donnerwetter, da machst Du mich heute zum zweiten Mal klüger 🙂

    Naja, dann muss ich mich abfinden, dass es Wörter offiziell im Sprachgebrauch gibt, die dennoch merkwürdig klingen. Googeln ist ja an und für sich auch so ein ‚komisches‘ Wort.