Es ist verdammt schade, wenn gute Ideen immer wieder an demselben Grund scheitern: an Geldmangel. Vor rund vier Jahren war die gemeinnützige Organisation One Laptop per Child (OLPC) an den Start gegangen, um die Bildungssysteme der Entwicklungsländer zu revolutionieren. Der Anspruch lautete, jedem der zwei Milliarden Kinder, die in armen Verhältnissen leben, ein eigenes Notebook zu verschaffen. Aus dem ambitionierten Plan ist allerdings bis heute nichts geworden…
Im Mittelpunkt der Bemühungen steht der OLPC XO, ein robuster Laptop, der mit WLAN, Kamera, SD-Kartenleser und 7,5 Zoll-Display ausgestattet ist. Die vorinstallierte Software bietet alles, was für einen modernen Schulunterricht benötigt wird, etwa Textverarbeitung, Matheprogramme, Programmiertools, ein Medienplayer – und natürlich auch Spiele. Da das Gerät solarbetrieben ist, ist der Nutzer nicht von konventionellen Energiequellen abhängig. Ein neues, noch energiesparenderes Modell, das die bisherige Akkulaufzeit von bis zu sechs Stunden verlängern soll, wird im kommenden Jahr vorgestellt.
Nicholas Negroponte, der Initiator der Stiftung, legt seit Jahren Wert darauf, den Preis des XO auf unter 100 Dollar zu drücken, um seinen Traum von „One Laptop per Child“ zu realisieren – was jedoch bis heute nicht gelungen ist. Zum einen sind die Hardware-Kosten noch immer zu hoch, zum anderen macht ihm der schwächelnde Dollar einen Strich durch die Rechnung. In der „New York Times“ zog OLPC-Mitarbeiter Matt Keller nun eine erste Bilanz des Projekts – und die liest sich wirklich enttäuschend: Von den geplanten zwei Milliarden Rechnern wurden bislang erst 1,6 Millionen an ihre jungen Nutzer ausgeliefert: 400.000 gingen nach Uruguay, 280.000 nach Peru, 110.000 nach Ruanda und je 15.000 Rechner in die Mongolei und nach Haiti. Was mich dabei persönlich überraschte, ist die Tatsache, dass hier Spenden kaum zum Einsatz kommen. Die Stiftung verkauft den jeweiligen Regierungen die Geräte und da in vielen Entwicklungsländern „Bildung“ nicht ganz oben auf der Politikagenda steht, ist das ernüchternde Ergebnis selbsterklärend: „One Laptop pro Klassenzimmer“, wäre da die passende Bezeichnung für das Vorhaben. „Das größte Hindernis bei der Realisierung des Traumes sind immer noch die Kosten“, klagt Keller.
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Zudem hat es den Anschein, dass andere Branchengrößen die OLPC-Anstrengungen mittlerweile nur noch müde belächeln: Microsoft forschte schon vor Jahren in Indien, wie man mehreren Kindern Zugang zu einem einzigen Computer ermöglichen kann. Lösungsansatz war eine neue Software, die den Gebrauch mehrerer Mäuse ermöglichte: „Wir scherzten manchmal und nannten es One Mouse Per Child“, sagt Ex-Projektleiter Kentaro Toyama heute. Toyama hat mittlerweile die Entwicklerarbeit bei Microsoft aufgegeben und hält nun Vorträge über „technologische Utopien“, wie sie von OLPC verbreitet würden. Technologie sein kein Synonym für Bildung und in vielen Entwicklungsländern gebe es andere Felder, die zuerst in Angriff genommen werden müssten. Ein Computer sei kein Ersatz für einen Lehrer.
Doch die OLPC-Organisation will sich von ihren Plänen nicht abbringen lassen. Derzeit hofiert Keller als Lobbyist das Weiße Haus, um jedes Kind in Afghanistan mit einem Notebook zu versorgen. Die Kosten lägen bei rund 750 Millionen Dollar.
(André Vatter)