Er klingt wie ein Kreis für auserwählte Eliten, dabei hat jeder (zahlende) Mensch die Berechtigung, dem „Last Messages Club“ beizutreten. Die Idee dazu stammt aus England, wo derzeit eine Debatte über den Tod und das Weiterleben des virtuellen Alter Egos entbrannt ist. Ich meine – Recht haben sie ja: Verwaiste Netzwerkprofile bleiben weiter bestehen, erhalten Pinnwandeinträge, werden mit Spam überregnet, erhalten vielleicht automatisierte Geburtstagsglückwünsche. Die Hinterbliebenen könnten für Abhilfe sorgen, allerdings hat auch nicht jede Witwe eine Liste von Anmeldungen des Verstorbenen inklusiver der Passwörter parat.
The „Last Messages Club“ soll es Internetnutzern künftig leichter machen, das digitale Erbe zu verwalten. Dazu können E-Mails hinterlegt werden, die im Todesfall an vordefinierte Adressen geschickt werden. „Sagen Sie ein letztes Mal ‚Auf Wiedersehen‘ oder ‚Danke'“, wirbt der Betreiber, der 63-jährige Simon Gilligan aus Littleport. Auch Glückwünsche lassen sich bis ins unendliche Nachhinein verschicken: „Jetzt ist selbst der Tod keine Entschuldigung mehr, um den eigenen Hochzeitstag zu vergessen“, witzelt die „Sunday Times“ mit bestem schwarzen Humor. Rechtlich bindend sind die Nachrichten nicht, es ist also nicht möglich, ein Testament post mortem zustellen zu lassen. Doch Informationen wie die Zugangsdaten zu Netzwerkprofilen, Kontodaten, Passwörter zu Mail-Accounts – kurz: alles, was Zeitgenossen einst nie in die Finger kriegen durften, lässt sich nun problemlos über den Äther verschicken.
Damit die Nachrichten auch wirklich erst dann an den Adressaten gehen, wenn der Absender das Zeitliche gesegnet hat (an dieser Stelle möchte ich meine Verwunderung über all die vielen Synonyme und Euphemismen zum Thema Tod zum Ausdruck bringen), wurde ein mehrstufiges Absicherungssystem ersonnen: Der Kunde benennt bei Vertragsabschluss eine Vertrauensperson, die den Dienst im Todesfall informieren soll. Der Last Messages Club sendet dann Mails an alle vorher angegebenen Hinterbliebenen und bittet um eine Bestätigung. Sofern mindestens zwei von ihnen ihr Okay geben, ist die Nachricht aus dem Jenseits frei geschaltet. Gleichzeitig wird auch der Verstorbene per SMS über die Aktivierung benachrichtigt – nur zur Vorsicht, vielleicht haben sich die Verwandten ja nur einen Scherz geleistet.
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Was das alles kosten soll? Nun, los geht es mit einem „Free Trial“-Paket zum Hineinschnuppern (?!), dann gibt es eine Silber- (einmalig 52 Euro, jährlich noch einmal 17 Euro) und eine Gold-Mitgliedschaft (einmalig 290 Euro). Zwei Gigabyte Speicher und 100 Mails sind in den Edelmetallpaketen jeweils inklusive. Zahlbar über PayPal.
Das alles klingt unheimlich spooky und morbide. Ein wenig geschmacklos. Kalt. Mechanisch. Unseriös. Aber vielleicht auch langsam notwendig? Wer hat schon Lust, nach dem Tod fleißig weiter spammende Porno-Follower bei Twitter zu sammeln? MySpace löscht nach eigenem Bekunden nie Profilseiten, LinkedIn reagiert nur auf die Anfrage von Hinterbliebenen. Und Facebook schaltet Profile, die längere Zeit nicht benutzt wurden, zögerlich auf „inaktiv“. Ein Dienst wie „Last Messages Club“ könnte eine Lösung zum Problem sein, wie künftig mit den Hinterlassenschaften im Netz verfahren wird. Der Preis wirkt vielleicht ein wenig abschreckend (es galt ja mal die Regel „Nur der Tod kostet nichts… außer dem Leben.“) und nicht viele Leute würden zu Lebzeiten Geld für etwas ausgeben, was erst nach ihrem Tod geliefert wird. Oder doch? Trefft ihr Vorsorge in dieser Hinsicht? Habt ihr andere, bessere Ideen zum Thema? Dann immer her damit.
(André Vatter)