Am Wochenende sorgte Todd Chaffee in informierten Kreisen der Twitter-Gemeinde für Aufregung – und für schlechte Stimmung im Hauptquartier des Dienstes. In einem Interview mit der „New York Times“ stellte der Twitter-Investor (Institutional Venture Partners) öffentliche Überlegungen an, wie denn nun in naher Zukunft Geld mit Twitter zu verdienen sei. Sein Vorschlag: E-Commerce. Da Twitter heute bereits eine der besten Informationsquellen für das Shopping sei, stelle sich die Frage, warum die Leute nicht die Möglichkeit haben, gleich auch auf der Plattform einzukaufen, heißt es da beispielsweise. Unternehmen sollen gegen ein Entgelt Instrumente an die Hand bekommen, um direkt auf den Zug aufspringen zu können.
Das Commerce-basierte Suchmodell lässt sich extrem gut monetarisieren. Wenn jemand fragt: „Welches Laufband soll ich mir kaufen?“ – dann willst du als Laufbandhersteller zur Stelle sein. Da die Leute heute Twitter als Quelle vertrauenswürdiger Kaufempfehlungen von Freunden und Followern ansehen, können wir davon ausgehen, dass Navigations- und Bezahlmodelle für E-Commerce eine Rolle bei den Twitter-Umsätzen spielen werden.
Der Silicon Alley Insider bekam als erster Wind von diesem als erwartet angekündigten Vorstoß und warnte vor den Folgen: Sollte Twitter es seinen Nutzern freistellen, Kaufempfehlungen von Unternehmen – beispielsweise per Direct Message – zu erhalten, sei gegen die Idee grundsätzlich nichts einzuwenden. In dem derzeitigen, Spam-überfluteten Zustand der Plattform würde ein solches pauschales Vorgehen aber nur den Nervfaktor weiter erhöhen. Es sei sicherlich der richtige Weg, Suchanfragen und Produktempfehlungen zusammenzubringen. Doch so etwas ließe sich benutzerfreundlicher in der Twitter-Echtzeitsuche regeln – auch, wenn die heute noch über einen kleinen Marktanteil verfügt.
Soviel zu den Spekulationen – nun zu den Reaktionen: Bei Twitter zeigte man sich über die Auskunftsfreude des Investors reserviert bis wütend. Twitter-Chef Evan Williams sah sich genötigt, eine Richtigstellung an die Medien zu senden. Darin heißt es unter anderem: „Um es deutlich zu sagen: Todd ist ein Twitter-Investor und ein ziemlich kluger und hilfreicher Typ. Doch er ist nicht Mitglied des Vorstands – was er in diesem Artikel betreibt, ist sein privates Brainstorming. Es handelt sich dabei um Ideen, die im Unternehmen alles andere als konkret besprochen werden.“ Ein Dementi also. Dennoch zeigt diese Angelegenheit eines ganz deutlich: die Geldgeber werden ungeduldig. Twitter-Mitgründer Biz Stone hatte zwar jüngst angekündigt, bis zum Jahresende optionale Premiumdienste für Unternehmen einführen zu wollen, doch allem Anschein nach, steigt die Nervosität bei den Investoren dennoch weiter.
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