Vor ein paar Tagen wurde meine Bahnhaltestelle mit neuen Werbeplakaten ausgestattet: „Nicht jeder Verkehrstote hatte einen Unfall“, steht da nun. Ich weiß nicht, ob auch hier Jung von Matt wieder für die Michael Stich-Stiftung kreativ wurde – aber die Anzeige wirkt, zumindest denkt man wieder ein paar Sekunden über das Problem HIV nach.
Szenenwechsel: Der 29-jährige Hendrik Gerhardt hat jüngst in Bielefeld ebenfalls einen Kondom/Aids-Reminder im Alltag entdeckt – dieses Mal allerdings an einer Telefonsäule der Telekom: „Ich mach’s auch ohne!“ Hm. Hmmm. Was hat man davon zu halten? Gerhardt jedenfalls hat seine Schlüsse gezogen: „Das ist ein Aufruf zur Körperverletzung, der sich im Unterbewusstsein festsetzt“, sagte er einem Reporter der „Neuen Westfälischen„. Für ihn ist der Spruch eine Entgleisung sondergleichen, die er nun mit Hilfe einer Anwältin vor den Deutschen Werberat bringen will.
Eigentlich ist der (zugegeben völlig danebene) Spruch nur die halbe Wahrheit, denn nach ein paar Sekunden wird erklärend ergänzt, dass man an diesem Münzfernsprecher tatsächlich auch bargeldlos telefonieren kann. „Das wird aber erst nach dem Erscheinen der nächsten Bildschirmbotschaft klar. Ich fühle mich als Mensch von so einer Botschaft beleidigt“, meint dagegen Gerhardt. Beim Oberbürgermeister will er wegen der Angelegenheit auch schon vorgesprochen haben – leider war dieser aber außer Haus. Für den morgigen Donnerstag hat er eine 1-Mann-Demo („eine kleine Performance“) vor dem Bonner Hauptquartier der Telekom geplant.
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Jetzt kann man diesen Fall aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Man kann fragen: „Wie, bitte schön, setzen in diesen Zeiten die Leute ihre Prioritäten?“ Oder: „Das ist das beste Beispiel für billigstes Marketing auf Kosten aller.“ Oder: „Wer benutzt noch Telefonsäulen?“ Oder auch: „Hä?“
Ich habe eben in Hamburg angerufen und bei den Michael Stich-Leuten einmal nachgefragt, was sie davon halten. Leider zieht das Büro gerade um, weshalb die ganze Aufregung (die T-Säulen werben so eigentlich schon seit über einem Jahr) da oben gänzlich unbekannt ist. Ich hatte ein nettes Gespräch, das recht entspannt lief und von dem ich euch leider (noch) nichts verraten darf, da Herr Stich gerade in Wimbledon weilt. Also haben wir die Diskussion erst einmal für uns. Na? Was meint ihr?
(André Vatter / Bild: Antiteilchen)