So, jetzt einmal etwas Ernstes: Nicht erst seit dem großen Knall bei netzpolitik.org wissen Blogger, dass sie hin und wieder auf dünnem Eis stehen. Viele ihrer Stimmen werden heute gehört, der Einfluss wächst und damit auch die Gefahr, durch unangenehme Statements in der Schusslinie anderer zu stehen – siehe Spähdorn-Affäre.
Im Fahrwasser der Abmahngeschichte tauchten so schnell öffentliche Gedankenspiele über Zusammenschlüsse von Blog-Inhabern auf: „Blogger-Gewerkschaft, Blogger-Fonds oder IG Blog?“ wirft Uwe Ramminger von alles2null als gute Frage in den Raum. Eine Interessengemeinschaft würde Bloggern nicht nur juristischen Beistand bieten, auch (Weiter-)Bildung, gemeinsame Traffic-Messinstrumente und Sponsoren- und Werbepartner-Netzwerke – sogar Krankenversicherungsschutz könnte eine Rolle spielen. Letztendlich würde ein solcher Verbund auch in politischer Hinsicht zum Sprachrohr, das dabei helfen könnte, das Klischee vom Journalismus zweiter Klasse endlich auszuräumen.
Wohlgemerkt: „könnte“. Wie im Beitrag korrekt erwähnt wird, gab es in den USA bereits vor Jahren eine rege Diskussion über eine „Bloggers‘ Guild of America“. Blogger seien dank ihres kumpelhaften Gemeinschaftssinns eigentlich prädestiniert, sich endlich zu organisieren, hieß es damals auf ars technica. Die Associated Press fand deutlichere Worte. Die Szene sei viel zu zersplittert:
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In a world as diverse, vocal and unwieldy as the blogosphere, there’s no consensus about what type of organization is needed and who should be included. Some argue for a free-standing association for activist bloggers while others suggest a guild open to any blogger — from knitting fans to video gamers — that could be created within established labor groups.
Blogger arbeiten zu spontan, sind „anarchisch“ und zu subjektiv, um in die Zwänge einer Institution zu passen, so das Fazit des diffusen Pro-und-Contra-Gesprächs. Binnen kürzester Zeit avancierte die Idee der Schreibergemeinschaft dann auch zur Lachnummer. Technikblogger O’Flaherty hat unter dem Beitrag „A Bloggers Union – WTF are you smoking?“ einen interessanten Fragekatalog aufgestellt, der tatsächlich gute Einwände bringt („Will there be a requirement to be a member of this guild or will it depend on how much you pay to be a member?)“. Gawker schüttelte sich vor Ekel („Jesus Christ. LABOR UNIONS ARE TACTICAL ARRANGEMENTS TO DEAL WITH MANAGEMENT, YOU UNEMPLOYED SADSACKS.“) und Youtube zeigte einen Vorgeschmack von Was-wäre-wenn?
Was nun? Tja, gute Frage. Um zurück zum Fall netzpolitik.org zu kommen: Ich persönlich hätte schon gerne ein wenig Unterstützung in einer Zeit, in der Konzernanwälte mit scharrenden Hufen vor meiner Wohnungstür stehen. In diesen Momenten würde ich gerne den Einzelkämpfer gegen die Gemeinschaft tauschen. Vielleicht nutzt der eine oder andere die Gelegenheit, um sich Gedanken über das Thema zu machen. Und wenn er eine Antwort gefunden hat, schaut er artig bei den Jungs von datenwachschutz.de vorbei, um seine Stimme abzugeben.
(André Vatter)