gestern ging eine Mail von Lifestream an die User raus, ob sie nicht auf meinem Blog auftauchen wollen. Hab dazu mehrere Anfragen bekommen, wie das denn ausschaut, wieso und wo genau. Zunächst, Lifestream gehört mittlerweile zur Construktiv GmbH (wurde von einem argentinischen Programmieren gekauft), die wohl am ehesten über Mr Wong bekannt sein dürften. Es handelt sich dabei um eine CopyCat von Friendfeed, das ja nicht wenige als das Riesending und Nachfolger von Twitter bezeichnen. Friendfeed wird erstens niemals ein Big Thing werden, sondern ein reiner Service wie die Funktion Drucken, Datei-Öffnen und dergleichen, eine zwar wichtige Funktion, aber nicht mehr und nicht weniger,… wenn sie sich weiterhin als reine Aggretoren sehen. Und am Branding von Twitter wird es schon mal gar nicht kratzen. Aber dieser Vergleich nur am Rande.
Zurück zu Lifestream: Vor einigen Wochen riefen mich Kai Tietjen (Chefe) und Christian (PR) an, ob ich nicht ein Banner schalten möchte. Da ich nicht der Meinung bin, dass ein deutscher Friendfeed einfach so vermittelbar ist, was man mit einem „Social Activitiy Aggregator“ (SAA) anstellen kann, fand ich eine Bannervariante fehl am Platz. Es müsste etwas sein, das unmittelbar zeigt, wie es sich anfühlt. Weniger, wie es heißt und dass es einen deutschsprachigen SAA gibt. Nach bisserl Schnackeln haben wir zusammen am Telefon kurzerhand die simple Idee entwickelt, dass man im „Banner/Widget“ die Activitystreams der Nutzer auf dem Blog anzeigen kann. Da nicht jedermann unbedingt seine Aktivitäten beim Basic rausposaunen will, muss man das dem User überlassen. Daher die Mail von Lifestream an die User. Das bedingt zwar nun für mich, dass ich uU User anzeigen werde, deren Aktivitäten ich eher spammig als sonstwas finde, aber ok. Ist akzeptabel angesichts der Möglichkeit, Interessenten zusammenzubringen. Und ich hoffe, dass die Fairness überwiegt, es nicht zum Sammelplatz von SEO-Projekten verkommen zu lassen. Was übrigens nicht heißt, dass ich alle Streams akzeptieren muss, be warned;)
Mehr generelle Gedanken, nachdem ich mir Friendfeed nun lange genug anschauen konnte: Bis dato agieren mir all die Social Networking, Social Commerce, Social News und Social Irgendwas Dienste immer noch viel zu abgeschottet. Und erkennen nicht, wie immens wichtig es ist -in Analogie zur Verkehrsinfrastruktur-, dass es hervorragende Verkehrswege gibt. Reale Wirtschaft ist darauf -auf eine gut ausgebaute Infrastruktur- extrem angewiesen und ich sehe zur digitalen Wirtschaft keinen wesentlichen Unterschied. Schlecht ausgebaute Wege schwächen das Gesamtsystem. Spätestens dann, wenn die Softwaresysteme ein erhebliches Stück leichter zu handhaben sein werden und ein Großteil diese stets bei sich tragen, werden diese Aufgaben zu lösen sein. Durch die Interaktion zwischen realen und virtuellen Datenobjekten werden zwar neue Probleme entstehen. Aber auch komplett neue Lösungen. Alte Denke in „mein Service, meine Kunden, meine Daten“ wird tödlich sein. Der User wird auf die Dienste zurückgreifen, die ihm eine maximale Interaktionsfreiheit mit seinen Daten erlauben. Rein abstrakt und lücknehaft gedacht: Wenn sich demnach drei User im Urlaub treffen werden und einer davon einen Social Networking Dienst nutzt, der sich mit den anderen beiden Diensten der anderen zwei User nicht verträgt, wird er womöglich was tun? Einen geeigneten SAA-Anbieter suchen, um die Dienste zu koppeln, wenn das denn geht? Einen der anderen Social Networking Dienste nutzen? Sich über seinen SN-Provider ärgern? Wenn ihm das noch einige Male passiert, wird eben sein SN als Urlaubs-Konnektor versch… haben. SAAs-Anbieter haben möglicherweise eine gute Chance, all die Social Services miteinander zu verbinden. Eine großartige Chance, wenn man die Karte spielt, aber erst, wenn man diese Möglichkeit auch sieht. Denn, wozu sollte man die User zwingen, ihre Social Dienste zu wechseln, nur weil die untereinander nicht können? Mittels einem SAA kann der User bei seinem Set an Services bleiben. Und kann dennoch oW mit anderen Diensten und Objekten interagieren.
Prinzipieller: Man sollte als User die Möglichkeit haben, seine Aktivitäten wo auch immer hin zu transportieren und das muss so einfach wie nur möglich gehen. Im 2D Web, im 3D Web, im mobilen Bereich. Rein und raus. Egal, in welche Richtung. Das hört sich zwar zunächst als eine weitere Quelle von Datenstriptease an, aber Software und Daten dürfen zwecks Verbesserung der Kommunikations- und Austauschbedürfnisse nicht als Walled Gardens gedacht werden (Mauern zwischen Diensten). Ebensowenig die Kontrollmöglichkeiten der User natürlich, welche Software mit den Daten wo und was macht. Wer sich für das komplexe Thema interessiert: Siehe DataPortability.org oder aber Mr. Topf fragen, der sich als einer der wenigen Deutschen unmittelbar bei dieser Initiative engagiert.
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Im Zuge von Social Networks, aber auch Blogs, Videoseiten usw nutzen wir ja bereits verschiedene Kanäle, unser Leben digital einigermaßen abzubilden, aber die Eroberung des Netzes wird immer auch eine Frage eben dieser Software und Datenschnittstellen bleiben. Limitieren diese die Möglichkeiten, kann man die Eroberungsräume nicht ausdehnen. Geht die SW und das Datenhandling jedoch wieder ein Stück weiter, erweitert man diese Grenzen.
So kann man Social Activity Aggregatoren wie NoseRub, Friendfeed und Lifestream als Schmieröl bezeichnen, um Daten zwischen Diensten und Webseiten auszutauschen, die aber das Datenhandling explizit in die Hände der User übergeben. Natürlich können und werden die originären Datenspeicher (wenn man Dienste wie Xing oder MySpace so bezeichnen mag) auch eigene Aggregationsdienste anbieten, indem sie zunächst standardisierte Datenschnittstellen zB via Open Social schaffen. Aber das hat mit Aggregation zwischen den Diensten nix zu tun. Die zunehmend Nutzung von eigenständigen SAAs wird wiederum möglicherweise dazu führen, dass sich die Diensteanbieter Gedanken machen werden, wie man die Activity Streams gar interaktiv mit den eigenen Funktionen verbinden kann. Ist doch klar, das reine Vorhalten von „habe ein Bild hochgeladen, habe das gebloggt und das getwittert“ nur eine Vorstufe ist. Es geht nicht bloß um die Aggregation. Die nächste Stufe wird sich ganz natürlich mit dem Thema beschäftigen, was man nun mit den Informationen anstellt, statt sie bloß einzusammeln und via Liste dumm an einer Stelle anzuzeigen.
Beispiel? Ein Nutzer von Qype bewertet gerne Restaurants ab zwei Sternen? Den Activity Stream verfüttert man an Google Android und das Handy zeigt, während man in einer fremden Stadt unterwegs ist, den Interessen entsprechend Restaurants ab zwei Sternen auf der Karte an, wo man noch nicht war. Das muss nicht QypeMobile sein, dass kann ein fremder LBS (location based services) Anbieter sein, der eine Android-Applikation stemmt. Qype könnte zwar dediziert mit dem Anbieter zusammenarbeiten, aber dann auch Yelp und und und. Wozu, wenn man Standards schafft? Das ist allerdings so heute einfach nicht möglich, weil man noch viel zu wenig die Daten streamt und damit Ideenpools schafft! Je mehr das aber tun und sich am Straßenbau damit beteiligen, dass die Straßen dann auch ausgelastet werden, entstehen Ideen für bestehende und neue Anbieter, was man nun mit dem Verkehr anstellen kann. Ich weiß, abstrakt. Huch.. philosophisch geworden:)
Wollte ja eigentlich nur zeigen, wie das nächste Woche ungefähr mit dem Lifestream-Ad aussehen wird:
Wird am Artikelende angezeigt, in der Einzelartikelansicht
Disclosure: Werde demnächst Construktiv beraten, wozu auch der Lifestream-Service dazugehört. Das mich nicht daran hindert, es laut auszusprechen, dass reine SAAs in ihrer jetzigen Form noch viel zu wenig aus den Möglichkeiten machen und viel mehr pushen müssen, um sich in andere Software einzuklinken, auch am Desktop, nicht nur online oder mobil. Sonst werden sie Services bleiben, die nur am Rande Nutzer interessieren und auch kaum Nutzen über die reine Aggregation versprechen. SAA sind zZt bleeding edge, eine recht schwache Position. Und eine gedachte Ehe mit APML erscheint mir sinnig. Da eine reine 1:1 Bruttoübermittlung von Aktivitäten bzw. Daten nur ein Baustein ist, die Gewichtung (APML) und daraus resultierenden Möglichkeiten, Datenobjekte im richtigen Kontext anzuzeigen und dafür Sorge zu tragen, dass die Daten zwecks Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Diensten übergeben werden, erst die ganze Power zur Entfaltung bringt.