so hieß eine Session auf dem Barcamp Hannover, die Wolfspelz abhielt. Natürlich war ich neugierig und bin hin, um mir anzuhören, wie man das Kunststück schafft, überhaupt keine Leser zu haben. Nun ja, das hört sich jetzt aber arrogant an, soll jedoch nicht so klingen. Denn schon Mama Google hilft zumindest, dass man wenigstens einige Leser abbekommt, um nicht alleine vor sich hin zu brabbeln. Rein mathematisch gesehen. Gemeint ist wohl aber mit „Lesern“, dass man hin und wieder einen Kommentar abbekommt. Doch trennen wir das eine vom anderen: Leser bekommen und sich über Kommentierende freuen.
Leser finden und finden lassen, wie geht das?
Zunächst die Leser. Wer bisserl sucht, findet wohl ziemlich schnell einige Tipps, wie man im Blogumfeld Leser findet. Genauergesagt, wie Leser zu einem finden. Das mag einigen von Euch doof erscheinen, sich darüber aktiv Gedanken zu machen. Sofort fallen Begriffe wie Trafficgeilheit und SEO-Gedöns. Bullshit! Hey, Ihr könnt nicht erwarten, dass sich ein Blogger mit all dem technischen Zeugs überhaupt auskennt, wenn er loslegt. Meinem Vater müsstest Du alles vom Urknall an erklären, dass er überhaupt die Zusammenhänge versteht, wie das Netz und die Blogosphäre tickt. Sonst tappst man im Dunkeln, und das kann verdammt frusten. Und Blogs sind nun einmal softwaregestütze Kommunikationssysteme mit gewissen Eigenheiten, über die man sich informieren sollte, um zu wissen, wie Kommunikation auf Blogs und zwischen Blogs überhaupt stattfindet. Und welche Tools es gibt, die die Kommunikation unterstützen.
Ich kann zB den Artikel von Michael Wöhrer empfehlen: Wie starte ich ein Blog und mache es bekannt?. Dann den Artikel von Farlion: Wie halte ich meine Blogleser. Ich hatte auch mal einen Artikel geschrieben, der aber technisch veraltet ist teilweise. In diesen Artikeln werden mehr oder minder die wichtigsten Grundlagen erklärt. Das muss man nicht alles von Beginn an verstehen. Macht auch nix. Es reicht schon, wenn man sich nur einige Punkte rauspickt. Dazu kann ich noch diese Tipps anbieten, die kleinen Blog-Sünden. Auch da gilt: Gemach, nicht alles auf einmal, schön step by step. Das Aufzeigen der Blog-Sünden dient ebenso dazu, um es dem Leser einfacher zu machen, sich auf dem Blog heimelig zu fühlen.
Was sind aber die „Key-Points“. Das Wichtigste vom Wichtigsten? Ich begreife Blogs stets als einen vernetzten Dialog. Um das an meinem Beispiel deutlich zu machen: Angefangen habe ich mit meinem Blog als Notes-Blogger. Wtf cares? Niemand? Quatsch. Diejenigen, die auch über Notes bloggen, naheliegendste Antwort. Was jucken mich denn die Oberblogger, Schnürsenkelblogger und Google-Leser? Eben, nüscht. Ich will mich mit Gleichgesinnten austauschen. Also? Im echten Leben gehe ich halt dahin, wo ich weiß, dass sich Notes-Menschen aufhalten. So wie alles, was mit dem Bloggen zu tun, ein Spiegel menschlicher Sozialisierung ist. Man entdeckt nix Neues mit dem Blog. Man simuliert lediglich das Bestehende virtuell. Wenn man das einmal verstanden hat, kann man aus seinem herkömmlichen Real-Life Erfahrungsschatz schöpfen und nach virtuellen Analogien Ausschau halten. Im Virtuellen ist das Vernetzen mit Notes-Interessierten nur ungleich einfacher.
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter:in im Bereich Kommunikation und Social Media (m/w/d) Heidelberg Laureate Forum Foundation in Heidelberg |
||
Security Analyst (m/w/d) für Social Media und Digital Listening Dirk Rossmann GmbH in Burgwedel bei Hannover |
||
Praktikant Marktforschung Consumer Insights & Social Media Monitoring (w/m/d) Ferrero MSC GmbH & Co. KG in Frankfurt/M. |
Hab mir also ein Notes-Blog geschnappt, das ich sowieso kannte und mir angeschaut, was denn in seiner Blogroll steht. Was steht da? Andere Notesblogs. Nix anderes, als wenn man eine Hausarbeit/Studienarbeit erstellt. Man hangelt sich von Zitatverweis zu Zitatverweis. Und schon hat man hunderte von Literaturquellen aufgetan. Analogie? Yep, siehste. Anno 2003 gab es rund 30-60 Notesblogs weltweit. Weiß es nicht mehr genau. Egal. Hab die auch in meine Blogroll geschmissen. Und angefangen zu lesen. Zu Beginn händisch, dann später über RSS/Bloglines, nachdem ich kapiert hatte, was dieses „XML / syndicate this site“/“RS-Button“ hieß, um Zeit zu sparen. Jeden Tag konnte ich aus Dutzenden von Artikeln schöpfen. Schöpfen? Na, Ideen für eigene Artikel. Und vor allen Dingen konnte ich mein Wissen erweitern. Das motiviert und trainiert auch. Motiviert einen, um selber sein eigenes Wissen anderen mitzuteilen. Trainiert, um besser zu werden. Analogie zum Real Life? Ja klar. Da läuft es genauso mit seinen Kollegen, wenn man kein Depp ist, der Wissen schwachsinnigerweise bunkert. Da schrieb zB ein Argentinier was über einen schicken Code. Den habe ich mir geschnappt und erweitert. Und im Alltag plagt man sich ebenso mit Notes, was einem dazu einfällt, was anderen helfen könnte, kam dann auf mein Blog.
Da mit der Zeit die Notesblogger mein Blog kannten, schnappten sich diese wiederum einige meiner Artikel und antworteten dazu auf ihrem Blog. Oder taten das Blog in ihre Blogroll aufnehmen. Ebenso kommentierte ich bei denen, wenn ich was zu sagen hatte, umgekehrt auch. Durch diesen vernetzten Dialog konnte ich mich nicht darüber beklagen, dass ich einen Mangel an Lesern gehabt hätte. Eine ganz natürliche, menschliche Geschichte. In dem Fall eben elektronisch statt persönlich. Lesen, reagieren, kommentieren, verlinken. Mehr ist das nicht mit dem Bloggen. Eine Art von softwaregestützter Simulation menschlichen Verhaltens. So wie ich meine Kollegen im Büro besuche, die mich besuchen, wir gemeinsam essen gehen. Analogie? Ja, schon wieder, Bloggen ist nix anderes. Und das dauert seine Zeit. Wir werden nun einmal nicht Freunde, nur weil du einmal hallo zu mir gesagt hast.
Klar ist, wer nur Bullhsit zu erzählen hat, der wird ignoriert. Nur um Leser der Leser willen zu haben, muss man nicht bloggen. Nur um sich beliebt zu machen, macht das keinen Sinn. Auf Schleimer kann man im Alltag ebenso verzichten. Auf die Idee kam ich nie, nach Lesern künstlich zu grabschen. Denn ich hatte mich für das Thema Notes interessiert, also wozu rumschwarwenzeln? Geben, nehmen. Reden, austauschen. Kennenlernen, respektieren.
Wenn ich natürlich nur vor mich hin gebrabbelt hätte, keine Blogs gelesen hätte, nirgends kommentiert und auf niemanden verlinkt hätte, ja in drei Teufels Namen, woher soll der Argentinier, der Ami, der Brite, der Chinese, der Japaner, der Deutsche, der Belgier, der Spanier, der Südafrikaner und was weiß ich wer von mir erfahren? Ebend. Gar nicht. Dann kann ich auch gegen die Wand reden. Und mein Blog wegen freiwillig gewählter Einsamkeit schließen.
Und niemand, den ich kenne, hat noch nie was von Google gehört. Einfach seine Interessensgebiete eingeben und schauen, ob sich darunter auch ein Blogger findet. Was heute ungleich einfacher geht, wenn man Technorati und die Blogsuche von Google verwendet. Es ist so simpel, man muss es nur nutzen. Und anfangen, miteinader zu reden, nicht mit sich zu reden. Dazu muss man nicht Lotus Notes mögen. Man kann ja auch nach dem suchen, was einen juckt. Ich verwette mein Blog drauf, dass sich zu nahezu allen Themen und Ereignissen was finden wird. Antippen, verlinken, hallo sagen, kommentieren, kein Bullshit verzapfen. Mehr ist dat nicht.
Und natürlich kann ich auch schreiben, dass heute die Sonne aufgeht, ich mich duschen gehe, am Abend die Sonne untergeht. Ob das nun einen Leser catcht? Ich weiß ja nicht. Sprich: Klar muss man sich Gedanken machen, was wohl interessiert. So wie ich im Cafe mein Gegenüber damit langweilen kann: „Hey, cool, heute Abend geht die Sonne unter, wusstest Du das schon?“. Gähn. Wenn der mich nicht kennt, dann hält der mich für plemplem. Beim Bloggen analog ebenso: Warum soll der Leser wiederkommen, nur um zu erfahren, dass die Sonne auch morgen wieder aufgehen und untergehen wird. Ach…
Eine wichtige Message zum Schluss, dann sind wir fertig mit der Frage nach den Lesern. Als Ihr klein und jung gewesen seid, hat Euch Mama und Papa das Wichtigste mit auf den Weg gegeben. Die sog. „Erziehung“, das Gefühl für falsch und richtig. Als ihr älter wurdet, habt ihr angefangen, mit Eurem eigenem Kopf zu denken und zu fühlen. Das ist das, was Eure Person ausmacht. Ihr seid Ihr selbst. Wenn heute also jemand kommt und Euch sagt, dass man nicht die Hand auf den Herd legen soll, wisst Ihr das ja schon, was passiert. Wenns aber alles so einfach wäre. Es ist nicht alles so black or white. Bei vielen Dingen müsst und sollt Ihr ja aus Eurer eigenen Sicht der Dinge entscheiden. Ihr seid erwachsen und verantwortet Euer Leben so, wie es Euch passt. Sprich, wenn Euch jemand beim Bloggen sagt, man trackbackt aber darum und deswegen nicht, Werbung ist böse oder gut, man soll nicht zuviel verlinken, man soll nicht zu wenig kommentieren: Geschissen drauf. Euer Kopf, Eure Entscheidung. Macht das so, wie es Euch genehm ist, nicht was andere Euch erzählen. Nochmals: Übertragt das, was Ihr aus dem Real Life kennt und bloggt nach Eurem Gusto. Mama und Papa beim Bloggen gibts nicht. Ih müsst und sollt das selber ausprobieren, was Euch zusagt und was nicht. Das dauert eben, bis man für sich weiß, wie einem das Bloggen passt. Nicht anders funktioieren wir. Wenn man eben nicht weiß, dass der Herd heiß ist, kann das die Mami noch tausend Mal sagen. Finger drauf, lernen was passiert, verarbeiten. Selbst durch die Tür durchgehen.
Das sage ich deswegen so explizit, weil ich immer wieder auf Blogger stoße, die mich fragen „ob man das denn so und so macht“, was meistens auf Verhaltensfragen abzielt. Mir fällt es schwer, anderen zu sagen, wie sie bloggen sollen, da sie erwachsen sind:) Ich kann immer nur erzählen, wie es im Real Life mit dem Miteinander geht, um dem Gegenüber die Augen zu öffnen und ihm zu zeigen, wo im Netz die Analogien sind. Dann muss derjenige alleine laufen. Was ich von einem Erwachsenen ja erwarte. Und das ist nicht unnormal, denke ich. Es geht und ging nie um die Technik. Das blockiert aber viele, die es „technisch sauber“ lösen wollen. Ich kann aber nicht technisch quatschen. Ich quatsche so, wie ich bin. Life halt. Jedes ist anders.
Next, kommen wir zu den Kommentaren
Nicht selten klagt ein Blogger, das gar nie niemand kommentiert. Ok, nützt nix, wenn man nun mit der mathematischen Regel kommt, dass die Leser-Kommentarquote wohl 1:100 beträgt. Auf 100 Leser kommt ein Kommentar. Wenn man Glück hat. Erwarten kann man das schon mal gar nicht. Warum? Na ja, easy. Ein Leser besucht eben nicht nur Deine Seite, sondern es gibt neben deiner einer noch viele andere Websites. Nicht nur, dass der Leser sein fixes Zeitkontingent hat, dass Du wohl kaum ausweiten wirst, er ist auch verwöhnt. Mit tausenden von Inhalten, er hat alles schon mal gesehen, gelesen, genossen. Auf die eine und die andere Art. Du kannst ihm gerne demnach sagen, dass die Sonne um Punkt 17:45 Uhr untergeht, nur bedeutet ihm das nix. Wenn Du ihm aber erzählst, dass die Sonne nur scheinbar untergeht und sich eben nicht versteckt, würdest Du anno 1500 weltweit vernetzt worden sein, weils eben was Neuartiges ist. Es kann auch sein, dass du ihn auf eine besondere Art und Weise mit deinem ganz persönlichen Stil gefesselt hast. Ihn zum Nachdenken gebracht hast. Klar ist, da wären wir schon wieder im RL, es kommt je nach Thema drauf an, wie du was sagst, nicht nur, was du sagst. Je sachlicher Du jemanden beglücken willst, desto mehr kommts drauf an, dass das Thema neuartig ist. Die x-te Besprechung der Wikipedia ist sagen wir mal lahmarschig. Aber ein Einblick in die Wikipedia, die aufzeigt, wie man einen sachlichen Artikel schreibt, kann ziemlich neu sein, da man das auf Blogs und im Web nicht an jeder Ecke findet. Neue oder seltene Themen sind immer gut. Aber? Kommen wir gleich dazu.
Du kannst natürlich auch schreiben, dass dich die Wikipedia voll ankotzt. Schön. Wenns nur der eine Satz ist, mag das niemanden jucken. Wenn du dabei jedoch aufzeigst, wie du dich fühlst, wie du tickst, kann das spannend und erhellend sein. Je mehr du dabei von deiner Person zeigst, dich öffnest, desto eher nimmst du den Leser mit. Ich kann dir folgen. Wenn du mich nicht folgen lässt, nicht nachempfinden lässt, wie willst du mich dann abholen? Ich werde halt nicht kommentieren.
Sowohl bei einem harten wie auch weichen Topic kommt es immer drauf an, dass du den Leser abholst. Dass der sich wiederfinden kann. „Me too“ heißt das Zauberwort. Schon mal beim ALDI einkaufen gewesen und was erlebt, das wir alle kennen? Her damit. Dann werde ich dir gerne was schreiben als Kommentar. Schon mal im ALDI einkaufen gewesen und das Salz nicht gefunden, den Angestellten gefragt, wo das Salz ist? Gähn. Ach, der war absolut pissed und hat dich angemotzt? Sauber, das nimmt mich doch mit. Ich will auch keinen doofen Verkäufer. Ich war auch schon mal im ALDI, ich kenne diese „Dimension“. Me too. Je weniger ich davon betroffen bin, desto unwahrscheinlicher, dass ich was sagen kann und will. Als Kommentierender.
Momente mal, ein Kommentar war so geil, dass er dich eingefangen, mitgenommen hat? Wieso sagst du dann nix dazu? Zeitnah! Ist bisserl doof, wenn mein Gesprächspartner schweigt. Ja, was hindert dich daran, den Kommentar in einem eigenen Artikel zu verarbeiten? Zu ergänzen? Darauf explizit hinzuweisen? Einer von uns sagt was, wunderbar, wenn du zeigst, dass du das wertschätzt und nicht nur als „1 Unique Visitor“ betrachtest, damit dein Traffic schön hoch ist?
Wie, Du hast einen langen, ausführlichen Artikel geschrieben und kein „Schwanz kommentiert“? Willkommen im Club. Wenn Du eben alles sauber und ausführlich erklärst, wann und wieso diese blöde Sonne untergeht, was soll ich noch dazu sagen? Dass es toll wäre, wenn die Sonne auch mal im Westen aufgeht? Zudem bin ich doch eh müde, nach dem Lesen des langen Artikels. Es tut Dir keinen Abbruch, wenn Du menschlich imperfekt schreibst. Lass doch mal Lücken, wozu musst Du für den Leser alles durchdenken? Der kann doch auch selber denken.
Und ich garantiere Dir, Menschen sind soziale Wesen. Wenn 100 zugleich in die Luft schauen, wirst Du das auch tun. Was das mit dem Bloggen zu tun hat? Na ja, Du solltest ihnen aufzeigen, wo denn diese Luflöcher sind:) Wie man das macht? Nix Neues. Wo sind die meistgelesenen Artikel, wo sind die meistkommentierten Artikel? Wo wurde zuletzt kommentiert? Wo soll er denn lesen? Alles Punkte, bei denen man Wegweiser einbauen kann. Bei mir war es schon immer die Anzeige der letzten Kommentare in der Sidebar. Hatte noch nie geschadet. Menschen gehen dahin, wo die anderen rumstehen. Meistens.
Also, genug geschwurbelt. Nimm mich als Leser mit auf Deiner Gedankenreise, dann holst Du mich ab. Tust Du das nicht, gibts eben keine Kommentare. Versetz Dich in andere, nicht in Dich. Feel the force, Luke:) Zeige einfach, dass Du Dich über Kommentare freust, wertschätze mich. Nicht Dich selbst. Sonst können Dir Kommentare völlig egal sein. Und dat mit dem Kommentieren ist nicht so schwer: Du hast doch gelernt, was einen guten Gastgeber ausmacht? Schwätz mich nicht tot, bis mir das Blut wie bei diesem Artikel aus den Ohren kommt, lass mich doch aus was ergänzen oder sagen.