Dirk hat mich im Rahmen seines Spon-Artikels auch zu Googles AdSense befragt, warum ich AdSense aus dem Blog genommen habe. Der Spon-Artikel Google verprellt Blogger mit Dollar-Trick vermittelt den Eindruck, dass es am schwachen Dollarkurs liegen würde, dass Blogger AdSense uU aufgeben. Das ist aber faktisch falsch, auch haste an einigen Stellen weitere Fehler gemacht, Dirk.
Dröseln wirs mal auf (bei dem Gedankenspielchen lassen wir mal außen vor, dass Google dem AdSense-Publisher nicht 100% der Klickeinnahmen weiterreicht, sondern einen kleinen Teil für sich als Provision einbehält, was irrelevant für die folgende Rechnung ist):
– setzt ein deutschsprachiges Blog AdSense ein, wird dem Blogger jeder Klick (=Einnahme meistens im Cent-Bereich, selten über 1 USD pro Klick) in USD angezeigt, nicht in Euro! Korrigiere, nicht jeder Klick wird einzeln angezeigt, sondern lediglich die kumulierte Tageseinnahme in USD. Nehmen wir mal an, der Dollar:Euro-Kurs sei 1:1 (RL: 1 Euro = ungefähr 1,301,40 USD). Klicken die User pro Tag 100x auf ein AdSense-Banner und die Einnahme pro Klick sei im Schnitt 10 US-Cents, kommt man pro Tag auf 10 USD. Im Monat auf 300 USD. Bei einem 1:1 Kurs wären das 300 Euro. Die bekommt man von Google ausgezahlt, da man die Auszahlungsgrenze von 100 USD überschritten hat.
– nun ändere sich der USD-Kurs, er wird schwächer, sagen wir mal 0.5:1, sprich 1 Euro ist nun nicht mehr 1 USD wert, sondern jetzt 2 USD. Was verdient der Blogger mit seinem deutschsprachigen Blog nun pro Monat? Um im obigen Beispiel zu bleiben, klicken die User weiterhin 100x am Tag auf ein AdSense-Banner. Wenn man zu schnell denkt, kalkuliert man mit 10 USD pro Tag und 300 USD im Monat, in Euro umgerechnet wären das nur noch 150 Euro, statt 300. Richtig? Komplett falsch! Wo kommt das Geld her? Ich nehme stark an, dass ein Großteil der deutschsprachigen Anzeigen seitens deutscher Werbekunden generiert wird. Wie rechnen deutsche Unternehmen ab? In Euro. Und wie bezahlen sie Google? In Euro! Wie wirkt sich demnach eine Kursschwankung des US-Dollars auf die Werbeausgaben aus? Für die deutschen Unternehmen im einfachen Modell gar nicht. Gehen wirs mal durch: der deutsche Unternehmer generiert im AdWords-Programm seine Anzeige. Die er mit 10 Euro-Cent pro Klick auf Googles Suchseiten anzeigen lässt. Und darüber hinaus angibt, dass seine Anzeige auch auf Google fremden, deutschsprachigen Seiten angezeigt wird = Google AdSense! Was kostet ihn dort ein Klick? Richtig! Immer noch 10 Euro-Cent. Was passiert nun, wenn der Dollar schwächer wird? Nix. Der Klick kostete ihn vorher 10 Euro-Cent, jetzt aber ebenso 10 Euro-Cent. Welche Einnahme wird dem Blogger als AdSense-Publisher angezeigt? Bei einem 1:1 Kurs 10 USD Tageseinnahme, bei einem 0.5:1 Kurs sinds dann? 20 USD! Nicht 10 USD. Nicht 5 USD. Sondern schlicht und einfach 20 USD. Im Monat sinds dann 600 USD. Umgerechnet in Euro? Da sind wir wieder bei den 300 Euro Monatseinnahme. Obwohl der Dollar schwächer geworden ist, verdient er genauso wie vorher.
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– Kleiner Sidestep, könnt Ihr überlesen, ist nicht wichtig für die Argumentation, dass man als Blogger wegen USD-Kursschwankungen AdSense eben nicht aufgeben muss, weil sich an den Einnahmen fast nix ändert. Nun existiert bei Googles Werbesystem ein Auktionssystem. Das dafür Sorge trägt, dass nicht jeder Hinz und Kunz mit lediglich 1 Cent überall seine Anzeigen (AdWords und AdSense) einblendet. Bei hart umkämpften Keywords wird seine Anzeige niemals eingeblendet (theoretisch schon, wenn alle Mitwettbewerber ihre Tagesbudgets -das Limit, das man bereit ist, pro Tag auszugeben- aufgebraucht haben, dann kommt er zum Zuge). In einem globalen Umfeld konkurrieren nationale und ausländische Unternehmen auch um deutsche Kunden. Wie rechnet ein US-Unternehmen ab? In USD. Wird der USD-Kurs schwächer, kann es sein, dass ein deutsches Unternehmen einen Vorteil hat. Denn, das deutsche Unternehmen muss immer noch 10 Euro-Cent ausgeben, wenn der USD-Kurs schwächelt, das amerikanische Unternehmen muss jedoch mit 20 US-Cents pro Klick rechnen (Kurs 0.5:1), nicht mehr mit 10 US-Cents (Kurs 1:1). Sollte sich das US-Unternehmen vor Devisenschwankungen auf dem Finanzmarkt nicht abgesichert haben, muss es mehr für seine Werbung in Deutschland ausgeben. Bei eBay-Deutschland ist das aber nicht so wild, da das deutsche Tochterunternehmen bereits über eine solide Einnahmebasis in Euro verfügt. Ein US-Unternehmen, das aber hierzulande seinen Markt erst aufbaut und demnach noch nicht über genügend Euro-Einnahmen verfügt, fährt mit etwas höheren Marktkosten. Je nach Art und Umfang des Geschäfts können Devisenschwankungen zu einem Problem werden, doch wie gesagt, es gibt auch da schon lange Absicherungsmaßnahmen auf dem Finanzmarkt (zB nicht spekulative Devisentermingeschäfte). Es kann aber durchaus denkbar sein, dass Klickpreise wegen schwächelnden Dollarkursen in einer Wettbewerbssituation fallen, wenn deutsche Unternehmen ihre Klickpreise in Euro gegenüber der schwächelnden US-Konkurrenz senken können.
– kommen wir zum Abschluss: Dirk meint, dass Google von dem schwächeren Dollar profitiert, weil die Kunden im Euroland eben in harten Euros zahlen, umgerechnet entsteht daraus für Google eine spürbare Mehreinnahme. Die er mit 120 USD Mio USD im letzten Quartal angibt. Das ist faktisch falsch. Denn laut Quartalsbericht Q3/07 spricht Google von 180 Mio USD (S. 24):
In addition, the weakening of the U.S. dollar relative to other foreign currencies (primarily the euro and the British pound) in the three months ended September 30, 2007, compared to the three months ended June 30, 2007 had a favorable impact on our international revenues, which increased $181.5 million period over period. Had foreign exchange rates remained constant in these periods, our revenues would have been approximately $24.2 million or 0.6% lower. The weakening of the U.S. dollar relative to other foreign currencies (primarily the euro and the British pound) in the three months ended September 30, 2007 compared to the three months ended September 30, 2006 had a favorable impact on our international revenues, which increased $842.7 million period over period. Had foreign exchange rates remained constant in these periods, our revenues would have been approximately $121.0 million or 2.9% lower.
Was auch völlig ok ist, dass Google Mehreinnahmen in USD verzeichnet, wenn der USD schwächer wird. Denn Google muss ja im Gegensatz zu anderen Handelsgeschäften (so zB im Tourismusbereich, wenn TUI mit ausländischen, Non-Euro Hotels Garantiebetten-Vereinbarungen trifft = „ich nehme Dir 100 Betten pro Monat ab, Du bekommst dafür X goldene Taler“) keine fixen Leistungsversprechungen im Voraus machen und sich vor Währungsschwankungen absichern. Zudem Google die Einnahmen stets in Landeswährung leistungsbezogen kassiert (finanziert durch die lokalen Werbekunden) und nur einen Teil davon an die lokalen Publisher (AdSense-Kunden) auszahlt, genau genommen rund 29%. Und außerdem, 52% seiner Einnahmen generiert Google in den USA.
– und Dirk setzt hinzu, dass Google über 99% seiner Einnahmen aus AdSense generiert, was nun völlig danebengeschossen ist. Denn Googles Quartalsbericht sprich hier eine eindeutige Sprache:
65% der Einnahmen im Q3/07 wurden über Google-Sites generiert (2.7 Mrd USD), 34% über fremde Seiten (1,4 Mrd USD), überwiegend aus dem AdSense-Business. Siehe Seite 22+23. Laut Google wurden hierbei von den AdSense-Einnahmen rund 1.2 Mrd USD an die Publisher ausgeschüttet (seite 25).
– so zieht er den Schluss, dass der deutsche Blogger aufgrund des schwachen Dollars weniger verdient, auf der anderen Seite Google dafür mehr einnimmt, was also ungerecht wäre. Das ist so oder so -ob nun mit der logischen Argumentationskette über Googles Einnahmequell AdSense iHv 99% oder ohne- nicht richtig.
– richtig ist imho, dass der deutsche Blogger keine spürbaren Einnahmeschwankungen aus deutschsprachigen Blogs verzeichnet, wenn sich der Dollarkurs ändert. Ebenso ist es falsch, dass Google mit AdSense nahezu 100% seiner Einnahmen generiert. Und auch bei den Klickpreisen ändert sich zunächst nix, solange es keine Interdependenzen im AdWords/AdSense-Auktionssystem seitens internationaler, in USD-Währung rechnender Konkurrenten gibt.
– Zusatz aufgrund Kommentaren zwecks Verfeinerung: Ein Google-AdSense-Monat besteht aus einem Kalendermonat, 30 Tage im Schnitt. Man muss sich fragen, ob Google den Dollarkurs nicht nur zum Ausschüttungszeitpunkt berechnet. Fällt der Dollarkurs von Ausschüttungszeitpunkt 1 (Januar) zu Ausschüttungszeitpunkt 2 (Februar) markant, hängt es davon ab, ob Google tageweise die einzelnen 30 Tage neu berechnet. Sagen wir, am 30. Januar war der USD:Euro 1:1.30, am 28. Februar steht der Dollar auf 1:1.40. Berechnet Google nachträglich die einzelnen Einnahmetage -die in USD ausgewiesen werden- zum Schlusskurs am Monatsende, hält dabei den Anfangskurs den ganzen Monat von der Anzeige her fest oder rechnet Google mit tagesaktuellen Umrechnungskursen, und rechnet dann alle Tage nach oder summiert lediglich auf und zieht zur Euro-Endumrechnung den „Schlusskurs“?
1. Tag 1:1.31 auf 1:40 + 2. Tag 1:1.32 auf 1:1.40 + 3. Tag 1:1.32 auf 1:1.40 +… oder
1. Tag 1:1.31 + 2. Tag 1:1.32 + 3. Tag 1:1.32 + … oder
1. Tag 1:1.30 + 2. Tag 1:1.30 + 3. Tag 1:1.30 + … oder
1. Tag 1:1.30 auf 1:1.40 + 2. Tag 1:1.30 auf 1:1.40 + 3. Tag 1:1.30 auf 1:1.40 + …
(mitteln geht btw auch, Endkurs+Anfangskurs/2, ja, öhm, was bei linearen Verläufen völlig ok ist:))
Sollte der Dollarkurs „erheblich“? innerhalb von 30 Tagen gefallen sein und Google nicht mehr tageweise nachberechnen, kann es tatsächlich zu leichten Mindereinnahmen führen. Umgekehrt muss man natürlich fragen, zu welchem Kurs bzw ob die einzelnen Einnahmetage tagesaktuell gerechnet werden? Denn, der Euro-Werbekunde gibt seinen Klickpreis immer in Euro an. Ich nehme mal stark an, dass Google bei der tagesaktuellen Einnahme stets den Endkurs der letzten Ausschüttung zugrundelegt und dem Publisher pro Tag damit anzeigt, bei dem nächsten Ausschüttungszeitpunkt jedoch den aktuellen Währungskurs zieht, die einzelnen Umsatztage mit diesem Schlusskurs rechnet und die Monatseinnahme erst dann in Euro umrechnet (Alt. 4 oben). Sonst würde der Publisher ständig nachträgliche Änderungen bei seinen Tageseinnahmen feststellen (tagesaktuelle Devisenkursumrechnung, auch nachträglich bis zum ersten Tag des aktuellen Monats zurück), was aber so in der Praxis tatsächlich nicht vorkommt. Die Anzeige der Tageseinnahmen bleibt stets fix imho, oder? Das hat zunächst mit den Bilanzierungsrichtlinien nix zu tun, wie Google intern rechnet, muss aber letztlich mit den US Accounting Standards übereinstimmen, die bedeuten, dass man stets Einnahmen ausweist, auch wenn diese noch nicht realisiert sind (im Gegensatz zum deutschen Bilanzrecht, wenn mich nicht alles täuscht). Das würde für eine recht genaue Devisenkursumrechnung sprechen und gereicht dem Publisher nicht zum Nachteil. Hm… grübel..
Ok, Dirk, nimms mir nicht übel, korrigier halt Deinen Artikel, wenn Du denkst, dass meine Schlussfolgerungen und Korrekturen richtig sind. Und ein frohes Weihnachten, so oder so;)
Update: siehe Kommentare, vaD Dirks Kommentar. Btw, kein Grund, nun Dirk wegen mangelhafter Sorgfalt eines Journalisten zu kritisieren, man kann doch wunderbar über das Thema diskutieren, ohne Totschlagargumente zu verwenden, trägt zur Diskussion nicht viel bei;)