Lebenslänglich.. hört sich nach Strafe an:)) Aber zwischen den Jahren habe ich mich selbst gefragt, wie lange ich denn eigentlich überhaupt noch bloggen möchte? Antwort: Ich nehme an, dass es auf lange Zeit kein Tool mit dem gesamten Szenario drumherum (Plugins én masse, Templates, RSS, Blog-Suchmaschinen und -Kataloge, etcpp…) geben wird, dass Blogs als Personal Publishing System den Rang ablaufen wird. Im Umkehrschluß heißt das aber auch, dass für mich persönlich das Blog ein ideales Medium darstellt, um sich miteinander auszutauschen. Zumal es im geschäftlichen Sinne mE kein besseres Tool gibt, um sich seine eigene Präsenz aufzubauen. Social Networks mögen ihre Vorzüge haben, für mich ist aber die Unabhängigkeit von einem Anbieter viel wichtiger, um auf Dauer sein virtuelles Wohnzimmer (!!!) nach eigenem Gusto auszugestalten. Herkömmliche Websites sind selbstverständlich auch geeigente Medien, doch geht mir dabei das dialogische und vernetzte Element im Wesentlichen ab.
Nun, die Erkenntnis, dass das eigene Blog womöglich einen lebenslang begleiten wird, ja, auch in evolutionären Schritten sich weiterentwickeln wird (wer weiß schon, was die Technik noch alles bieten wird), mag zunächst profan erscheinen. Für mich ist es das aber ganz und gar nicht, wenn man auf einmal einem solch langfristigen Zeitraum von möglicherweise weiteren 40 Lebens- und Blogjahren gegenübersteht, wo man doch vorher nur in Zeiträumen von „schauen wir mal bis zum nächsten Jahr“ dachte. 40 Jahre + 5 Jahre bisher Bloggen = 45 Jahre andauernde Präsenz im virtuellen Raum.
Menschen entwickeln sich als Persönlichkeit weiter (manche werden auch zurückentwickeln sagen, je nach Perspektive;). Wenn mein Blog demnach meine Person wiederspiegelt, wird es ebenso meine sich veränderliche Einstellung zu allen möglichen Dingen und Einflüssen mehr oder minder transparent für Außenstehende offenbaren. Ich denke, dessen sollte man sich bewußt sein. Über 45 Jahre im virtuellen Bereich eine Person eines kleineren, öffentlichen Raums zu sein, mag nicht jedermanns Sache sein und von vielen womöglich als Nachteil empfunden werden. Ich kenne zahlreiche Blogger, die der Meinung sind, dass man sie als gesamte Person nicht via Blog wahrnehmen kann, weil sie bewusst auf – ihrem Vernehmen nach – wichtige Lebensdetails verzichten. Doch wie uns Psychologen glaubhaft wahrmachen ist das ein Trugschluss. Durch das, was man schreibt und wie man es schreibt, durch die Art zu denken und Schlußfolgerungen zu ziehen, offenbart man zwangsweise mehr, als manch einem lieb ist.
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Schön, man steht also vor einer sehr langfristigen Präsenz und vor einer ungewohnten Transparenz. So what? Es bedingt, dass man von außen sich Einflüssen gegenübersieht, die wie im realen Leben die eigene Person anders wahrnehmen. Positiver oder negativer, bestimmte Eigenheiten andichten oder abdichten. Bestimmte Erwartungen und Ansprüche stellen. Im realen Leben wird man davon manchmal beeinflusst, manchmal auch überhaupt nicht. Aber man reagiert auf Dritte. Und man muss in der Lage sein, das für sich zu verarbeiten. Ein im Grunde genommen normaler, menschlicher Prozess von Verhaltensweisen und Charakterfragen. Doch eines bleibt dabei sowohl im realen als auch im virtuellen Leben gleich: Man agiert stets so, wie die eigene Pesönlichkeit gebaut ist. Man kann nicht aus sich heraus und ändert auch nur höchst selten seine gesamte Lebenseinstellung, wenn überhaupt, aufgrund bestimmter Vorkommnisse. Nur, auf einem Blog passiert das alles noch viel heftiger und intensiver. In kürzester Zeit prasseln von noch viel mehr Ecken und Enden unterschiedlichste Menschen, Erwartungen, Meinungen und Expertisen (insb. auf Fachblogs) auf einen ein. Untereinander, miteinander, gegeneinander. Alles zugleich. Hilfe? Hilfe, ja, kann heftig sein und ist auch heftig:) Auch damit muss man umzugehen lernen, was das bedeutet und wie man sich nun verhalten soll. Königswege? Gibt es nicht. Jeder muss das mit sich selbst ausmachen. Auf die ihm eigene Art und Weise zu reflektieren.
Unklar? Konkreter aufs Bloggen bezogen? Mit Zunahme der Bekanntheit dieses Blogs steigen teilweise die Erwartungen von Lesern. Zusprüche wie auch Kritiken. Seitens neuen wie auch alteingestammten Lesern. Manch einer erwartet (da haben wir sie also, die Erwartungen), dass man seiner Rolle als relativ gut besuchtes Blog gerecht wird. Aber ein jeder hat da so seine eigenen Ansprüch an Dich:) Zu allem, was man so vor sich hin brabbelt. Objektiver werden sollst Du, neutraler, gerechter, besser, höher, intelligenter. Perfekt? Ui… das entwickelt sich in der Tat mit der Zeit zu einem echten Problem, wenn man sich vorher im Grunde nie großartig Gedanken gemacht hat, was das eigene Blog nun tatsächlich darstellt oder bedeutet. Ich hatte dabei in diesem steten Grundrauschen aus täglichem Feedback zu einer Vielzahl von Blogpostings stets versucht, diesen für mich empfundenen steigenden Erwartungen an mein Blog und meine Person irgendwie gerechter zu werden. „Je bekannter das Blog wird, desto professioneller musst Du auch werden“ nach dem Motto quasi. Wie ein publizistisches Organ vom Schlage der großen Presse, die sich bestimmten Verhaltenskodizes unterwerfen, so gut es geht. Factchecking aus mindestens zwei Quellen, sachlich, nie meinungsbezogen auf die Person des Journalisten, unabhängig, neutral (ja, die Theorie, aber immerhin, so sieht man nun einmal die Presse). Hinzukommt ein nicht unwesentlicher Aspekt: Nahezu jeden Tag wirst Du gepimpt. Von PR-Agenturen, anderen Bloggern, Menschen mit Projekten. Die Dir weismachen, dass Dein Blog wichtig sei. Wer sagt Dir schon in Deinem normalen Leben, dass Du wichtig bist? Hey, ich leide nicht an einem Mangel an Selbstbewußtsein, aber ich leide auch nicht unter Größenwahn. Doch nur wegen dem Blog sollst Du nun etwas Besonderes sein? Was Besseres gar? Wichtiger als andere? Niemand ist als Mensch davor gefeit, sich geschmeichelt zu fühlen und bevor man es sich versieht, glaubt man den Scheiß auch noch. Das erklärt mir selbst wohl auch den Grund, warum ich mich nur zu gerne auf den Arm nehme und viele Dinge eher durch die humorig-satirische Schiene betrachte, um in dieser kleinen Blog-Welt (von außen betrachtet, von innen betrachtet erscheint sie schon alleine wegen der abertausenden Kontakte zu Menschen für Dich als Blogger gigantisch groß) nicht abzudrehen und den spinnerten Wichtigtuer rauszukehren. Selbstschutz, reiner Selbstschutz ist das. Vor sich selbst und den Dritten, die einem alles mögliche mit der Zeit andichten. Und dennoch möchte man es besser, gerechter, professioneller machen. Bei diesem ganzen Strecken und Recken nach mehr irgendetwas angeblich Höherem vergisst man dabei nur zu schnell, dass das eigene Blog kein unabhängig von Deiner Person im Raum stehendes Medium ist. An diesem Limiter kommst Du nicht vorbei. 45 Jahre kann man nur sich selbst spielen, nichts und niemand anders. Oupsala!
Das Blog ist wie oben beschrieben nix anderes als das Abbild meiner Person. Ich kann niemals eine FAZ, eine TAZ, ein Handelsblatt oder was auch immer sein. Robert Basic ist lediglich eine einzelne Person. Und damit auch das Blog. Das Blog bin ich. Und damit? Muss ich auch akzeptieren, gerade wegen der langfristigen Präsenz, dass es immer nur das sein wird, was ich bin und wie ich momentan ticke. Ich brauche erst gar nicht nach etwas anderem zu streben, das besser sein mag. Ich muss „nur“ ich selbst sein und nicht etwas anderes sein wollen, was ich nicht bin und nicht sein kann. Und zu meinen Fehlern, meinem Quatsch, meinen manchmal auch richtigen Worten und Einstellungen stehen. Öffentlich, autsch, aber wie mit allen Dingen muss man Vor- und Nachteile akzeptieren. Dazu gehört es auch, dass man Menschen Unrecht oder Recht tun kann, obwohl das Blog natürlich einem viel stärkeren Öffentlichkeitsfaktor unterliegt als das Zwiegespräch in einem Cafe.
Genau an dieser Stelle trennt sich die Spreu vom Weizen: Ich kann mich als Person nicht mit irgendwelchen Blog-Kodizes umhüllen (was man stets in der Blogosphere lesen wird von solchen Versuchen, persönliche Verhaltensweisen zu eichen, von denen ich mittlerweile aus den o.g. und u.g. Gründen nix halte und halten darf), als eine quasi höhere Instanz, auf die man alles schieben kann. Ich als Person muss dazu stehen und zeigen, wie ich sowohl mit meinen positiven aber auch negativen Eigenheiten umgehe. Im Laufe der nächsten 40 Jahre. Nur daran kann man mich messen, nicht aber zB mit steigendem Traffic, steigender Verlinkunsdichte, irgendwelchen Blogcharts und daraus resultierend steigenden Erwartungen, die irgendwann ins Abstruse abgleiten, wo man locker unter den hehren Ansprüche drunter durchlaufen würde. Und ich kann auch nur so dem oftmals formulierten Erwartungsdruck von Dritten in eigener .. das richtige Wort… Ausgeglichenheit mit mir selbst als Blog-Person ins Auge sehen. Ohne daran zu scheitern. Weil ich nicht scheitern wollte. Es geht aber eben nicht um Scheitern, jemanden gerecht werden.
Es wird ein langer Prozess sein, dass sowohl die Blogger wie auch die Blog-Leser einander besser verstehen werden. Dass eben ein bekannteres Blog keinen höherwertigeren Richtlinien bzw publizistischen Anforderungen unterliegt. Und es wird jedem Blogger mit der Zeit so gehen imho: alleine durch die Zeit hinweg wird es automatisch bekannter. Und damit werden die Ansprüche wachsen. Formulier das so nicht, sag das so nicht, mach das so nicht. Doch, wie im realen Leben auch gilt: Mein Gegenüber messe ich ja auch nicht nach irgendwelchen Qualitätsmaßstäben wie ich es bei einem Produkt tun würde. Das höhere Blogwesen gibt es nicht, nur den Menschen dahinter. Obwohl man ausgerechnet von Blogs noch viel mehr Transparenz, Nachvllziehbarkeit etc abverlangt. Als wäre das öffentliche Zuschaustellen von Meinungen und Persönlichkeiten nicht genug. Weiter Bogen gedanklich: Versuche, den Menschen vorzumachen, dass manche Rassen höherwertiger sind, haben sich geschichtlich gesehen als Fehlentwicklung erwiesen, wenn auch diese Fehlentwicklungen imho in allen Gesellschaften anhalten, nur in einer anderen Form (in D ist zB der soziale Status bedingt durch Geburt und Einkommen ein wesentlicher Qualitätsaspekt im menschlichen Miteinander, der eines Tage hoffentlich ebenso auf der Müllhalde der Menschheitsgeschichte landen wird).
Ergo? Beispiel: Sollte also ein Blogger ein kostenloses Noetbook von Microsoft erhalten, muss er das imho zunächst mit sich selbst ausmachen. Wenn er/sie damit klarkommt, wo ist das Problem? Bin ich ein Richter, der das Urteil über jemanden fällt? Nö! Ich mag meinen Senf dazu abgeben, aber wenn mir dieser Blogger mit sich selbst im Reinen erscheint, so what. Ich kann ihn dafür mögen, hassen, whatever, aber ich bin nicht der, der andere ändern möchte. Jedem das seine. Ich hatte mich zB damals über die Opel-Aktion geärgert und auch lange gebraucht, bis ich die Worte von Felix Schwenzel aka Wirres verstanden hatte. Dass er das, was er tut, auf seinem eigenen Kappes wächst und das nicht für andere tut. Heute kann ich das gut nachvollziehen. Er steht dazu und genau das ist es auch, was das Bloggen auch ausmacht: Die Person zu sein, die man ist. Und nicht jemand anders, wie ihn andere gerne umformen möchten. Wie er bloggen, sich anziehen und was er sagen soll. Wenn jemand eine andere Meinung oder eine andere Einstellung hegt, gut, wir leben Gott sei Dank in einem Land, wo man sich das erlauben darf. Wunderbar! Was nicht heißt, dass man sich nun nicht positiv beeinflussen lassen sollte, sollte man auf dem falschen Dampfer sein. Doch bitte nicht, nur um hohe „Es“-Standards zu erfüllen, die man womöglich Firmen auferlegen würde, die aber nix mehr mit der eigenen Person zu tun haben. So haben mir viele Erlebnisse während der 5 Jahre Bloggerei Einiges gebracht, mich auch als Person verändert. Auf einige Dinge bin ich sehr stolz, auf einige Dinge nicht. Doch dem vermeintlichen Streben, es jedermann und jederfrau nur wegen dem steigendem Bekanntheitsgrad des Blogs es gerecht machen zu wollen, das kann nicht das Ziel sein und es macht auch keinen Sinn, da man so nur im Sinne von Verlieren niemals seinen …ja… inneren Frieden mit dem Bloggen finden wird. Be yourself! Und verlass Dich nicht auf einen Kodex, der nicht aus Dir selbst und Deinen eigenen Erkenntissen stammt. Gut, wenn Du einen selbst formulieren magst und kannst, aber kopier keine 08/15 Blogverhaltensregeln, wie und was Du bloggen sollst. Du bist nicht ich, ich nicht Du. Und dafür habe ich 5 Jahre Bloggeria benötigt? Nun ja, manche brauche etwas länger;) Ich bin ein schrecklich sturer Mensch, der Verhaltensnormierungen super misstrauisch gegenübersteht. Man muss schon selbst durch, sich selbst die Finger verbrennen (ja, ja, die Geschichte….). Sprich: Ich werde weiterhin fluchen, loben, meckern, weinen, lachen, palavern, Bullshit erzählen, Witze bringen, Videos senden, whatever, was das Zeugs hält. Ob nun mit einem Leser oder 1000000 Leser. Es spielt in der Tat keine Rolle. Da mich eben auch 1 Mio Leser nicht zu einem anderes Etwas machen als 1 Leser.
Es mag sein, dass dieser Beitrag mehr weiblich als männlich erscheint. Männlich im Sinne, wo ein Problem da eine Lösung. Es gibt hier weder eine Problemstellung noch eine Lösungsaufgabe. Es handelt mehr um das offene Verarbeiten und Resümieren von fünf Jahren Bloggen und Blog-Eindrücken, die ich – für mich eher ungewohnt – ohne Lösungsfindung verarbeitet habe (ITler neigen aufgrund ihrer Tätigkeiten eher zu einem logischen, nüchternen Denken in Problem/Lösungskategorien). Was auch immer Ihr also daraus für Euch ableiten könnt oder ob Ihr Euch überhaupt einen Reim darauf machen könnt, weiß ich leider nicht. Erkenntnisse zu vermitteln ist stets höchst beschwerlich, wenn man manche Dinge uU nicht auf der Gefühlsebene menschlich nachvollziehen kann. Wie heißt es in Matrix? Durch die Tür musst Du selbst, ich kann Dir nur den Weg zeigen.
Es ist wohl nicht ohne Grund, dass ich ausgerechnet dieses Video zu einer meiner eigenen Blog-Philosophien auserkoren habe. Man möge auf den Text achten oder einfach nur auf den schönen Refrain God’s Gonna Cut You Down:
wie ein Kommentator so schön sagt:
they start with nothing and die with nothing
you cant take your millions beyond
Ich würde wohl eher sagen „Asche zu Asche, Staub zu Staub“ im Sinne der Bescheidenheit und als bloggender Mensch, nicht mehr und nicht weniger :))
das Schöne an so langen Artikeln hat btw auch einen Vorteil bzw Nachteil: 99% sind solche Artikel zu langatmig. Manchmal muss man Dinge auch quasi für sich selbst runterschreiben, sonst weiß man morgen nicht mehr, was man gestern an Erkenntnisgewinnen mitgenommen hat.. rofl